Luftfahrt

Bei der AUA wackeln 1.000 Jobs

01.11.2006

Die AUA verkauft 5 Airbus-Flugzeuge und baut Personal ab. Damit sollen 350 Millionen Euro gespart werden.

Zur Vollversion des Artikels
© (c) AUA/Airbus Industrie/HPK
Zur Vollversion des Artikels

Die Austrian Airlines (AUA) schalten beim Sanierungstempo den Nachbrenner zu: Nach schweren Verlusten auf der Langstrecke werden fünf Airbus-Flugzeuge (A340, A330) abgegeben und die Fernreisedestinationen gekürzt. Im Gegenzug soll es mehr Flüge nach Nordamerika geben.

Die geplante Kapitalerhöhung und der damit verbundene Kapitalschnitt wurden am Donnerstag bei einer außerordentlichen Hauptversammlung (HV) mit großer Mehrheit abgesegnet. Sie soll laut AUA-Vorstand 350 Mio. Euro bringen. Nach Widerspruch von Aktionärsseite wird sich voraussichtlich auch ein Gericht mit der geplanten Kapitalerhöhung befassen.

Aktionäre wehren sich
"Angesichts der Umstände der Beschlussfassung und insbesondere auf Grund der Kommentare des Vorstands" gab ein Aktionär Widerspruch zu Protokoll und kündigte eine Anfechtungsklage an. Die Begründung von Aktionär Rupert-Heinrich Staller: Der Vorstand hatte sich bereits im Mai bei einer HV eine Kapitalerhöhung genehmigen lassen, damals aber versichert, es handle sich um einen reinen Vorratsbeschluss, an eine Kapitalerhöhung noch im laufenden Jahr sei nicht gedacht.

Bei der heutigen HV schloss AUA-Chef Alfred Ötsch eine Kapitalerhöhung im laufenden Jahr aber nicht aus. "Für einen debt-equity-swap zu Gunsten der Banken stehe ich nicht zur Verfügung. Es kann nicht sein, dass 1.000 AUA-Mitarbeiter ihren Job verlieren, die Banken aber zu keinerlei Schuldennachlass bereit sind", sagte Staller zur APA.

1.000 Jobs wackeln
Wie viele Mitarbeiter die beschlossene Kürzung der AUA-Langstreckenflotte von 15 auf künftig 10 Maschinen und die Streichung von Asien- und Karibikstrecken ab dem Sommerflugplan 2007 bedeutet, wollte die AUA heute nicht sagen. Dazu gebe es Gespräche mit Belegschaftsvertretung. Expertenkreise hatten von einem möglichen Abbau von bis zu 1.000 der insgesamt 8.600 Mitarbeiter gesprochen. Zuvor hatte die AUA bereits den Abbau von rund 350 Stellen angekündigt. Der Abbau soll nach Möglichkeit ohne Kündigungen erfolgen, hieß es.

Piloten springen ab
Vor diesem Hintergrund scheinen die Streitigkeiten zwischen Vorstand und Belegschaft zumindest vorläufig vom Tisch zu sein. "In Anbetracht der Situation ziehen wir alle an einem Strang", erklärte Ötsch nach der Hauptversammlung. Auch AUA-Bordbetriebsratschef Wolfgang Hable bestätigte gegenüber der APA die absolute Priorität der geplanten Kapitalmaßnahme. Er zeigte sich zuversichtlich, dass keine Kündigungen notwendig seien. Es gebe im Moment Nachfrage nach Piloten, einige Kollegen hätten bereits gewechselt.

80 Mio. Verlust auf Langstrecke
Laut heute erstmals präsentierter Deckungsbeiträge besteht auf der Langstrecke der größte Handlungsbedarf für die defizitäre AUA. Nach internen Planungen wird die AUA heuer auf den Ferndestinationen rund 80 Mio. Euro Verlust einfliegen, nach -75,9 Mio. Euro im Jahr 2005. Auf der Kurz- und Mittelstrecke wird hingegen ein kräftiger Gewinn lukriert. 2005 lag dieser bei 23,7 Mio. Euro, heuer waren es in den ersten neun Monaten bereits 41,3 Mio. Euro.
Das satte Minus im Langstreckenbereich begründete der AUA-Boss mit dem zu geringen Einzugsgebiet und zu wenig Direktverkehr. Ohne Gegengesteuern würden alle anderen Sanierungsmaßnahmen verpuffen, so Ötsch.

Die an der Wiener Börse notierte AUA hatte im 1. Halbjahr 2006 ein Betriebsergebnis von minus 47,8 Mio. Euro eingeflogen. Ein Jahr zuvor war es mit Minus 64,1 Mio. Euro noch schlechter gewesen.

AUA bleibt bei Star Alliance
Ötsch bekräftigte heute die Mitgliedschaft der AUA im Luftfahrtbündnis Star Alliance um die Lufthansa. "Die AUA ist in der richtigen Allianz. Allianz ist Wettbewerb unter Freunden", meinte der AUA-Chef. Zuvor habe es auch ein Gespräch mit der Air France gegeben.

Die Evaluierung der Marke "Lauda Air" ist laut Ötsch beinahe abgeschlossen. Eine Entscheidung dazu soll es in den nächsten Wochen geben. Bei den ab Sommerflugplan 2007 wegfallenden Strecken handelt es sich durchwegs um Verbindungen der im Jahr 2001 übernommenen schwer verschuldeten Lauda Air.

Konkret aus dem Programm genommen werden ab 2007 die Flüge nach Shanghai, Phuket, Mauritius, Colombo/Male, Katmandu sowie die Australienflüge nach Sydney und Melbourne samt den Zwischenstopps in Kuala Lumpur und Singapur. Die Flüge in die USA werden um die Wiederaufnahme von Chicago verstärkt, weiter angeflogen wird u.a. Peking, Delhi, Mumbai/Bombay und Tokio. Im Dezember soll Erbil/Arbil im Irak neu ins Programm kommen.

Zur Vollversion des Artikels