60 Tage Zeit
Obama setzt Autoindustrie unter Druck
30.03.2009
Bei der Krise um die maroden Autobauer General Motors und Chrysler setzt die US-Regierung auf Härte. Präsident Obama stellte eine letzte Frist zur Vorlage tragfähiger Sanierungskonzepte, andernfalls müsse ein Insolvenzverfahren eingeleitet werden.
Obama gab dem früheren Branchenführer General Motors 60 Tage Zeit, um "einen besseren Geschäftsplan" vorzulegen. Dem Chrysler-Konzern räumte er 30 Tage ein, um die Verhandlungen über einen Einstieg des italienischen Autobauers Fiat abzuschließen. Die bisher von den beiden Unternehmen vorgelegten Sanierungspläne gingen "nicht weit genug", um den Einsatz weiterer Steuergelder zu rechtfertigen, kritisierte Obama.
Insolvenzverfahren möglich
Die Einleitung von
Insolvenzverfahren wollte Obama ausdrücklich nicht ausschließen. Beide
Konzerne benötigten einen "Neubeginn", sagte er. "Dies könnte bedeuten, dass
wir unser Konkursrecht nutzen, um eine schnelle Umstrukturierung zu
unterstützen". Auf Arbeitnehmer, Gläubiger und Anteilseigner kämen
"schmerzhafte Zugeständnisse" zu.
Europa als Vorbild
Obama verkündete eine Serie von Maßnahmen, um
den Absatz von Autos in den USA zu fördern. Beim Kauf neuer Autos und der
Verschrottung alter Wagen bis Ende des Jahres würden mehrere hundert Dollar
vom Finanzamt rückerstattet. Die USA orientieren sich dabei offenbar an
Vorbildern wie etwa der Abwrackprämie: "Solche Maßnahmen waren bereits in
einer Reihe europäischer Länder erfolgreich", sagte Obama. Zudem wolle die
Regierung ihr Programm zur Kreditvergabe an Autokäufer ausbauen und selbst
neue Wagen anschaffen.
Ungenügende Sanierungspläne
Die von Obama eingesetzte
Expertengruppe hatte zuvor nach wochenlanger Prüfung bekanntgegeben, die von
GM und Chrysler vorgelegten Sanierungspläne in ihrer jetzigen Form nicht
anzunehmen. "Die Pläne von GM und Chrysler zeigen keinen glaubwürdigen Weg
zur Überlebensfähigkeit auf", hieß es in dem Bericht. "In ihrer
gegenwärtigen Form rechtfertigen sie keine umfangreichen neuen Investitionen
von Steuergeldern."
Rücktritt von GM-Chef
In der Nacht zu Montag war
bekanntgeworden, dass GM-Chef Wagoner auf ausdrücklichen Wunsch des Weißen
Hauses seinen Posten räumt. Wagoner stand seit 2000 an der Spitze von GM.
Obama betonte, dass der Vorgang "keine Verurteilung von Herrn Wagoner"
bedeute. "Es ist aber eine Anerkennung der Tatsache, dass es einer neuen
Vision und einer neuen Richtung bei GM bedarf."
17 Mrd. Dollar gefordert
GM und Chrysler hatten bereits im
Dezember 17,4 Mrd. Dollar (13,2 Mrd. Euro) Hilfe vom Staat bekommen. GM will
mindestens 16,6 Mrd. Dollar mehr, um sein Überleben zu sichern. Obama ließ
offen, ob GM weitere Milliardenspritzen über die 60-Tage-Frist hinaus
bekommt. Für Chrysler stellte er weitere 6 Mrd. Dollar in Aussicht, falls
der Einstieg des italienischen Autobauers Fiat binnen 30 Tagen perfekt sein
sollte.