Die neue Regierung

Nur ein Drittel weibliche Regierungsmitglieder

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Die beiden Regierungsparteien stellen jeweils drei Frauen, 8 von 18 Regierungsmitgliedern sind neu.

Sechs der 18 Minister und Staatssekretäre der neuen rot-schwarzen Regierung sind weiblich. Der Frauenanteil liegt damit bei genau einem Drittel, wobei SPÖ und ÖVP je drei weibliche Regierungsmitglieder stellen. Damit ist die neue Regierung etwas weniger weiblich als die alte - das Kabinett Gusenbauer hatte einen Frauenanteil von 40 Prozent. Der Frauenanteil im Kabinett Faymann ist mit 33,3 Prozent aber der zweithöchste in der Zweiten Republik.

Nur fünf Ministerinnen
Ohne Staatssekretärinnen - die ja streng genommen keine Regierungsmitglieder sind - kommt die neue große Koalition auf eine Frauenquote von 35,7 Prozent. In der SPÖ-Riege finden sich drei Ministerinnen (bei sechs Ministerien und dem Bundeskanzleramt), bei der ÖVP sind nur zwei der sieben Minister weiblich. Dafür besetzt die ÖVP eines der beiden Staatssekretariate weiblich, die SPÖ keines.

Acht von 18 sind neu
Frischen Wind in personeller Hinsicht bringt das Kabinett Faymann. Von den insgesamt 18 Regierungsmitgliedern (14 Minister und vier Staatssekretäre) sind acht neu. Neben der auf einem ÖVP-Ticket sitzenden parteilosen Justizministerin Claudia Bandion-Ortner wartet die ÖVP mit drei weiteren neuen Köpfen auf, bei der SPÖ debütieren vier neue Köpfe auf dem Regierungsparkett.

Überraschungskandidatin Bandion-Ortner
ÖVP-Chef Josef Pröll holte neben Bandion-Ortner den bisherigen Zweiten Nationalratspräsidenten Michael Spindelegger (Außenminister), den stv. Wirtschaftskammer-Generalsekretär Reinhold Mitterlehner (Wirtschaftsminister) und den bisherigen burgenländischen Agrarlandesrat Nikolaus Berlakovic (Landwirtschaftsminister) in die Regierung.

Polit-Profis im neuen Team
Bei der SPÖ sind ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer (Sozialminister), die NÖ Landesrätin Gabriele Heinisch-Hosek (Frauenministerin), der ÖO GKK-Chef Alois Stöger und die bisherige SP-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures (Infrastrukturministerin) neu im Team von SP-Chef und künftigem Bundeskanzler Werner Faymann. Bures bringt freilich bereits Regierungserfahrung aus ihrer Zeit als Frauenministerin im Kabinett Gusenbauer mit.

Nur vier Minister bleiben an ihrem angestammten Platz
Lediglich vier Minister bleiben auf ihren angestammten Posten: Neben Verteidigungsminister Norbert Darabos und Unterrichtsministerin Claudia Schmied (beide S) bleiben Innenministerin Maria Fekter und Wissenschaftsminister Johannes Hahn (beide V) ihren Ressorts treu. Infrastrukturminister Faymann wechselt ins Kanzleramt, sein Gegenüber Pröll vom Landwirtschaftsministerium ins Vizekanzleramt und Finanzministerium.

Regierung von 20 auf 18 Mitglieder reduziert
Bei der Zahl der Regierungsmitglieder gibt sich die neue Koalition etwas bescheidener als zuletzt - das Kabinett Gusenbauer zählte 20 Minister und Staatssekretäre. In der Aufteilung der Ressorts hat die ÖVP in den von der SPÖ geführten Großen Koalitionen seit 1987 übrigens immer recht gut abgeschnitten - versuchte Kanzler Franz Vranitzky damit doch, damit die ÖVP als Koalitionspartner an Bord zu halten. So gestand er der ÖVP im Jahr 1994 gleich viele Regierungsmitglieder zu, wie sie auch die SPÖ hatte - jeweils zehn -, obwohl die SPÖ mit 65 Nationalrats-Mandaten wesentlich stärker war als die Volkspartei (52 Mandate).

