Mittelalterfest

Trafikant von Ast erschlagen

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Nach dem verheerenden Unwetter von Pöchlarn gibt es jetzt eine schreckliche Familientragödie.

Der Garten von Schloss Pöchlarn an der Donau gleicht einem Schlachtfeld: Abgerissene, mächtige Äste bedeckten Tische und Stühle, an denen bis vor wenigen Stunden noch Hunderte Menschen gesessen, gelacht und gesungen haben. Weiße Stofffetzen ragen unter dem Dickicht heraus. Zeltreste, Regenschirme und sogar Schuhe liegen überall verstreut im Matsch.

Trafikant hinterlässt seinen siebenjährigen Sohn
Nach dem verheerenden Unwetter von Pöchlarn, bei dem 13 Menschen auf einem Mittelalterfest im Schlossgarten verletzt wurden, ist in der Nacht auf Sonntag ein Besucher gestorben. „Wir sind zutiefst betroffen. Er war in der Gemeinde sehr beliebt“, sagt Bürgermeister Alfred Bergner im ÖSTERREICH-Gespräch (siehe Interview).
Besonders tragisch: Der 51-jährige Trafikant Gerhard W. hinterlässt nur seinen Sohn Lukas (7). Denn der Familienvater war seit einem halben Jahr Witwer.

Lukas’ Mutter starb 
vor einem halben Jahr
Seine Ehefrau, die Mutter des kleinen Lukas, starb an Krebs. Der Schüler hatte die schreckliche Krankheit miterlebt, seine Mama unterstützt, gepflegt und leiden gesehen. Anders als andere Kinder in seinem Alter musste Lukas schnell erwachsen werden. Er wollte seinem Vater nicht auch noch zur Last fallen, wollte ihm helfen.
Der Witwer wollte seinem Sohn eine Freude machen.

Unwetter in Österreich

Gerhard W. war sehr stolz auf den Siebenjährigen. Er versuchte, ihm die Mama zu ersetzen, schenkte ihm viel Aufmerksamkeit und wollte ihn zum Lachen bringen. Er wusste, ein Mittelalterfest würde Lukas auf andere Gedanken bringen.
Am Samstagnachmittag waren Vater und Sohn durch den Schlossgarten geschlendert. Sie genossen die warmen Sonnenstrahlen, das bunte Treiben, die Kostüme. Dann zog sich der Himmel zu. In Sekunden war es dunkel in der Mittelalterstadt. Der Regen peitschte zwischen den Ständen her. Gerhard W. nahm seinen Sohn an die Hand, zog ihn unter ein Zeltdach. Streichelte ihm beruhigend über den Kopf.

Ahornäste stürzten herab und bedeckten die Besucher
Dann krachte es. Wie Streichhölzer brachen die Äste von den alten Ahornbäumen um Schlosshof, stürzten herunter, rissen das nasse Zeltdach auf und trafen Gerhard W., seinen Sohn und elf andere Menschen.
Der Familienvater und sein Sohn wurden mit schweren Verletzungen ins Spital geflogen. Der Vater starb, während nur ein paar Zimmer weiter sein Sohn ums Überleben kämpfte. Fraglich ist nun, wie der kleine Lukas ohne Eltern leben wird.

Unterstützung aus dem ganzen Land
Landeshauptmann Erwin Pröll (V) und "Hilfe im eigenen Land - Katastrophenhilfe Österreichischer Frauen" haben finanzielle Unterstützung für den kleinen Lukas zugesagt. Auch der "Löwenherzfonds" des Vereins "Pro NÖ" hilft. 3.000 Euro werden zur Verfügung gestellt.
 

ÖSTERREICH: Haben Sie die Katastrophe miterlebt?
Alfred Bergner: Ich wurde am späten Nachmittag angerufen. Dann bin ich gleich hin und habe geholfen, wo es ging.

ÖSTERREICH: Wie konnten Sie helfen?
Bergner: Gemeinsam mit den Einsatzkräften haben wir die Menschen in eine Turnhalle gebracht. Dort haben wir Decken und heiße Getränke verteilt.

ÖSTERREICH: Aber es gab ein Todesopfer …
Bergner: Ja das ist schrecklich. Wir haben ihn sehr gemocht. Jetzt ist sein Sohn Vollwaise und deswegen bitten wir um Spenden für Lukas. Es gibt einen Sozialfonds der Stadtgemeinde.

VIDEO: Unwetter-Katastrophen ohne Ende

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