Nach dem Putsch

Petzner rechnet ab mit der Politik

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Der BZÖ-Generalsekretär im Interview über seinen Feind Uwe Scheuch, die Zukunft des BZÖ, seine Tränen und Jörg Haider.

Vor einer Woche wurde bei einem emotionalen Parteitag die Spaltung von BZÖ und FPK beschlossen. BZÖ-Sekretär Stefan Petzner über den Tag, an dem Jörg Haiders Erbe verraten wurde.

Er war der Buhmann am FPK-Parteitag. Im Klagenfurter Konzerthaus, das letzten Sonntag einem Hexenkessel glich, entlud sich die gesammelte Wut der FPK-„Putschisten“ über Stefan Petzner, der dem BZÖ treu blieb. Ausgerechnet dort, wo Petzner viele Society- und Parteiauftritte mit Jörg Haider feierte, musste er die bittere Parteispaltung miterleben.

Uwe Scheuch, der neue starke Mann, verweigerte ihm den Handschlag, und von Landeshauptmann Gerhard Dörfler, dem Petzner im Vorjahr die Landtagswahl gewonnen hatte, muss sich Haiders „Lebensmensch“ sagen lassen: „Benimm dich wie ein Mann, wir sind hier nicht im Solarium.“

Aggressive Stimmung
Bei Petzners Rede hagelte es dann Pfiffe und Buhrufe. Der BZÖ-Generalsekretär reagierte, wie man ihn kennt: Emotional. Bei seiner Rede überschlug sich seine Stimme mehrmals. „Stimmt nicht“, sagt er im ÖSTERREICH-Interview über den angeblichen Sabotageakt: „Es gab beim Parteitag zum ersten Mal zwei Rednerpulte. Ich musste meine Rede am Pult rechts außen halten. Dann wurde auch noch der Ton abgedreht und das Videobild ausgeschaltet. Deswegen musste ich so schreien, damit man mich überhaupt hört.“

Eine Woche nach der offiziellen Spaltung der Partei in FPK und BZÖ rechnet Stefan Petzner im ÖSTERREICH-Interview beinhart mit den Putschisten ab. Vor allem über Uwe Scheuch, sein Feindbild Nummer eins, spricht er offen wie nie: „Er ist eine schwache Persönlichkeit und er wird an sich selbst zerbrechen.“

Haiders 60. Geburtstag
Besonders bitter für Petzner: Wenige Tage vor Haiders 60er (26. Jänner) hängt das Lebenswerk des verstorbenen Landeshauptmanns am seidenen Faden.

„Den Anschluss an die Strache-Partei hätte Jörg Haider nicht gewollt. Er hat in allen Gesprächen immer an das BZÖ geglaubt. Dass Scheuch jetzt alles dem Strache schenkt, ist eine katastrophale Entwicklung“, klagt Petzner an.

ÖSTERREICH:Herr Petzner, letzten Sonntag haben Sie einen turbulenten Parteitag erlebt. Was würde Jörg Haider zum Putsch von Uwe Scheuch und, Gerhard Dörfler sagen?

Petzner: Das habe ich mir wie viele andere sicher auch schon öfters überlegt. Er würde vielleicht sagen: Seid ihr alle deppert geworden? Zentral aber ist: Was sagen die Wählerinnen und Wähler in Kärnten! Und da wissen wir, dass sie den Putsch entschieden ablehnen und von der Politik der Kärntner Landesspitze zu Recht enttäuscht sind. Der Wähler ist es aber auch, der am Ende des Tages entscheidet und kein manipulierter Parteitag. Dass Scheuch jetzt alles dem Strache schenkt, ist eine katastrophale Entwicklung. Da würde Jörg Haider den Kopf schütteln und voll auf den Tisch hauen.

ÖSTERREICH: Hat das BZÖ ohne Kärnten überhaupt eine Chance?

Petzner: Sogar bessere Chancen als vorher. Weil wir nun ohne Querschüsse der Scheuchs unseren rechtsliberalen Kurs verfolgen können. In Kärnten selbst haben wir in den Umfragen 20% und liegen vor der FPÖ. Denn dass man eiserne Prinzipien, die unter Haider galten, so schnell über Bord wirft, ist beispiellos. Die Wähler sind verkauft worden. Das ganze Land leidet darunter. Kärnten steht am Pranger, über die Grenzen Österreichs hinaus. Für einen glühenden Kärntner, der seine Heimat liebt, ist das nicht hinnehmbar. Daher stehen wir auch auf und kämpfen dagegen an!

ÖSTERREICH: Kann man sprichwörtlich sagen, Jörg würde sich in seinem Grab umdrehen?

Petzner: Beim Parteitag habe ich zur Decke geschaut und mir gedacht, was würde Jörg Haider zu dieser Situation sagen. Er wäre bitter enttäuscht.

ÖSTERREICH: Ist die Situation nicht zum Heulen?

Petzner: Heulen tue ich schon lange nicht mehr.

ÖSTERREICH: Was war für Sie der schlimmste Moment beim Parteitag?

Petzner: Wir haben gewusst, was uns dort erwartet. Wir sind aber keine Feiglinge und haben uns daher dem Parteitag gestellt und Mut, Anstand und Charakter gezeigt. Am schwierigsten war aber sicher das Betreten der voll besetztenvollbesetzten Arena mit dieser aggressiven und aufgeheizten Stimmung. Da hat es dann geheißen: „Augen zu und durch, das müssen wir jetzt aushalten.“.

