Ende des Gas-Streits

Russland liefert wieder Gas nach Europa

20.01.2009

Die OMV rechnet damit dass das Gas "demnächst" ankommt. Russland und die Ukraine hatten den Gas-Streit mit einem neuen Abkommen beigelegt.

Zur Vollversion des Artikels
© AP
Zur Vollversion des Artikels

Russland hat nach fast zwei Wochen die Gaslieferungen über die Ukraine nach Europa wieder aufgenommen. Ein Sprecher des Staatskonzerns Gazprom erklärte am Dienstag in Moskau, seit 10.30 Uhr (08.30 Uhr MEZ) werde wieder Gas gepumpt. Als Konsequenz aus dem ukrainisch-russischen Gasstreit forderte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso, die EU müsse die Abhängigkeit von Moskau und Kiew vermindern.

Gas trifft am Mittwoch in Österreich ein
Nach zweiwöchigem Lieferstopp hat russisches Gas im Transit durch die Ukraine am Dienstag die Slowakei als erstes EU-Land erreicht. Bundeskanzler Werner Faymann (S) ging nach dem Ministerrat davon aus, dass die ersten Gaslieferungen aus Russland morgen Nachmittag in Österreich eintreffen würden. Erfreut zeigte sich der Regierungschef, dass die Slowakei zumindest vorerst das Atomkraftwerk Bohunice nicht wieder in Betrieb genommen habe. Sollte Bratislava doch eine entsprechende Maßnahme setzen, habe Premier Robert Fico zugesagt, Wien davor zu informieren. Auch die OMV rechnet mit russischem Gas "in den nächsten zwei, drei Tagen" oder "auch früher". Das hänge davon ab, wie sich die Situation in der Ukraine darstelle.

Total-Blockade seit 7. Jänner
Russland hatte die Erdgaslieferungen in die Ukraine am 1. Jänner gestoppt. Am 7. Jänner wurde auch der Erdgastransit in die EU-Länder eingestellt. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, für das Dilemma verantwortlich zu sein. Hintergrund des Lieferstopps war ein Streit zwischen Russland und der Ukraine um die Gaspreise.

Neues Abkommen
Erst am Montag hatten Russland und die Ukraine ein Abkommen zur Beendigung ihres Gasstreits unterzeichnet und damit den Weg für eine Wiederaufnahme der Lieferungen in die EU frei gemacht. Die vom russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin und seiner ukrainischen Kollegin Julia Timoschenko erzielte Einigung sieht vor, dass die Ukraine künftig einen deutlich höheren Preis für Gas aus Russland zahlt.

Preise festgelegt
Die Ukraine wird demnach 360 Dollar (278 Euro) pro 1.000 Kubikmeter bezahlen müssen. Im vergangenen Jahr waren es nur 179,50 Dollar. Der neue Preis für die Ukraine liegt damit aber immer noch 20 Prozent unter den europäischen Marktverhältnissen. Allerdings wird erwartet, dass die Gaspreise in Europa angesichts der sinkenden Nachfrage in diesem Jahr zurückgehen. Bis zum Sommer könnte nach Einschätzung von Experten auch die Ukraine nur noch 150 Dollar pro 1.000 Kubikmeter Erdgas bezahlen müssen.

Probleme am Balkan und in Osteuropa
Die Auswirkungen des Lieferstopps waren in Ländern auf dem Balkan und in Osteuropa zu spüren. Dort mussten Fabriken geschlossen werden, während Millionen Menschen in ungeheizten Wohnungen ausharrten. In der Slowakei trafen die ersten Gaslieferungen am Dienstag wieder ein, wie Wirtschaftsminister Lubomir Jahnatek mitteilte.

Zweifel an Zuverlässigkeit
Angesichts des Gasstreits wurden Zweifel laut, ob Russland und die Ukraine verlässliche Energielieferanten seien. EU-Kommissionspräsident Barroso dringt auf eine gemeinsame europäische Energiepolitik. "Wir müssen aufhören, nur über Energiesicherheit zu reden, wir müssen etwas dafür tun", sagte Barroso nach der Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen. "Wir müssen uns auf den nächsten Winter vorbereiten." Die EU müsse ihre Abhängigkeit von Russland und der Ukraine vermindern.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel