Erwin Pröll zu ÖSTERREICH

"Baue eine private Medizin-Uni in NÖ"

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Erwin Pröll schmiedet neue Pläne. Und die sind mehr als ungewöhnlich.

Zweieinhalb Jahre sind vorbei, nun wird Bilanz gezogen und in die Zukunft geblickt. Landeshauptmann Erwin Pröll hat bis zu den Landtagswahlen 2013 so einiges vor. Nicht nur, dass er die Wirtschaft nach Russland und Brasilien schicken will und die großen Straßenprojekte einfach mal selbst vorfinanziert, schwebt ihm ein großer Traum für sein Bundesland vor. Eine eigene Mediziner-Universität. Dann wäre das Land mit der Elite-Uni, der Donau-Uni und den Fachhochschul-Standorten endlich jenes Wissenschafts-Mekka, das er sich wünscht. Wie er das schaffen will, erzählt er im großen 
ÖSTERREICH-Interview.

ÖSTERREICH: Herr Landeshauptmann, die Hälfte der Regierungszeit ist um, haben Sie noch spannende Ziele für die zweite Hälfte?

ERWIN PRÖLL: Ja, die habe ich. Erst einmal muss man wirklich auf Holz klopfen, dass die Wirtschaft mit den vier Konjunkturpaketen nach der Krise sich wieder erholt hat. Wir sind am Arbeitsmarkt auf dem Niveau von 2007, also wirklich ganz gut.

ÖSTERREICH: Wohin wird sich der Wirtschaftsstandort Niederösterreich denn entwickeln?

PRÖLL: Wir haben einen Top-Markt, den wir jetzt ganz intensiv beackern, und das ist Russland. Dort werden wir uns mit vielen NÖ-Firmen engagieren, wie das zum Beispiel die EVN jetzt schon macht. Und dann gibt es drei Hoffnungsmärkte, nämlich Brasilien, die Arabischen Emirate und die Türkei.

ÖSTERREICH: Was genau sollen NÖ-Firmen denn in Brasilien machen?

Pröll: Es gibt da einige Ansätze im Agrarmarkt, das wird spannend.

ÖSTERREICH: Dennoch muss man wohl auch auf den NÖ-Standort achten. Wie geht es denn mit den großen Infrastrukturprojekten weiter?

Pröll: Ich habe mit Ministerin Bures ganz konstruktive Gespräche geführt – die großen Straßenprojekte sollen nicht abgeblasen oder verzögert, sondern nach Bedarf gebaut werden. Das sind die A 5, die Marchfelder Schnellstraße, die Weinviertel Schnellstraße und die Traisental Schnellstraße.

ÖSTERREICH: Was meinen Sie mit „nach Bedarf“? Es gibt ja für alle Bedarf, oder?

Pröll: Deshalb sollten auch alle gebaut werden. Am Beispiel A 5 heißt das etwa, dass wir Poysdorf so schnell als möglich entlasten wollen, aber vielleicht nicht gleich mit einer sechsspurigen Autobahn anfangen, sondern vielleicht mit drei Spuren. Und wir sind auch bereit, finanzielle Vorleistungen zu treffen.

ÖSTERREICH: Kann sich NÖ das denn leisten?

Pröll: Das wird man sich leisten müssen, denn das sind Investitionen in die Zukunft.

ÖSTERREICH: NÖ will sich in den letzten Jahren auch stärker als Forschungsstandort etablieren. In welche Projekte wird in den nächsten Jahren noch investiert?

Pröll: Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren etwa 300 Millionen Euro investiert und werden jetzt noch einmal 400 Millionen in den Bereich stecken. Dieses Geld fließt nach Tulln, nach Krems, ins Medaustron-Projekt und in die Elite-Uni in Gugging. Und ein Ziel hab ich noch: Ich hätte gerne in NÖ eine private Uni für Medizin.

ÖSTERREICH: Eine Medizin-Uni, echt? Wer soll denn das bezahlen?

Pröll: Naja, das ist eine Frage der Vorbereitung, denn natürlich braucht man Financiers und wir benötigen dafür auch eine Kooperation mit der Med-Uni in Wien und eine Basis mit der Wissenschaftsministerin, aber der Markt braucht es und das ist ein Ziel, das wir uns gesteckt habe.

ÖSTERREICH: Wo würden Sie Ihre Medizin-Uni denn gerne hinbauen und haben Sie denn schon Financiers an der Angel?

PRÖLL: Ich habe schon einen Standort im Auge, aber das wäre jetzt verfrüht, das zu kommunizieren. Und zu den Finanziers: Einer wäre das Land Niederösterreich.

ÖSTERREICH: Eine Frage, die derzeit vor allem das Weinviertel beschäftigt und auf die es von Ihnen derzeit auch noch keine Antwort gibt, ist die Landesausstellung 2013. Wer wird denn den Zuschlag kriegen? Asparn/Zaya oder Poysdorf?

Pröll: (lacht) Ich finde es ja wirklich positiv, dass wir mehrere Kandidaten haben, die das gerne machen würden, aber ich kann dazu erst in etwa sechs Wochen etwas sagen, denn wir wollen neben der Landesausstellung auch ein wirtschaftliches Regionalkonzept und hier muss man genau abwägen.


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