Junge Liebe

Happy End für Roxanne & Daniel

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Verbotene Liebe, jetzt erlaubt: Erstmals erzählt Roxanne von ihrer Odyssee der Gefühle.

Es ist die Lovestory des Jahres: Weil die Eltern die Wogen der Gefühle zwischen der 12-jährigen Schülerin Roxanne aus Leibnitz und dem Fliesenleger-Lehrling Daniel (17) – der im wenige Kilometer entfernten Tillmitsch lebt – nicht erlaubt hatten, rissen die beiden von zu Hause aus.

Das Tagebuch
Hier das Tagebuch der Flucht des steirischen Romeo-und-Julia-Paares: Am 24. Oktober schnappten sich die beiden zwei Rucksäcke, Schlafsäcke, rafften 500 Euro zusammen und setzten sich in den Zug nach Salzburg. Am dortigen Hauptbahnhof telefonierten sie noch einmal mit einer Freundin, dann zerstörten sie das Handy in Dutzende Teile – weil das Pärchen Angst hatte, von der Polizei über das Handy geortet zu werden.

Das Liebesnest
Dann fuhren Roxanne und Daniel nach München und von dort mit der S-Bahn aufs Land, bis sie einen kleinen Bauernhof und dahinter Wald sahen – hier schlugen sie ihr Liebesnest auf.

Die Kälte
Sieben Wochen nächtigten sie hier und schmiegten sich zusammen, wenn es besonders kalt wurde. Roxanne: „In der zweiten Woche gingen meine Schuhe kaputt, da hat mir der Daniel seine Reserve-Treter gegeben, die mir viel zu groß waren. Damit ich mich nicht verkühle, hat er mir die Füße mit Alu-Folie eingewickelt.“

Oktoberfest
Als die Liebenden noch genug Geld hatten und noch nicht so sehr unter dem sanitären Manko litten („Wir putzten uns die Zähne und wuschen uns die Haare mit Mineralwasser“), machten die Ausreißer sogar einen Ausflug zum Oktoberfest in München. Roxanne: „Wir dachten zuerst, das ist ein Bauernfest. Es war wirklich aufregend.“

Die Ringe
Romantik pur für die verbotene Beziehung war dann der Moment, als Daniel in einem Kaufhaus Ringe für die beiden Teen­agerhände kaufte. „Freundschaftsringe“, sagen sie augenzwinkernd – doch es kommt schon einem Verlobungsritual nahe, das mit einer Kuschelnacht im Zelt besiegelt wurde.

Pfandflaschen
Schließlich ging Roxanne und Daniel das Geld aus. Also sammelten sie die von Passanten achtlos weggeworfenen Pfandflaschen ein, um sich Essen kaufen zu können.

Erwischt
Doch auch das größte Glück in der Ferne wird irgendwann einmal von der Realität eingeholt. Am Sonntag wurden die zwei in der U-Bahn aufgegriffen. Daniel hatte geraucht, außerdem waren sie schwarzgefahren. „Dem Polizisten haben wir gesagt, wir sind die zwei aus der Steiermark. Der hat sich zuerst gar nicht ausgekannt“, schmunzelt Roxanne. Die Eltern holten die Kinder ab und gaben der Liebe (vorerst unter Aufsicht) den Sanktus.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Ausreißer im Interview

Roxanne Baranyai (12) im Interview:

ÖSTERREICH: Wie war die Zeit in München?

ROXANNE: Ein Abenteuer, das uns zusammen geschweißt hat. Der Daniel war so lieb zu mir. Die erste Nacht unter freiem Himmel war so schön. Als wir Händchenhaltend auf einem Spielplatz geschaukelt sind, dachte ich, die Zeit bleibt stehen. Der Daniel ist meine große Liebe.

ÖSTERREICH: Wer es nicht kalt im Zelt mitten im Welt?

ROXANNE: Es war schon ein grausliches Wetter die meiste Zeit. Aber wir haben uns fest aneinander geschmiegt. Zähne geputzt und die Haare gewaschen haben wir uns mit Mineralwasser. Am Ende sah ich aus wie ein kleiner Russkäfer (lacht).

ÖSTERREICH: Wie wurdet ihr erwischt?

ROXANNE: Der Daniel (sie sieht ihn beim Interview verliebt an) hat in der U-Bahn geraucht und einen Fahrschein hatten wir auch keinen. Da haben wir uns gestellt.

Interview mit Herzensbrecher Daniel Hatzi (17)

ÖSTERREICH: Roxanne erzählt, du hättest Ihr die Füße, wenn es besonders kalt war in der Nacht, mit Alu-Folie eingewickelt.

DANIEL: Ich hab oft diese Serie Notruf im Fernsehen geschaut und gesehen, wie Verletzte in Aludecken gepackt werden. Das hab ich nachgemacht, damit die Roxanne nicht krank wird.

Habt Ihr bei Eurer Flucht je gestritten?

DANIEL: Nein. Ich wusste, nur wenn wir zusammenhalten, kommen wir durch.

Wirklich die ganze Zeit nur ein Herz und eine Seele?

DANIEL: Okay, manchmal musste ich mich schon gegenüber ihr durchsetzen. Das war zum Beispiel am Oktoberfest so, wo wir vorbeigeschaut haben und wo Roxanne unbedingt mit der Geisterbahn fahren wollte. Da hab ich dann schon gesagt: Nein, wir müssen sparen.

Wie lang reichten die 500 Euro, die Ihr mitgenommen habt?

ROXANNE: Eigentlich hab ich mir alles genau ausgerechnet, dass wir Wochen damit auskommen werden, aber irgendwann war nichts mehr übrig, also haben wir Pfandflaschen gesammelt, um zu Geld zu kommen.

Dein schönster Moment in München?

ROXANNE: Als wir auf einem Spielplatz waren und uns auf einem Ringelspiel umarmt haben, drehte sich alles vor Glück im Kreis.

Wie wurdet ihr erwischt.

ROXANNE: Der Daniel hat in der U-Bahn geraucht und einen Fahrschein hatten wir auch keinen. Da haben wir uns gestellt.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Familien feiern jettz gemeinsam Weihnachten

Eltern von Gefühlen ihrer Kinder überzeugt
Sieben Wochen lang mussten zwei Familien zittern, ob sie ihre Kinder je wiedersehen. Josef Resch, Vater von Roxanne: „Man kann sich gar nicht vorstellen, welcher Stein mir vom Herzen gefallen ist, wie die Polizei anrief, dass die beiden gefunden wurden. Ich hatte schon Angst, die Festtage ohne meine Tochter feiern zu müssen.“ Wie auch Maria Hatzi, die Mutter von Daniel, war er anfangs gegen die Beziehung der beiden Kinder. „Die Natascha ist für so etwas zu jung“, war lange der Justament-Standpunkt.

Die Situation war eskaliert, als Natascha Baranyai einmal den jungen Herzensbrecher Daniel aus dem Kinderzimmerfenster hüpfen sah, als sie vom Einkaufen nach Hause kam. Das Verbot wurde von allen Elternteilen offiziell ausgesprochen.

Jetzt bereuen die Erwachsenen, dass es so weit kommen musste. Maria Hatzi: „Gott sei Dank, mein Bub ist wieder da. Das wird ein schönes Weihnachtsfest.“ Wobei Roxanne und Daniel mit ihren Gefühlswallungen so nebenbei auch für eine Familienzusammenführung gesorgt haben. Denn wie alle gegenüber ÖSTERREICH bestätigen, werden die Baranyais und die Hatzis den Heiligen Abend gemeinsam feiern.

(wruk, kor)

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