Korruptionsaffäre
Siemens will Ex-Vorstände klagen
21.07.2008
Den Ex-Siemens-Vorständen von Pierer und Kleinfeld droht Ungemach: Der Konzern will sie wegen der Korruptionsaffäre klagen.
Der deusche Siemens-Konzern will nach einem Pressebericht ehemalige Mitglieder des Vorstandes wegen der Korruptionsaffäre auf Schadenersatz in Millionenhöhe verklagen. Ein entsprechender Beschluss werde voraussichtlich nächste Woche im Aufsichtsrat gefasst, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) ohne nähere Angabe von Quellen. Auf Forderungen müssten sich alle ehemaligen Zentralvorstände der Jahre 2003 bis 2006 einstellen, darunter auch die ehemaligen Vorstandschef Heinrich von Pierer und Klaus Kleinfeld.
Keine offizielle Bestätigung
Ein Sprecher von Siemens
wollte den Bericht auf Anfrage nicht näher kommentieren, verwies aber auf
frühere Aussagen, wonach Schadenersatzansprüche gegen ehemalige Vorstände
geprüft würden.
Pierers Anwalt äußerte sich laut "SZ" nicht zu der geplanten Schadenersatzklage. Pierer hat stets betont, schuldlos an der Affäre zu sein, ebenso sein Nachfolger Klaus Kleinfeld, der bis 2007 amtierte. Neubürgers Anwalt sagte dem Blatt, von einer bevorstehenden Klage sei ihm und seinem Mandanten nichts bekannt, deshalb wolle er sich dazu nicht äußern.
Versäumnisse in der Amtszeit
Siemens laste den früheren
Vorständen erhebliche Versäumnisse in ihrer Amtszeit an, schreibt die
Zeitung. Nach langen internen Prüfungen stehe aus Sicht der neuen
Konzernspitze um Peter Löscher fest, dass der frühere Zentralvorstand große
Schuld an der Schmiergeldaffäre trägt, die das Unternehmen insgesamt mehrere
Milliarden Euro kosten dürfte. Die Manager sollen über Jahre hinweg viele
Hinweise auf schwarze Kassen im Unternehmen erhalten haben, dem aber nicht
konsequent genug nachgegangen sein. Außerdem sollen sie immer wieder auf
gravierende Lücken bei den unternehmenseigenen Kontrollsystemen aufmerksam
gemacht worden sein, ohne diese Mängel abzustellen.
Eine Million Euro Geldbuße droht
Die Münchner
Staatsanwaltschaft ermittelt in die gleiche Richtung. Sie prüft, ob von
Pierer und andere ihre Aufsichtspflicht im Konzern verletzt und so gegen das
Ordnungsrecht verstoßen haben. Ihnen drohen jeweils bis zu einer Million
Euro Geldbuße.
In Deutschlands größtem Schmiergeldskandal geht es um dubiose Zahlungen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro, die vermutlich größtenteils zur Bildung schwarzer Kassen im Ausland eingesetzt wurden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen gut 300 Beschuldigte. Beim Landgericht München steht kommenden Montag ein erstes Urteil gegen einen früheren Siemens-Direktor an.