"Ich hatte Angst"

So erlebte Christian Stangl das K2-Drama

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Der Steirer will trotz der Bergtragödie den Aufstieg nochmals wagen.

Nach der Bergtragödie am K2 ist der steirische Skyrunner Christian Stangl Freitagmittag zurückgekehrt ins Basislager auf 5.000 Metern Höhe. Via Satellitentelefon schilderte er die ersten Eindrücke nach dem Unglück am Schicksalsberg. Auf 7.500 Metern Höhe hat sich der Steirer zur Umkehr entschlossen. "Es ist in dem Gebiet sehr warm geworden", erzählte er. Durch die starke Erwärmung begannen sich Felsbrocken zu lösen, die immer wieder abzurutschen drohten. Am Gipfel hatte es minus 17 Grad, was in über 8.000 Metern Höhe mit Frühlingstemperaturen in Österreich zu vergleichen sei, sagte Stangl.

Ich hatte Angst
"Ich hatte Angst. Ich habe gesehen, dass der Schnee zu tauen beginnt. Zwischen den Körnern bildet sich Wasser und das Eis droht abzurutschen", schilderte der Alpinist. So schnell wie möglich packte er sein Zeug zusammen und machte sich auf den Rückweg ins Basislager. Binnen drei Stunden gelang Stangl der Abstieg über mehr als 2.000 Meter ins Basislager. "Ich bin erst eine Stunde da, die meisten sind noch am Berg", sagte der Skyrunner kurz nach Freitagmittag.

Schlechte Sicht
"Die Nachricht (vom Tod des Schweden Fredrik Ericsson, Anm.) war nicht gerade herzerfrischend." Der Aufstieg sei noch wie geplant verlaufen, das Wetter war nicht eindeutig vorhersehbar. "Karl Gabl (der Leiter der Wetterdienststelle Tirol der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Anm.) hat mir noch gesagt, dass es nicht ganz einfach werden wird. Heute war dann die Sicht schlecht." Es herrschte Nebel und hatte den Anschein, dass es schneit. Die große Frage ist dann, wo geht man hin. "Da hilft dir auch kein GPS."

"Wir waren elf Leute, einige wurden von Steinen getroffen, aber nicht schwer. Sie haben Hämatome oder leichte Prellungen."

Hassliebe zu dem Berg
Zwischen ihm und dem Berg bestehe mittlerweile eine Art Hassliebe. "Genussreich klettern geht gerade nicht. Gleichzeitig steht der Berg jetzt im Moment, wenn ich hinaufschaue, wieder strahlend schön und wolkenfrei vor mir."

Anders als der Rest der Bergsteiger will Stangl noch am Berg bleiben. "Die meisten fahren heim, zwei Kasachen bleiben da", mit ihnen will er einen neuerlichen Aufstieg wagen. "Vielleicht geht es sich noch aus" - vorausgesetzt das Wetter passt.

Gerlinde Kaltenbrunner war noch nicht im Basislager. "Sie werden vielleicht auf Lager III übernachten und warten, dass der Boden über Nacht wieder friert", meinte Stangl.

Dritter Anlauf
Für den Steirer war es 2010 der dritte Anlauf den Gipfel des K2 zu erobern. Im Vorjahr starb ein Italiener, der Bergkamerad des heute, Freitag, verunglückten Schweden Fredrik Ericsson. "Heuer war er selber dran", sagte Stangl.

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