Überraschend

Holocaust-Leugner Honsik vor Gericht

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Erst kürzlich wurde die Strafe von fünf auf vier Jahre Haft reduziert. Nun macht aber die Anklagebehörde zwei Bücher zum Prozessgegenstand.

Der Holocaust-Leugner Gerd Honsik muss sich am 20. Juli neuerlich wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung vor einem Wiener Schwurgericht verantworten. Das kommt insofern überraschend, als der mittlerweile 68-Jährige erst im April 2009 für zahlreiche, im Zeitraum 1997 bis 2003 von ihm veröffentlichte Ausgaben der Zeitschrift "Halt!" im Wiener Straflandesgericht schuldig erkannt wurde. Weil aber das Wiener Oberlandesgericht (OLG) vor vier Monaten die dafür verhängte Strafe von fünf auf vier Jahre Haft reduziert hat, macht die Anklagebehörde nun zwei Bücher Honsiks zum Prozessgegenstand.

"Der Juden Drittes Reich"
Nach Ansicht der Anklagebehörde erfüllen die inkriminierten Werke "Schelm und Scheusal" und "Der Juden Drittes Reich" eindeutig den Tatbestand des § 3g Verbotsgesetzes. Sie waren bereits Inhalt der Anklage im vorangegangen Prozess, wurden damals jedoch zur Vermeidung von Verfahrensverzögerungen ausgeschieden. Im Hinblick auf die Honsik zuteilgewordene Strafmilderung beharrt die Staatsanwaltschaft jetzt auf einer separaten Verhandlung, in der es ausschließlich um die beiden Bücher geht, von denen eines ob des offensichtlichen Erfolgs in revisionistischen Kreisen vor wenigen Jahren von einem spanischen Verlag neu aufgelegt wurde.

Anklage glaubt an Zusatzstrafe
"Wir gehen von der Verhängung einer Zusatzstrafe aus", sagt Thomas Vecsey, der Sprecher der Anklagebehörde. Da das Gericht aus rechtlichen Gründen jedoch auf das seit Anfang März rechtskräftige Urteil bedacht zu nehmen hat, wäre es aber theoretisch möglich, dass selbst bei einem Schuldspruch keine Strafe ausgesprochen wird. Das ist dann der Fall, wenn das Schwurgericht zur Überzeugung gelangt, dass für die beiden Bücher und die "Halt!"-Ausgaben eine vierjährige Freiheitrsstrafe ausreicht.

15 Jahre unbehelligt in Spanien
Honsik war bereits im Jahr 1992 auf Basis seines Buchs "Freispruch für Hitler?" von Wiener Geschworenen wegen Wiederbetätigung zu eineinhalb Jahren unbedingt verurteilt worden. Statt die Strafe anzutreten, setzte er sich während des offenen Rechtsmittelverfahrens nach Spanien ab. Dort blieb er 15 Jahre unbehelligt und festigte weiter seinen Ruf als führender Publizist der rechten Szene, indem er in seiner Zeitschrift "Halt!" weiter nationalsozialistisches Gedankengut verbreitete, die Existenz von Gaskammern infrage stellte und den Holocaust bezweifelte. Im August 2007 wurde er mit europäischem Haftbefehl bei Malaga festgenommen, ausgeliefert und - nach Verbüßung seiner offenen Strafe - für sein "Wirken" in Spanien neuerlich angeklagt.

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Das Urteil gegen Holocaust-Leugner Gerd Honsik wurde milder

Statt wie ursprünglich fünf Jahre...

...muss Honsik nur vier Jahre in Haft.

Dem vorsitzenden Richter war die Strafe "zu viel".