Sog der Finanzkrise

ÖBB droht Totalausfall der veranlagten Gelder

19.10.2008

Die Bundesbahnen könnten nächstes Opfer der Finanzkrise werden. Sie haben in isländische Bankrott-Banken investiert.

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© Reuters
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Den ÖBB drohen im Lichte der Finanzkrise der Totalausfall der veranlagten Gelder - laut "profil" und "Der Standard". Den bis dato nur Buchverluste produzierenden Collateralized Debt Obligations droht demnach der Todesstoß aus Island. Ex-Generaldirektor Martin Huber hat die ÖBB unterdessen auf gut 836.000 Euro geklagt.

Fass ohne Boden
Die 2005 eingegangenen Spekulationsgeschäfte der ÖBB in Höhe von 612,9 Mio. Euro entwickelten sich im Lichte der Finanzkrise zu einem Fass ohne Boden. Nachdem Ende 2007 bereits Buchverluste von 242 Mio. Euro berücksichtigt werden mussten, könnten es heuer bereits 350 Mio. Euro werden.

4 schwere Brocken
Unter den über 200 Titeln, von deren Erfolg dieses Wettgeschäft abhängt, befinden sich auch die verstaatlichten drei isländischen Banken Kaupthing, Landsbanki und Glitnir. Der vierte "dicke Raubfisch" im Derivate-Pool der ÖBB ist demnach die vor drei Wochen aufgefangene US-Sparkasse Washington Mutual.

Reichen die Rücklagen?
"Kippen die 18 bis 25 am stärksten gewichteten Titel, dann kippt der ganze Deal", so ein ÖBB-Aufsichtsratsmitglied. Dann würden 300 Mio. Euro Rücklagen nicht reichen, dann sei "der ganze Topf" fällig. Weg wäre das Geld dann real aber noch immer nicht, denn bis zum Ende der Laufzeit 2015 könnte sich alles wieder ins Positive drehen und brächte der Bahn einen Buchgewinn.

Cross-Border kostet
Auch die Cross-Border-Leasings (CBL), mit denen u.a. Waggons für Jahrzehnte an US-Trusts verleast und dann wieder zurückgeleast wurden, verursachen zusätzliche Kosten, weil Leasingraten von 80 bis 100 Mio. Euro vom soeben geretteten US-Versicherer AIG losgeeist werden müssten. Derzeit prüfen die ÖBB, ob dafür vorgesorgt werden muss und ob zumindest einige der 17 hochkomplizierten Leasing-Deals wieder aufgeschnürt werden können.

Huber klagt Bahn auf Zahlung
Der frühere ÖBB-Chef Martin Huber hat den anlässlich seines vorzeitigen Ausscheidens geschlossenen Konsulentenvertrag einseitig aufgelöst und klagt nun eine Vertragssumme von 836.654,52 Euro einschließlich Zinsen und Umsatzsteuer ein. Das geht aus einer am 6. Oktober beim Handelsgericht Wien eingebrachten Klage hervor. Begründet wird die Klage damit, dass sich die ÖBB weigerten, den vereinbarten Zahlungen nachzukommen.

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