Käufersuche

Sechs Interessenten für Strumpfhersteller Ergee

22.07.2008

Die Käufersuche für den waldviertler Strumpfhersteller Ergee läuft auf Hochtouren. Bisher soll es sechs Interessenten geben.

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© Ergee
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Die europäische Strumpfindustrie knüpft neue Strukturen. Durch die Schieflagen der deutschen Kunert- und Vatter-Gruppe steht sie vor einem Großumbau. Der Strumpfhersteller Vatter, Auftragsproduzent für die Marken "Bellinda" und "Nur die" sowie für französische und britische Marken, meldete vor gut einer Woche Insolvenz an. Dies bestätigten am Montag der geschäftsführende Gesellschafter Claus Vatter sowie der vorläufige Insolvenzverwalter Robert Hänel in Peißenberg laut "Financial Times Deutschland" (Dienstagausgabe). Für die Österreich-Tochter Ergee wurde die Suche nach einem Käufer eingeleitet. Es gibt sechs Kaufinteressenten.

Vatter und Hänel äußerten sich zuversichtlich über eine Fortführung der Vatter-Gesellschaft mit 220 Beschäftigten und eines Produktionsbetriebs in der Slowakei mit 600 Arbeitnehmern. Es gäbe bereits "zwei Kaufinteressenten aus der Branche, die Produktion läuft weiter, und die Auftragsbücher sind voll", sagte Vatter. Nach Angaben Hänels stellten Großkunden Geld für den Fortbestand der Produktion zur Verfügung.

Ergee angeschlagen
Vatter räumte ein, dass auch die seit 2001 zur Gruppe gehörende österreichische Ergee Textilgruppe in Schrems durch die Liquiditätsprobleme der Muttergesellschaft angeschlagen sei, aber keine Insolvenz angemeldet habe. Nach Angaben des 65-jährigen Unternehmers wird für Ergee mit rund 470 Beschäftigten über die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers ein Investor gesucht. "Es gibt derzeit sechs Interessenten."

Damit zeichnet sich neben dem angekündigten Eigentümerwechsel beim Strumpfhersteller Kunert mit den Marken Kunert und Hudson auch für die Vatter/Ergee-Gruppe ein Gesellschafterwechsel ab. Beide Gruppen kämpfen mit Liquiditätsproblemen und reagierten auf den Kostendruck mit der Produktionsverlagerung ins Ausland. So transferierte Ergee Teile der Produktion von Österreich nach Tschechien. Kunert baute ein Werk in Marokko auf, weil die Produktion in China nicht den Erwartungen entsprach.

Fehlende Burlington-Aufträge
Nach den jetzt erstmals vorgelegten Kunert-Konzernzahlen für 2007 sank der Umsatz um knapp sieben Prozent auf 87,6 Mio. Euro. Der Konzernverlust erhöhte sich auf 14,5 Mio. Euro. Für 2008 erwartet Kunert einen Umsatzrückgang auf 73 Mio. Euro und für 2009 dann auf nur noch 55 Mio. Euro. Hauptgrund ist der Wegfall des Umsatzes aus der Lizenzproduktion der Marke Burlington, die Kunert seit Ende Juni nicht mehr nutzen darf. Wegen der erwarteten Restrukturierungsaufwendungen sei 2008 "noch mit einem operativen Verlust zu rechnen", heißt es im Quartalsbericht. Größter Aktionär ist künftig der US-Finanzinvestor Kingsbridge Capital. Der Hauptversammlung am 26. August wird ein finanzielles und strukturelles Sanierungspaket vorgeschlagen. Dazu gehört die Herabsetzung des Grundkapitals mit anschließender Erhöhung sowie die Ausgliederung des Geschäftsbetriebs.

Die Neuordnung ist der bisherige Höhepunkt in einer Kette von Verlustjahren und Umsatzrückgängen bei Kunert. Profiteur der Schieflagen ist das in der vierten Generation geführte Familienunternehmen Falke. Der deutsche Marktführer mit 195,5 Mio. Euro Umsatz 2007 übernahm mit Wirkung zum 1. April die gesamten Markenrechte an Burlington vom US-Konzern ITG/Burlington Industries und wächst damit weiter. Wie Mitinhaber Paul Falke gestern auf Anfrage sagte, sieht er die Branche in einem weiteren Konzentrationsprozess. Falke habe kein Interesse an der Marke Ergee. Falke äußerte Zweifel, ob Finanzinvestoren wie jetzt bei Kunert die passenden Konzepte und vor allem die Zeit für eine langfristige Markenpflege haben.

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