Machtdemonstration

Apple startet iPad Abo-Service für iTunes

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US-Konzern will auch bei Zeitungen und Zeitschriften krätig mitverdienen.

Im Streit zwischen Medienhäusern und Apple um iPad-Abos hat das kalifornische Unternehmen jetzt einen Beschluss vorgelegt. Wählen die Nutzer die bequeme Bestellmöglichkeit innerhalb der App , verdient Apple kräftig mit. Apple will bei Zeitungsabos auf dem iPad 30 Prozent für sich behalten. Das Geschäftsmodell für Software im App Store des Unternehmens werde auch für inhaltliche iPad-Angebote wie Zeitungen, Zeitschriften, Videos oder Musik übernommen, teilte Apple mit.

Anteil wird von Verlegern weitergereicht
Diesen Anteil sollen beispielsweise die "New York Times", die Internetvideothek Netflix und der Musik-Anbieter Rhapsody an Apple weiterreichen, wenn Kunden über den App-Store abonnieren. Die Verleger können nur noch darüber entscheiden, wie hoch Preis und die Länge des Abonnements ausfallen. Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) erklärte, er werde den Beschluss zunächst prüfen und am Mittwoch eine Stellungnahme vorlegen.

Vorhersehbar
Experten hatten den Schritt lange erwartet. "Apple lässt seine Muskeln spielen und versucht, nicht nur die Stärke des iPads und seiner Anwendungen zu seinem Vorteil zu nutzen, sondern auch das Bezahlsystem von iTunes", sagte Analyst Yair Reiner von Oppenheimer. Viele Verleger setzen darauf, dass die Einfachheit des Bezahlsystems Kunden anlockt und die Einnahmen die Gebühren wieder wettmachen. Andere haben bereits angekündigt, sich nach Alternativen umzuschauen. Konkurrent Google soll den Aufbau eines digitalen Zeitungskiosks prüfen.

Ohne Umwege
Der Beschluss lässt den Verlegern zwar die Möglichkeit, ihren Kunden ein Abonnement außerhalb der iPad-App anzubieten. In diesem Fall müssen sie die Bestellmöglichkeit aber zusätzlich auch innerhalb der App zu mindestens den gleichen Konditionen bereitstellen. Nur bei diesen "In-App-Käufen" kassiert Apple einen Anteil von 30 Prozent. Erfahrungsgemäß bevorzugen die meisten App-Nutzer eine Bestellung direkt in der Anwendung gegenüber dem Umweg etwa auf Website des Anbieters.

Nutzer sollen selbst entscheiden
Im Streit zwischen Apple und Verlagen um den Zugriff auf die Kundendaten soll die Entscheidung bei den Nutzern liegen. Mit ihrer Zustimmung würden Name, E-Mail-Adresse und Postleitzahl übermittelt, teilte Apple mit. Die App-Anbieter könnten bei den Nutzern auch nach anderen Informationen fragen, müssten dies jedoch klar kenntlich machen.

Der europäische Zeitungsverlegerverband (ENPA) hat Apple kürzlich aufgefordert, den Medienhäusern bei ihren Angeboten für den Tablet-Computer iPad kein bestimmtes Geschäftsmodell vorzuschreiben. Die Zeitungsverlage sollten die Freiheit haben, das von ihnen bevorzugte Bezahlsystem für Inhalte auf dem iPad auszuwählen und den Preis selbst festzulegen.

85 Prozent am Tablet-Markt
Apple hat 2010, im Jahr der Markteinführung, bereits rund 15 Millionen iPads verkauft und sich damit einen Marktanteil von rund 85 Prozent bei Tablet-Computern gesichert. Die Verlage begrüßten das Gerät zunächst begeistert als neuen digitalen Absatzkanal, kritisierten aber das Geschäftsmodell von Apple.

Angesichts des Streits liebäugeln US-Verleger bereits verstärkt mit der konkurrierenden Android-Plattform von Google. So kündigte am Montag das Medienhaus Condé Nast an, dass digitale Ausgaben des Tech-Magazins "Wired" und der Zeitschrift "New Yorker" von Frühjahr an auch für Android-Geräte verfügbar sein sollen. Wenige Tage zuvor hatte auch das Medienhaus Time ein digitales Abo-Modell für sein Sport-Magazin "Sports Illustrated" auf Android vorgestellt.

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