ÖSTERREICH: Und die Attacken von Gerhard Dörfler („Stefan, wir sind nicht im Solarium“) haben Sie nicht getroffen?

Petzner: Ich will über Gerhard Dörfler kein böses Wort verlieren, weil er mein Freund ist. Er hat sich nach dem Parteitag für seinen Solarium-Ausrutscher entschuldigt.

ÖSTERREICH: Warum hat Ihnen Uwe Scheuch den Handschlag verweigert?

Petzner: Das müssen Sie ihn selbst fragen. Für mich ist es ein Zeichen für eine schwache Persönlichkeit. Scheuch ist keine Führungspersönlichkeit. Das zeigte auch sein Verhalten beim Parteitag. Es gab noch nie zwei Rednerpulte. Wir mussten das Rednerpult rechts außen verwenden, wo man den Ton abgedreht hat. Deswegen musste ich ständig so schreien, dass man mich überhaupt hört.

ÖSTERREICH: Einer Ihrer Wahlslogans für Scheuch und Dörfler lautete: „Wir passen dir auf dein Kärntnen auf.“. Wie sieht’‘s mit diesem Versprechen aus?

Petzner: Dieser Wahlslogan war mit einer Hoffnung verbunden. Und diese Hoffnung wurde enttäuscht. Die Leute in Kärnten sagen nach neun Monaten Regierungschaos und Skandalen: „Sie passen nicht auf unser Kärnten auf.“ Ich war aber Uwe Scheuch gegenüber immer vorsichtig. Er ist eine Person mit einem extremen Machtstreben. Es sagt viel aus, wenn man nach dem BZÖ-Sieg in Kärnten, sofort mit Strache zu verhandeln beginnt. Das zeigt, man wollte dem BZÖ nie eine Chance geben. Ich halte das für einen schweren strategischen Fehler.

ÖSTERREICH: Warum?

Petzner: Weil Scheuch und Strache zwei Alphatiere sind. Sie haben eine negative Charaktereigenschaft gemeinsam: Sie dulden niemanden, der nur ansatzweise eine Konkurrenz sein könnte. Jetzt sitzen sich die beiden als Parteichefs gegenüber.

ÖSTERREICH: Sie prophezeien also einen Machtkampf zwischen Strache und Scheuch ...

Petzner: Der läuft doch schon längst. Für Scheuch ist das ja nur ein weiterer Etappenschritt zu seinem Ziel. Entweder wird er daran arbeiten, Dörfler als Landeshauptmann in die Wüste zu schicken. Oder um bundespolitisch groß einzusteigen und damit Strache in die Quere zu kommen.

ÖSTERREICH: Uwe Scheuch ist Ihrer Meinung nach also nicht mehr aufzuhalten?Wird jemand Uwe Scheuch aufhaltenstoppen können?

Petzner: Ein Politiker, der nur sich selbst und nicht das Land und die Menschen sieht, ist zum Scheitern verurteilt. Uwe Scheuch wird an sich selbst zerbrechen.

ÖSTERREICH: Klingt so, als wäre Scheuch für Sie der Brutus des BZÖIst Uwe Scheuch für Sie der Saulus des BZÖs?

Petzner: Kein BrutusSaulus, die Geschichte kennt bessere Beispiele von Personen, die aus einem persönlichen Machtspiel heraus, die Menschen, das Land und die eigenen Freunde verraten haben. Wie gut er das kann, hat er schon oft bewiesen.

ÖSTERREICH: Wie hat Jörg Haider Uwe Scheuch eingeschätzt?

Petzner: Jörg Haider konnte Menschen sehr gut einschätzen. Er hat immer gesagt, die Scheuchs sind gefährlich.

ÖSTERREICH: Nächste Woche am Mittwoch hätte Jörg Haider seinen 60. Geburtstag gefeiert. Hätten Sie geglaubt, dass man sein Erbe so schnell ruinieren will?

Petzner: Uwe Scheuch hat die Partei gespalten und heruntergewirtschaftet. Dafür hat er allein die Verantwortung zu tragen.

ÖSTERREICH: Ist Haiders Geburtstag ein Tag für Sie wie jeder andere für Sie?

Petzner: Es ist für mich ein ganz normaler Tag. Es muss weiter gehen. Vorbei ist vorbei. Ich war bei keinen Gedenkfeiern dabei, für mich ist der Punkt abgeschlossen.

ÖSTERREICH: Sind Sie schon einmal an Jörg Haiders Grab gewesen?

Petzner: Diese Frage möchte ich nicht beantworten. Ich möchte die Person Jörg Haider nicht mehr kommentieren. Da habe ich einen Punkt gesetzt.

ÖSTERREICH: Aber Sie verteidigen nach wie vor Jörg Haiders Erbe...

Petzner: Das geht es um seine Politik. Ich habe für mich alles verarbeitet und abgeschlossen, auch die brutale Medienhetze.

ÖSTERREICH: Wie lange haben Sie dafür gebraucht?

Petzner: Das ist ein fließender Prozess, bei dem wo man irgendwann für sich erkennt, dass man abgeschlossen hat.

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