Auslandsreise

Kein Schnaps für Faymann in China

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Tiroler Kompanie durfte weder Büchsen noch Schnaps aufs Expo-Gelände mitnehmen.

Ein Tiroler Schütze ohne Büchse ist wie China ohne Fahrrad, möchte man meinen. Doch jene Tiroler Kompanie, die am Freitag der Expo 2010 und dem dort weilenden österreichischen Bundeskanzler ihre Aufwartung machte, musste ohne ihr eigentlich unverzichtbares Zubehör auftreten. Der Grund: Sicherheitsbedenken. Den Tirolern wurden die Büchsen beim Check-in am Expo-Gelände abgenommen. Vielleicht sogar noch schlimmer: Auch der Schnaps durfte nicht mit zum Empfang.

Mozart-CDs
Dafür fanden andere landestypische Gegenstände ihren Weg ins Expo-Center: Der Shanghaier Bürgermeister Han Zheng verehrte Kanzler Werner Faymann (S) eine Porzellanvase. Faymann wiederum hatte acht Mozart-CDs im Gepäck. Vom Bürgermeister hatte sich Faymann nach dem Treffen am Freitag nicht unbeeindruckt gezeigt - ebenso wie von einer überlebensgroßen Statue von Herrn Han an der belebten Uferpromenade Shanghais, an der der Kanzlertross am Donnerstag vorbeispaziert war. "Der Häupl Shanghais", witzelte Faymann. Bleibt allerdings fraglich, ob er der SPÖ-Obmann seinem Wiener Parteichef Michael Häupl ein ähnlich imposantes Denkmal errichtet, wenn dieser die Wien-Wahl im Oktober in trockene Tücher bringt.

Expo 2010
Der gigantische chinesische Pavillon sowie jener Österreichs waren naurgemäß Pflichtpunkte bei der Expo-Visite . Hernach widmeten sich Faymann und Gefolge der Kür und schauten in den Pavillons von Großbritannien und Spanien vorbei - letzterer eine beeindruckende Konstruktion aus Korb-Stücken, die entfernt an überdimensionierte Fußabstreifer gemahnen. Dann wollte Faymann eigentlich - ganz spontan - bei den Norwegern vorbeischauen. Leider waren die Norweger auf spontane Kanzler nicht vorbereitet. Kurzes Konferieren mit den allzeit präsenten österreichischen Expo-Damen im Dirndl, dann war die Entscheidung gefallen: "Jetzt schauen wir uns noch kurz Chile an", verkündete Faymann.

Besonders viele Fahrräder sind übrigens zumindest im Zentrum Shanghais nicht mehr zu sehen. Als Gradmesser für eine wachsende Mittelschicht kann wohl die steigende Anzahl an Autos oder zumindest motorisierten Zweirädern gewertet werden. So oder so müssen die Shanghaier dieser Tage aber öfter mit Staus rechnen: Kommt ein Staatschef vorbei, werden für seinen Konvoi großzügig die Straßen und Stadtautobahnen gesperrt.

Und weil gerade Expo ist, reißt der Strom der Staatsmänner kaum ab. "Außenpolitisches Schaulaufen" nannte das ein Korrespondent in China. Weniger süffisant kommentiert das der österreichische Expo-Kommissär Hannes Androsch: China habe sich mit dieser "außerordentlichen" Weltausstellung wie schon mit den olympischen Sommerspielen "auf die Weltbühne" katapultiert. Auf der dann allerdings halt keine Schützen-Büchsen erlaubt sind.

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