Inzest-Fall

Gusenbauer über Österreichs Image besorgt

Teilen

Die Bundesregierung hat am Mittwoch im Ministerrat ihre unbedingte Anteilnahme mit den Opfern des Inzest-Falls von Amstetten demonstriert. Bundeskanzler Gusenbauer zeigt vor allem über Österreichs Image besorgt.

Angesichts der "unfassbaren und entsetzlichen Vorkommnisse" und der "Verwerflichkeit und Schwere des Verbrechens" seien viele Menschen zurecht sprachlos, erklärte Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S). Die Bundesregierung reagiere mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, Gusenbauer möchte zudem der "Rufschädigung" Österreichs entgegenwirken.

Behördenstrukturen werden überprüft
Die Minister seien beauftragt worden, sämtliche Rechtsnormen im Zusammenhang mit dem Fall zu überprüfen, zudem seien Innenministerium und Justizministerium dazu angehalten, sämtliche betroffene Behördenstrukturen zu überprüfen. Darüber hinaus arbeite man gemeinsam mit dem Land Niederösterreich und Amstetten an Unterstützungsmöglichkeiten für die Opfer. "Wir werden alles notwendige unbürokratisch tun", so Gusenbauer.

Molterer fordert "volle Aufklärung"
Vizekanzler Wilhelm Molterer (V) ergänzte: "Es ist unsere vornehmliche und wichtigste Aufgabe, den Menschen jedwede Hilfe und Betreuung und eine Perspektive für ihr Leben zu geben." Zudem sei natürlich "volle Aufklärung" das Gebot der Stunde. Molterer appellierte aber auch an die österreichischen Medienunternehmen, zurück zu Systemen der Selbstregulierung zu finden, "die es leider nicht mehr gibt." In diesem Zusammenhang vermisst der Vizekanzler vor allem den Presserat.

Gusenbauer über Österreichs Bild besorgt
Gusenbauer zeigte sich besorgt, über das Bild von Österreich und seinen Bürgern, das weltweit in Medien durch den Kriminalfall in Amstetten leide. Er sprach von "internationaler Rufschädigung": "Das können wir nicht akzeptieren. Es gibt keinen Fall Amstetten, es gibt keinen Fall Österreich, es gibt nur einen Einzelfall."

Lesen Sie auch

Konzept für Österreichs Image
Gemeinsam mit Außenministerin Ursula Plassnik (V), Österreichs Botschaften im Ausland und "weiteren Profis" soll daher ein "Gesamtkonzept" entwickelt werden, das Österreich wieder ins rechte Licht rückt.

Fischer: "Das Monströse offenbart sich überall"
Auch Bundespräsident Heinz Fischer meldete sich am Mittwoch zum Inzest-Fall in Amstetten zu Wort: "Es ist sicher nichts Abgründig-Österreichisches an diesem Fall", sagte er in einem Interview. "Das Monströse, zu dem der Mensch fähig ist, offenbart sich überall." Es genüge ein Blick auf die weltweiten Horror-Schlagzeilen der vergangenen Jahre, sagte der Bundespräsident.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.

Ein verwahrlostes Haus, grau, mit verhangenen Fenstern und heruntergelassenen Rollläden, meterhohe Hecken und Büsche - so stellte sich der mutmaßliche Tatort des jahrzehntelangen Martyriums von Elisabeth F. dar. "Kaum vorstellbar, dass hier jemand wohnt".

Männer in weißen Overalls huschen im Garten aus und ein. Von der Straße aus erkennt man hinter den hohen Büschen nur ein kleines Gartenhaus. Die Spurensuche vor Ort wird Tage, wenn nicht Wochen dauern, heißt es.

Franz Polzer, der Leiter des Landeskriminalamts Niederösterreich während der Pressekonferenz am Sonntag.

Der Sprecher der Staatsanwalt St. Poelten , Gerhard Sedlacek.

Sichtlich schockiert über den besonders schweren Fall von Inzest zeigte sich die Vertreter der Behörden.

Drei der Kinder zog Fritzl als Adopitvkinder auf, drei andere mussten im Verlies bei ihrer Mutter leben.

Ermittler untersuchen jeden Winkel des Verlieses.

Erst durch eine mysteriöse Krankheit eines der "Keller-Kinder" flog alles auf.

Das Medieninteresse an dem Fall war riesig

Die Mieter des Hauses durften den Garten nicht betreten.

Die Türklingel von Josef und Rosemarie Fritzl.

Hinter diesen Mauern hat sich eines der grausamsten Verbrechen aller Zeiten abgespielt.

Die Polizisten ermitteln am Tatort.

Ein Fenster des Horrorhauses in Nahaufnahme.

Der Hauseingang von innen.

Von dieser Seite sieht das Haus unheimlich aus. Die Nachbarn der Familie sind geschockt und können die Tragödie nicht fassen.

Das Medienecho im Fall Elisabeth Fritzl ist enorm. Alle Tageszeitungen haben den Fall auf ihrer Titelseite.

Seit der Entdeckung des Verlieses ist der Medienrummel enorm.

Josef Fritzl baute den Keller dieses Hauses zu einem Verlies aus und sperrte seine eigene Tochter 24 Jahre lang darin ein.

Er verging sich jahrelang an seiner Tochter. Sie bekam sieben Kinder, eines starb direkt nach der Geburt.

Das Landesklinikum Mostviertel: Hier werden die 42-jährige Tochter von Josef F. und drei ihrer Kinder medizinisch betreut.

Amstettens Bürgermeister Herbert Katzenbruber.

Journalisten stürmen Amstetten.

Polizisten bewachen das Grundstück, damit die Ermittlungen nicht gestört werden.

Ein Polizist überprüft den Eingang zum Horror-Haus.

Die Menschen aus Amstetten brachten ihr Mitgefühl und ihre Anteilnahme mit einem Lichtermeer zum Ausdruck.

Auch eine Woche nach dem Aufdecken des Falles wird das Horror-Haus noch von diversen Medienvertretern belagert.

Ermittler durchsuchen das Haus und das Verlies bis aufs kleinste Detail. Der Tatverdächtige muss das Verlies bereits beim Bau des Neubaus geplant haben. Es gibt zahlreiche versteckte Schächte, die einen zweiten Eingang verdeckten.

Aus dem elektromechanischen Gutachten geht hervor, dass, selbst wenn jemand die Tür zum Verlies entdeckt hätte, er kaum in den Keller gelangt wäre: Fritzl hatte die Schleuse zu den Kellerräumen, in denen seine Tochter und die drei Kinder leben mussten, mi

Wenn also Josef Fritzl von seinen oft wochenlangen Urlauben im Ausland nicht zurückgekehrt oder ihm ein Unfall widerfahren wäre, wären E. und ihre Kinder vermutlich zugrunde gegangen.

Die Stromleitungen, die Fritzl im Keller verlegt hatte, waren laut dem Gutachten dilettantisch installiert worden.

So war die Gefahr von lebensbedrohenden Stromschlägen gegeben, hieß es im Gutachten. Bei einem Kurzschluss hätte es zu einem Kabelbrand kommen können, der für die Eingeschlossenen vermutlich fatale Folgen gehabt hätte.