Finanzfiasko

Fritzl ist maßlos verschuldet

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Er hat seine Tochter 24 Jahre eingesperrt und missbraucht. Weil er als Monster bezeichnet wurde, fühlt er sich jetzt selbst als Opfer. Wirklich wahr.

„Eine Chuzpe ist“, kicherte der legendäre Wiener Strafverteidiger Michael Stern gern, "wenn einer Vater und Mutter umbringt – und dann vor Gericht auf mildernde Umstände plädiert, weil er Vollwaise ist.“ Seit Montag gibt es ein besseres Beispiel. Die Quelle: Der Mann, der seine Tochter 24 Jahre in ein Kellerverlies gesperrt und 3.000-mal vergewaltigt hat. Der Mann, dessen Name weltweit zum Begriff für Grauen wurde.

Denn am 9. November schickte der Tullner Anwalt Walter Anzböck an mehrere Medien Post mit der Dachzeile „Betrifft: Konkurs Josef Fritzl“ ab. Inhalt: Die Medieninhaber mögen an den Gemeinschulder Fritzl (74) eine Entschädigung überweisen, weil sie ihn wiederholt als „Inzest-Vater“, „Inzest-Täter“ und „Monster“ bezeichnet haben. Überdies seien Bilder des Jahrhundertverbrechers, der im März eine lebenslange Haftstrafe bekam, ohne seine ausdrückliche Zustimmung veröffentlicht worden, was Fritzls Persönlichkeitsrechte verletze.

Seit Februar läuft Konkursverfahren
Vorschlag des Advokaten: Eine Abschlagszahlung von 100.000 Euro, damit Fritzl von Klagen absieht, allerdings könne man auch über „wirtschaftlich vertretbare Vergleichsangebote“ reden. Chuzpe ist, wenn ein Kapitalverbrecher Kapital daraus schlagen will, dass über seine unfassbare Straftat umfassend berichtet wird.

Hintergrund der Groteske: Am 9. Februar 2009 wurde über „Fritzl Josef, Vermietung und Verpachtung“ am Landesgericht St. Pölten ein Konkursverfahren eröffnet (Zahl 14 S 24/09). Und Masseverwalter des gruseligen Schuldners ist Anwalt Walter Anzböck.

Zur Erinnerung: Der Horror-Vater hat über Jahrzehnte ein Doppelleben geführt. Während er seine Tochter und drei Inzest-Kinder im Keller des eigenen Hauses gefangen hielt, kaufte er mit Hypothekarkrediten sechs Liegenschaften für Immobilienspekulationen an. Größtes Projekt war die Errichtung von 13 Reihenhäusern in Amstetten. Es wurde nie realisiert, denn mit Fritzls Verhaftung brach das Finanzkarussell ein. Und rund drei Millionen Euro Schulden wurden schlagend.

Memoiren-Verbot
Masseverwalter Anzböck hat Fritzls Pleite bisher tadellos gemanagt. Bis auf das offenbar unverkäufliche Horror-Haus fand er für alle Liegenschaften Interessenten. Dann aber geriet der Fall aus den Fugen. Fritzls Fiasko: Nach seiner Verurteilung fordert die Finanzprokuratur die immensen Betreuungskosten seiner Opfer im Klinikum Mauer ein. Und auch Opferanwalt Christoph Herbst meldet für die gequälte Familie hohen Schadenersatz an.

Für gutes Geld seine Memoiren zu schreiben, wurde Fritzl gerichtlich untersagt. Jetzt lässt er seinen Masseverwalter schreiben – auf Teufel komm raus.

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