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Maria Fekter (ÖVP)war in der Regierung Gusenbauer-Molterer Innenministerin und bleibt in ihrem Amt. Bevor sie dieses Jahr Günther Platter abgelöst hatte war sie VP-Volksanwältin.

Norbert Darabos (SPÖ) bleibt Verteidigungsminister. Er wurde von ÖVP-Seite mehrmals kritisiert, weil er nie den Militärdienst absolvierte. Er führte die Verhandlungen zum mögleichen Eurofighter-Ausstieg mit EADS.

Christine Marek (ÖVP) bleibt Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium mit neuen Aufgaben: Das Ressort Arbeit wandert ins Sozialminsiterium, die alleinerziehende Mutter bekommt die Agenden für Familie und Jugend. Marek ist gebürtige Bayerin.

Claudia Schmied (SPÖ) bleibt Bildungsministerin. Die Wirtschaftswissenschaftlerin war lange Zeit bei "Investkredit" tätig und im Kulturbereich äußerst umtriebig.

Reinhold Lopatka (ÖVP) wird Staatssekretär im Finanzministerium, bisher war er Sport-Staatsekretär. Lopatka leitete zahlreiche Wahlkämpfe für die VP, er hat seine Wurzeln im sozialliberalen Flügel der Partei.

Reinhold Mitterlehner (ÖVP) war bisher Generalsekretär der Wirtschaftskammer und wird Bartensteins Nachfolger als Wirtschaftsminister. Er ist bekannt dafür zu seiner Meinung zu stehen - selbst wenn sie sich nicht mit der Parteilinie deckt.

VP-Chef Josef Pröll war bisher Landwirtschaftsminister und wird nun Vize-Kanzler und übernimmt das Amt des Finanzministers von Wilhelm Molterer.

Die Debatte um die Neuwahlen ging dem Wiener ÖVP-Chef Johannes Hahn "schon auf den Keks", für ihn ändert sich auch nach den Wahlen nichts, er bleibt Wissenschaftsminister.

Der Obmann der OÖ. Gebietskrankenkassen Alois Stöger (SPÖ) wird Gesundheitsminister. Er stand in den letzten drei Jahren der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse vor, und die ist ein absoluter Vorzeigeträger der Sozialversicherung.

August: Beim SPÖ-Parteitag in Linz wird Werner Faymann mit 98,3% der Stimmen zum Nachfolger des glücklosen Alfred Gusenbauer als Parteichef gewählt.

Doris Bures (SPÖ) wird Infrastrukturministerin. Als Frauenministerin und Bundesgeschäftsführerin diente sie unter der Regierung Gusenbauer-Molterer. Sie gilt als enge Vertraute von Gusenbauer und Faymann.

ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer (SPÖ) wird Sozialminister. Der Gewerkschafter wurde 2006 zum ÖGB-Präsident gewählt.

Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) wird Frauenministerin. Die Niederösterreicherin war Frauen- und Gleichbehandlungssprecherin der SPÖ.

BAWAG-Richterin Claudia Bandion-Ortner wird Maria Bergers Nachfolgerin im Justizministerium. Legendär sind ihre Wortgefechte mit dem Hauptangeklagten Helmut Elsner, gerne zeigt sie sich auch auf Society-Events.

Michael Spindelegger (ÖVP) war bisher der 2. Nationalratspräsident und übernimmt das Außenministerium. Die Machtbasis des "bekennenden Christdemokraten" ist der ÖAAB.

Josef Ostermayer (SPÖ) wird Staatssekretär für Koordination. Der 45-Jährige, Faymanns Ex-Pressesprecher, war bisher Geschäftsführer des Wohnfonds Wien.

Andreas Schieder (SPÖ)wird Staatssekretär im Finanzministerium. Schieder war Staatssekretär für den öffentlichen Dienst und nahm im Bundeskanzleramt auch die Angelegenheiten der Verwaltungsreform wahr.

Der Burgenländer Nikolaus Berlakovich (ÖVP) wird neuer Landwirtschaftsminister. Der Polit-Routinier ist im Bauernbund beheimatet und ist seit 2005 Agrar- und Umweltlandesrat.