Blockade

Abschiebung: 200 Tiroler im Sitzstreik

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Gambier sollte zurück in Heimat. Menschenkette um Polizeistation.

In Reih und Glied saßen sie da, die Arme verschränkt, und sie rückten keinen Millimeter von der Stelle. Es war ein mächtiges Zeichen der Solidarität, das 200 Aktivisten in der Nacht auf Dienstag in Hall setzten.

Vier Stunden lang blockierten Demonstranten die örtliche Polizeiinspektion, um die Abschiebung von Lamin Jaiteh (20) aus Gambia zu verhindern. Wie jeden Abend musste sich der 20-Jährige dort melden, dieses Mal drohte die Weiterreise – sein Platz im Flieger von Wien nach Gambia am Dienstag war fix.

"Freut mich sehr"
Doch daraus wurde nichts: Kurz nach Mitternacht verließ Jaiteh unter Applaus das Gebäude – keine Abschiebung. Am Tag danach wirkt er nervös: "Es freut mich, dass so viele für mich kämpfen. Ich wünsche mir, in Österreich bleiben zu dürfen", sagt er zu ÖSTERREICH. Denn zu Hause drohe ihm der Tod oder das Gefängnis, da sein Vater Regimegegner ist. "Ich will hier als Installateur arbeiten und heiraten." Jaiteh kam 2007 nach Tirol, sein Asylantrag wurde negativ beurteilt. Drei Jahre dauerte die Ablehnung der Berufung. Er spricht gut Deutsch, arbeitet als Zeitungsausträger und ist integriert – das sei bei der Entscheidung nicht beurteilt worden, kritisieren die Unterstützer.

Behörden-Verwirrspiel
Das Innenministerium und die zuständige Bezirkshauptmannschaft agieren diffus. "Beim Ministerium ist eine Berufung zum humanitären Aufenthalt anhängig. Das ist aber unabhängig von der Abschiebung, die führt die Bezirkshauptmannschaft durch", sagt Rudolf Gollia vom Ministerium.

Aus Tirol heißt es: "Bis auf Weiteres gibt es keine Abschiebung. Die weiteren Schritte werden in Zusammenarbeit mit dem Ministerium in Wien getroffen." Jaiteh – gegen ihn besteht ein Aufenthaltsverbot – muss weiter zittern. Für Dienstagabend haben die Unterstützer erneut eine Blockade geplant.

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