Philipp B. aus Traun

Arigonas Freund kämpft um die Liebe

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Philipp B. kämpft verzweifelt: „Bitte, lasst sie bleiben. Ich habe Angst um sie.“

Schmerz. Trauer. Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe (HBLW) in der Linzer Landwiedstraße. Schüler halten Transparente hoch: „Schutzzone für die Zogajs“ steht auf einem. Auf einem anderen: „Für mehr Menschlichkeit.“ Ein Mädchen trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Wir sind Arigona!“ Sie sei das, was Österreich von Zuwanderern verlange, sagen die Mitschüler: „Sie spricht perfekt deutsch, lernt gut, will arbeiten, kennt unsere Gesetze, achtet sie.“

Und Arigona ist verliebt! Seit 12. Jänner dieses Jahres. Trotzdem muss sie jetzt weg. Zurück in den Kosovo. Laut Bescheid müssen sie, ihre Mutter Nurije und ihre beiden kleinen Geschwister Albin (11) und Albona (10) das Land verlassen – gleich nach dem Schulschluss am 9. Juli.

Erste Liebe
Keiner in der Schule versteht das. Schon gar nicht der 17-jährige Philipp B. aus Traun bei Linz – der neue Freund der Kosovarin: „Bitte, lasst sie bleiben. Ich habe Angst, dass sie sich etwas antut“, sagt er jetzt in einem Interview mit „News“.

Philipp und Arigona kennen einander seit zwei Jahren. Beide besuchen die zweite Klasse: „Sie haben sich immer gut verstanden, doch erst Anfang des Jahres hat es gefunkt“, erzählt der beste Freund der beiden, Manuel O., jetzt ÖSTERREICH.

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Am Beginn stand bloß ein schüchterner Flirt. Geheim. Versteckt. Unsichere Turtelei im sozialen Netzwerk Facebook. Doch es wurde mehr. Im März schrieb Philipp: „Liebt seinen Schatz über alles“. Arigona antwortete: „Ich dich auch, Liebling.“

„Verheiratet mit Gona Zogaj"
Ende Mai postete Philipp: „Liebt seinen Schatz sooo viel, will sie nieeee wieder hergeben.“ Philipp änderte sogar seinen Status auf Facebook, trug ein: „Verheiratet mit Gona Zogaj."

Schließlich stellte er „Gona“ seinen Eltern vor. Auch sie haben das Mädchen ins Herz geschlossen: Wir haben sie sofort ins Herz geschlossen, die Gona. „So ein herzliches Mädchen und so tüchtig. So geht man nicht mit Menschen um, “, sagte der Vater in „News“.

Die drohende Abschiebung versuchten beide, zu verdrängen. Es ging nicht!

Herzzereißender Brief an Fekter
Während andere schwiegen, sich hinter Gesetzen versteckten, versuchte Philipp zu handeln. Er schrieb einen herzzerreißenden Brief an Innenministerin Maria Fekter. „Ich möchte Sie bitten, Arigona in Österreich zu lassen.“ Er sehe es als seine Aufgabe als Freund Arigonas, sie zu beschützen und sie in ihrem so zerrissenen Leben zu unterstützen. Es nützte nichts. Diese Woche kam der Abschiebungsbescheid. Die Familie muss wenige Tage nach Schulschluss Österreich verlassen. Per Flugzeug werden die Zogajs von Wien nach Priština fliegen. Und dann? Kehrt Arigona zurück? Auf legalem Weg? Mit einem Schülervisum, um schon im Herbst wieder in ihrer Klasse in Linz zu sitzen? Ein Jahr bräuchte sie noch für einen positiven Abschluss.

Niemand weiß es, auch Philipp nicht: „Arigona geht es sehr schlecht. Sie versucht, stark zu wirken, aber hinter der Fassade ist sie einem Zusammenbruch nahe“, sagt er.

Und sollte seine Freundin kein Visum bekommen: „Dann reise ich im August in den Kosovo, um sie zu besuchen.

Der Brief an Fekter

Es ist ein erschütterndes, bewegendes Dokument – der Brief des 17-jährigen Schülers Philipp B. an Innenministerin Fekter: „Wir sind seit einiger Zeit zusammen, und sie ist mir unendlich wichtig“, schrieb der Schüler und Freund Arigonas. Er erwähnte seine Sorgen, seine Ängste: „Die große Sorge ist meinerseits, dass sie sich etwas antut und mit dem Leben nicht mehr klarkommt“. Die Politikerin reagierte nicht auf den Brief, versteckte sich hinter einem Beamten, der nüchtern und trocken antworten musste: „Ich bestätige den Erhalt Ihres Schreibens, kann jedoch keine Auskunft erteilen.“

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