Gewinn-Bonus

Metaller-Lohn erstmals erfolgsabhängig

02.11.2006

Die Metaller- und Industrie-Löhne steigen per 1.11. fix um 2,6 Prozent. Erstmals gibt es auch einen erfolgsabhängigen Bonus.

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Im Lohnkonflikt bei den Beschäftigten der Metallindustrie haben Unternehmer und Gewerkschaften am Donnerstag doch noch einen Durchbruch erzielt. In der bereits vierten Runde einigten sie sich nach knapp zehn Stunden für die rund 180.000 Metaller und Industrieangestellten auf eine Lohnerhöhung von 2,6 Prozent und - überraschend - auch auf eine flexible Einmalzahlung je nach Ertragslage des Unternehmens.

Lohnerhöhung kann flexibel aufgeteilt werden
Schreibt das Unternehmen (auf Basis des Betriebsergebnisses - EBIT) Gewinne, muss es seinen Mitarbeitern zusätzlich 100 Euro ausschütten. Kann ein Unternehmen einen Betriebsverlust oder ein Null im EBIT nachweisen, entfällt die Einmalzahlung. Daneben haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer auch eine so genannte Verteiloption vereinbart. Nutzt ein Unternehmen diese Möglichkeit, muss es nicht jedem Mitarbeiter 2,6 Prozent zahlen, sondern kann die Lohnerhöhung flexibel unter seinen Mitarbeitern aufteilen. Allerdings muss es dann in Summe 2,9 Prozent mehr zahlen und jedem einzelnen Mitarbeitern auch dann mindestens 2,4 Prozent.

Ein Prozent Reallohnerhöhung
Gemessen an der für heuer erwarteten Inflation von 1,6 Prozent bringt der neue Kollektivvertrag den Beschäftigten der Metallindustrie mindestens ein Prozent Reallohnerhöhung. Vereinbart haben die Verhandler auch eine Anhebung der Lehrlingsentschädigungen um 2,6 Prozent sowie eine Erhöhung der Zulagen und Aufwandsentschädigungen in Höhe der Inflationsrate. Der Abschluss gilt rückwirkend per 1. November und hat traditionell Signalwirkung auf alle weiteren KV-Runden.

Abschluss mit Vorjahr vergleichbar
Betrachte man das gesamte Paket, ergebe sich ein Abschluss "in der Größenordnung des Vorjahres ", sagte der neue Chef der Metaller-Gewerkschaft, Erich Foglar, nach der erzielten Einigung. Sein Vorgänger Rudolf Nürnberger hatte 2005 3,1 Prozent Lohnerhöhung herausgeschlagen - wohlgemerkt bei deutlich höherer Inflation von 2,3 Prozent. Foglar sprach am Donnerstagabend von einem " wirtschaftskonformen Abschluss, zu dem letztendlich beide Seiten gerade noch 'Ja' sagen konnten". Die Positionen seien bis zum Schluss "sehr, sehr weit auseinander" gewesen. Die Vereinbarung komme den Menschen in den Firmen entgegen, sei aber durch die flexible Einmalzahlung auch eine Stütze für die Betriebe. Von der Einmalzahlung befreit würden Unternehmen mit Betriebsverlust aber nur dann, wenn sie nicht Teil eines Konzerns sind.

Der Chef-Verhandler der Unternehmer, Hermann Haslauer, geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Metall-Betriebe ein ausgeglichenes oder negatives EBIT erwirtschaften und daher keine Einmalzahlung leisten müssen. Allerdings beschäftigen diese Betriebe seiner Schätzung nach nur 15 bis 20 Prozent der Metallarbeiter und -angestellten insgesamt. Haslauer erklärte: " Die Tür zu neuen Lohnmodellen ist damit aufgemacht worden. Für den Standort wird das eine entscheidende Verbesserung sein." Haslauers Stellvertreter Christoph Hinteregger sprach von einem für die Unternehmen "absolut vertretbaren" Abschluss, zumal die Konjunkturentwicklung in den Metallbetrieben an sich gut sei. Die Flexibilisierung sei ein "ganz großer Schritt". Das Modell solle nun in den nächsten eineinhalb Jahren noch weiter entwickelt werden, so Hinteregger.

Auch Verlängerung der Verfallfristen
Ausverhandelt haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer auch eine Verlängerung der Verfallsfristen für Ansprüche des Arbeitnehmers nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses - wie etwa die Abrechnung von Überstundenzuschlägen oder Urlaubsansprüchen. Dabei ist auch die Anrechnung der Karenzzeiten auf 22 Monate verlängert worden.

Die KV-Verhandlungen der Metaller sind heuer besonders hart gewesen. Vor der Einigung am Donnerstag hatten in den vergangenen Wochen zwei zähe Nachtsitzungen keine Einigung gebracht. Die Gewerkschaft hatte vergangene Woche bereits Betriebsversammlungen abgehalten und mit weiteren Protestmaßnahmen gedroht, wenn es am Donnerstag neuerlich zu keiner Einigung gekommen wäre.

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