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Erstes Statement

NIKI-Deal: Jetzt spricht Lauda

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Nachdem er seine Airline wieder zurück hat, meldete er sich auf oe24.TV erstmals zu Wort.

Die Sensation ist perfekt: Niki Lauda bekommt seine Airline NIKI zurück. Das gaben die beiden Insolvenzverwalter Ulla Reisch und Lucas F. Flöther am Dienstag gegen 5 Uhr morgens in einer Aussendung bekannt.

Damit setzte sich die Formel-1-Legende im dritten Anlauf unter anderem gegen die spanische Fluglinie Vueling durch, die ursprünglich den Zuschlag bekommen hatten.

 

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"Mammutaufgabe"

Auf oe24.TV sprach ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner mit Lauda am Telefon. „Ich weiß, dass es eine Mammutaufgabe ist, aber das ist alles lösbar“, sagte er. Wie viel Geld Ex-Rennfahrer Niki Lauda für den Kauf der von ihm gegründeten Fluglinie NIKI in die Hand genommen hat, bleibt vorerst geheim. Es sei Stillschweigen über die Details vereinbart worden, sagte Lauda am Dienstag in einem Interview mit oe24 TV. Der Flugbetrieb soll Ende März wieder aufgenommen werden. Erst um halb fünf Uhr in der Früh sei alles unterschriftsreif gewesen, so Lauda.

"Es war eine lange Nacht, um es kurz zu sagen", erklärte Lauda am Telefon dem ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner. "Jetzt muss ich alles organisieren und den NIKI-Mitarbeitern erklären, wie wir die NIKI über LaudaMotion neu aufstellen werden." Lauda hatte 2003 Teile der insolventen deutschen Fluggesellschaft Aero Lloyd übernommen und daraus NIKI bzw. "flyniki" geformt. NIKI sei immer sein Herzblut gewesen, sagte Lauda, der nun bereits zum insgesamt vierten Mal zum Airlineunternehmer wird.
 

Flugbetrieb soll Ende März starten

 
Lauda erklärte, mit 15 Flugzeugen zu Beginn des Sommerflugplans Ende März wieder abzuheben. Zunächst werde man jene Strecken bedienen, die von den Slots vorgegeben sind. Lauda will sich vor allem auf den touristischen Sektor konzentrieren und als Ferienflieger punkten. Lauda betonte auch, von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) unterstützt worden zu sein.
 
Gläubigerschützer Gerhard Weinhofer von Creditreform ist mit dem Ergebnis zufrieden. "Wir haben den Bestbieter in einem offenen und transparenten Prozess gefunden", sagte Weinhofer zur APA. "Es ist das beste Ergebnis für die Gläubiger mit den geringsten Unwägbarkeiten rechtlicher Natur erzielt worden." Für die offizielle Genehmigung seien noch einige Formalitäten zu erledigen. Noch heute oder spätestens morgen werde aber alles "im Trockenen" sein.
 

Quote für Gläubiger noch unklar

 
Die Quote für die Gläubiger ist noch offen. Lauda hatte diesmal mehr geboten als jene 36,5 Mio. Euro, die IAG beim schlussendlich gescheiterten Zuschlag auf den Tisch gelegt hatte. Die genaue Summe wird wegen des vereinbarten Stillschweigens nicht bekannt gegeben.
 
   Der britisch-spanische IAG-Konzern hat indes bedauert, nicht den Zuschlag bekommen zu haben. "IAG ist enttäuscht, dass NIKI nicht in der Lage sein wird, sich als Teil der Gruppe zu entwickeln und zu wachsen", teilte der Konzern in einer kurzen Mitteilung in London mit. Das Unternehmen wollte sich nicht dazu äußern, ob es gegen die Entscheidung vorgehen will.
 
   Vor dem geplanten Neustart muss sich Lauda aber noch die Flugzeuge sichern. Der Lufthansa-Konzern hat am Dienstag nämlich der Darstellung Laudas widersprochen, dass er sich bereits 15 der 21 früheren NIKI-Flieger gesichert habe, die zwischenzeitlich in den Besitz der Lufthansa gewechselt waren. Ein Pressesprecher der AUA-Mutter bestätigte in Frankfurt zwar entsprechende Verhandlungen mit Lauda und anderen Bietern, betonte aber: "Eine abschließende Vereinbarung liegt noch nicht vor."
 
Die Lufthansa hatte über ihre Tochter Eurowings NIKI im Zuge der Air-Berlin-Pleite zunächst selbst übernehmen wollen, wurde dabei aber aus Wettbewerbsgründen von der EU-Kommission gestoppt. Die Kartellwächter verpflichteten die Lufthansa zudem, die zwischenzeitlich erworbenen NIKI-Flieger zu marktüblichen Konditionen an den späteren Erwerber weiterzureichen. Vor diesem Hintergrund hatte Lufthansa zunächst mit der IAG-Tochter Vueling verhandelt, die nach dem ersten, in Deutschland geführten NIKI-Insolvenzverfahren den Zuschlag erhalten sollte. Mit Eröffnung des zweiten Verfahrens in Österreich hatte es dann zusätzliche Gespräche mit Lauda, Ryanair und anderen Interessenten gegeben, so der Sprecher.
 

Experte: "Das birgt durchaus Chancen"

 
Der deutsche Airline-Experte Gerald Wissel von der Hamburger Beratungsgesellschaft Airborne sagte gegenüber der dpa, Lauda werde versuchen, die ohnehin schon günstige Kostenstruktur noch weiter zu verbessern. Lauda habe im Vorfeld seines Angebots ausführliche Gespräche mit Touristikanbietern geführt, die nun größere Kontingente für ihre Gäste bei der NIKI buchen dürften, sagte Wissel. In erster Linie komme dafür der deutsch-britische Konzern Thomas Cook infrage, aber auch TUI und andere Anbieter hätten ein Interesse an einem Ferienflieger außerhalb des Lufthansa-Konzerns.
 
"Das birgt durchaus die Chance, durch Fusionen einen größeren Ferienflieger zu begründen", meinte Wissel. Sowohl Thomas Cook als auch die TUI hätten Probleme mit den Kostenstrukturen ihrer eigenen Fluggesellschaften und ein großes Interesse an einem Konkurrenzangebot zur Lufthansa-Tochter Eurowings.
 

Kollektivvertrag

 
Die Gewerkschaft GPA-djp kündigte bereits an, mit Lauda einen Kollektivvertrag verhandeln zu wollen. "In diesem Sinne werden wir Neo-Eigentümer Lauda raschest kontaktieren, um einen ersten Termin zu vereinbaren", erklärte Gewerkschafter Karl Dürtscher in einer Aussendung.
 
Der deutsche Insolvenzverwalter Lucas Flöther, der NIKI an IAG bzw. deren Billigtochter Vueling verkaufen wollte, äußerte sich am Dienstag nicht zum Deal mit Lauda. Man gebe zu laufenden Investorenprozessen grundsätzlich keinerlei Stellungnahme ab. Er lobte aber die Zusammenarbeit mit der österreichischen Masseverwalterin Ulla Reisch. Sie sei "ein schönes Beispiel österreichisch-deutscher Kooperation auf dem Gebiet des internationalen Insolvenzrechtes".
 
Video zum Thema: Fellner! Live: Norbert Hofer zum Niki-Deal
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