Schlechte Gehälter
Tourismus-Branche zahlt ein Drittel weniger
07.08.2008
Die Beschäftigten im Tourismus verdienen rund ein Drittel weniger als der Österreich-Schnitt.
Die mangelnde Zufriedenheit der Arbeitskräfte ist somit auch auf die eher mageren Gehälter zurückzuführen. Auch die starke Fluktuation und die geringen Karrierechancen tragen zur Arbeitsunzufriedenheit bei. Dies geht aus dem Arbeitsklima-Index der Tourismus-Beschäftigten hervor. Besonders für Frauen ist die Situation offenbar wenig erfreulich.
Nur 1.484 Euro Durchschnittseinkommen
Über alle Branchen war der
Durchschnittsverdienst 2.220 Euro, im Tourismus waren es 1.484 Euro pro
Monat. Der Abstand betrug somit ziemlich genau ein Drittel (Zahlen für das
Jahr 2006). Der Arbeitsklima-Index für den Tourismus liegt bei 109, also
unter dem Schnitt von 111 für Beschäftigte anderer Branchen.
"Der Handlungsbedarf liegt auf der Hand", sagt Rudolf Kaske, Vorsitzender der Gewerkschaft vida: "Die Unternehmen sind dringend gefordert, aber auch die nächste Bundesregierung." Von den Unternehmen verlangt Kaske vor allem die Schaffung besserer Sozialstandards, höherer Einkommen, die Forcierung der Aus- und Weiterbildung, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, mehr und bessere altersgerechte Arbeitsplätze sowie die Schaffung von Karriere- und Ausbildungspools. Von der künftigen Bundesregierung erwartet sich der vida-Vorsitzende eine rasche Steuerreform, die vor allem die kleinen und mittleren Einkommensbezieher spürbar und nachhaltig entlasten sollte.
Frauen am unzufriedensten
Zwei Drittel der im Tourismus
Arbeitenden sind Frauen, und deren Stimmung betreffend ihrer
Arbeitssituation ist getrübt: So zeigen die Studienergebnisse, dass mehr als
ein Fünftel (21 Prozent) aller im Tourismus beschäftigten Frauen nicht oder
gar nicht mit dem Einkommen zufrieden sind. Damit sind sie deutlich
unzufriedener als über alle Branchen verteilt (14 Prozent), während bei
Männern im Tourismus die Zufriedenheitswerte zu den anderen Branchen kaum
abweichen (11 Prozent Unzufriedenheit im Tourismus zu 10 Prozent in anderen
Sektoren). Im Tourismus gibt es für Frauen auch deutlich weniger
Karrierechancen als in anderen Branchen: So sind 27 Prozent aller im
Tourismus beschäftigten Frauen mit den Aufstiegs- und
Entwicklungsmöglichkeiten nicht oder gar nicht zufrieden.
Geringe Karriereperspektiven
Aufgrund der kleinbetrieblichen
Struktur gibt es im Tourismus insgesamt wenig Führungspositionen, die
wenigen Karriereperspektiven im Tourismus stehen Frauen noch seltener offen
als Männern. Beispielsweise sind Chefkoch und Oberkellner noch immer stark
männlich dominierte Berufe. Auch werde in die Qualifikation des Personals
kaum investiert: Im Beherbergungs- und Gaststättenwesen wurden 2005 im
Schnitt 86 Euro pro beschäftigter Person ausgegeben, im Branchenschnitt
waren es mit 555 Euro sechsmal soviel. Außerdem ist die Dauer von
Weiterbildungen bei Frauen im Vergleich um die Hälfte kürzer als bei Männern.
Arbeitslosigkeit durch Saisonbeschäftigung
Der Tourismus ist
weiters durch Saisonbeschäftigung mit hoher Arbeitslosigkeit gekennzeichnet,
die Arbeitslosenquote von Frauen liegt bei fast 17 Prozent. Die
familienfeindlichen Arbeitszeiten (Arbeit am Abend und am Wochenende) und
fehlende Beschäftigungsperspektiven für ältere Frauen tragen ebenfalls zur
Unzufriedenheit von weiblichen Beschäftigten bei.
190.000 Betroffene
Ende Juni 2008 waren knapp mehr als 190.000
Personen im Tourismus beschäftigt - ein Spitzenwert gegenüber 175.000 im
Juni 2007. Mehr als 77 Prozent sind maximal sechs Monate im selben Betrieb
beschäftigt. Angesichts der demografischen Entwicklung Anlass zu Sorge gibt
auch, dass kaum ältere Beschäftigte im Tourismus zu finden sind. Fast die
Hälfte der Arbeitnehmer ist unter 30 Jahre. Offensichtlich wird in den
Tourismusbetrieben viel zu wenig zur Integration von älteren
Arbeitnehmerinnen getan, kritisiert Kaske.