Nord- und Südteil

Continental nach Schaeffler-Übernahme vor Aufteilung

25.01.2009

Die deutsche Continental AG steht nach der Übernahme durch den neuen Großaktionär Schaeffler vor der Aufteilung in einen Nord- und einen Südteil.

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Der alte Conti-Unternehmenskern, die in Niedersachsen angesiedelte Gummi- und Reifensparte, soll ausgegliedert werden. Somit verbleiben die Zuliefererbetriebe des M-Dax-Konzerns in Süddeutschland. Diese sollen künftig gemeinsam mit der fränkischen Schaeffler-Gruppe nach Bosch einen zweiten deutschen "globalen Champion" der Autozulieferbranche schaffen, wie das Unternehmen am Wochenende erklärte.

Bayern dementiert Bericht über Finanzspritze
Die bayerische Staatskanzlei dementierte einen Bericht über eine kräftige Finanzspritze für den hoch verschuldeten Schaeffler-Konzern. "Es gibt keine Zusage oder Vereinbarung über Staatshilfe", sagte ein Sprecher am Sonntag. Es werde jedoch mit Schaeffler über eine mögliche Unterstützung gesprochen.

Das "Handelsblatt" hatte berichtet, dass Bayern und Niedersachsen voraussichtlich jeweils eine halbe Milliarde Euro dem in Herzogenaurach angesiedelten Familienunternehmen Schaeffler einerseits und Continental in Hannover andererseits zukommen lassen wollen. Ein Continental-Sprecher kommentierte die Meldung auf Anfrage der Nachrichtenagentur AP nicht.

Bei der außerplanmäßigen Sitzung des Continental-Aufsichtsrats am Samstag in Hannover wurde eine Einigung über die künftige Verteilung der Schulden noch nicht erzielt, wie in Hannover verlautete. Bei der Sitzung, an der auch Schaeffler-Vertreter und der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) teilnahmen, verständigten sich die beiden Unternehmen aber auf die Grundlinien ihrer künftigen Zusammenarbeit. Danach zieht Schaeffler mit vier Mitgliedern in den Aufsichtsrat des Autozulieferers ein und stellt künftig den Vorsitzenden des Kontrollgremiums.

Unternehmenskern Gummi wird ausgegliedert
Der bisherige Conti-Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg stellt seinen Posten kurzfristig zur Verfügung, bleibt aber Mitglied des Gremiums und begleitet in dieser Position die Ausgliederung der Gummi- und Reifensparten mit rund 55.000 Beschäftigten. Als "Conti Rubber Group" sollen diese rechtlich und organisatorisch selbstständig werden. Auf lange Sicht wird damit auch Hannover als Sitz der alten Conti gerettet. Dieses selbstständige Herauslösen sei eine Bedingung des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) gewesen, berichtete das "Handelsblatt".

Der im Süden Deutschlands beheimatete Zulieferbereich mit rund 90.000 Mitarbeitern soll über kurz oder lang mit Schaeffler zusammengehen. In der Schaeffler Gruppe sind fast zwei Drittel der 66.000 Mitarbeiter im Zulieferbereich tätig.

Als Kandidaten für die vier Schaeffler-Sitze im Conti-Aufsichtsrat wurden Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler, ihr Sohn Georg Schaeffler, Geschäftsführer Jürgen Geißinger und Rechtsanwalt Rolf Koerfer benannt. Koerfer, der Schaeffler bei der Übernahme beraten hatte, soll auch Nachfolger von Grünberg als Aufsichtsratsvorsitzender werden, wie ein Conti-Sprecher sagte. Platz für einen Neuanfang macht der bisherige Vorstandsvize von Continental, Alan Hippe, der zu ThyssenKrupp wechselt, wie der Stahlriese in Düsseldorf bestätigte.

Mit dem vereinbarten Kompromiss zeigten sich alle Beteiligten nach der Sitzung zufrieden. Von Grünberg sprach von einer "Lösung im Interesse aller Beteiligten". Maria-Elisabeth Schaeffler äußerte die Überzeugung, "dass Schaeffler und Continental gemeinsam die wirtschaftlichen Herausforderungen erfolgreich meistern und eine große Zukunft haben werden". Conti-Chef Neumann erklärte, man wolle einen zweiten deutschen Zuliefer-Champion von Weltformat schaffen. Dazu müssten alle an einem Strang ziehen.

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