Neues Geflecht

So flossen die 120 Eurofighter-Millionen

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Korruptions-Kochtopf Eurofighter – jetzt fliegt endgültig der Deckel weg.

Eigentlich waren die Ermittlungen in der Causa Eurofighter eingestellt. Doch jetzt fördert die hochbrisante Affäre jeden Tag neue, schmutzige Details zutage und wird zum wohl größten Korruptionsfall der 2. Republik.
Sage und schreibe 120 Millionen Euro sollen im Rahmen der Eurofighter-Beschaffung über Scheinfirmen an schwarz-blaue Politiker und Sympathisanten der Ära Schüssel geflossen sein. Zudem wurde jetzt ein neues Scheinfirmengeflecht aufgedeckt.

Grund für das neue Hochkochen der Eurofighter-Affäre war die Verhaftung des italienischen Geschäftsmannes Gianfranco Lande vergangenen März in Italien. Der „Briefkasten-Spezialist“ plauderte ausführlich über das Eurofighter-Geschäft: Er gab an, dass 87 Millionen Euro über die ­Londoner Briefkastenfirma Vector Aerospace geflossen sind, die er im Auftrag des Eurofighter-Herstellers EADS gegründet hatte.

Pilz sieht Schüssel in die Causa verwickelt
Nach Landes Aussagen nahm die österreichische Justiz den Fall wieder auf. Sie startete einen großen Lauschangriff auf den EADS-Manager Klaus-Dieter Bergner sowie auf die Waffenhändler Alfred Plattner und Walter Schön (er bestritt gestern vehement, Bestechungsgelder bezahlt zu haben).

Die Ermittler hörten alle Telefonate ab, lasen E-Mails, SMS und MMS mit. Ergebnis: Die 87 Millionen sind offenbar nur ein Teil von insgesamt 120 Millionen Euro an Schmiergeldern. Geld soll nämlich auch über das seinerzeitige Wiener Ehepaar R. (6,5 Mio. Euro) sowie ­Alfons Mensdorff-Pouilly (13 Millionen Euro) geflossen sein. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Aber der Korruptionssumpf ist noch tiefer: Laut grünem Aufdecker Peter Pilz sind weitere 13,5 Millionen Euro geflossen. Über welche Kanäle, ist noch unbekannt. Außerdem habe es ein zweites Netzwerk von Scheinfirmen gegeben, so Pilz: „Wir kennen diese Briefkastenfirmen bereits: Sie liegen in Großbritannien und auf diversen Inseln. Die Spur führt von dort direkt nach Wien.“ Es werde weitere prominente Personen geben, die in dieses neue Scheinfirmengeflecht verwickelt sind.

Empfänger der Bestechungsgelder waren laut Pilz Politiker der schwarz-blauen Regierung, die sich persönlich bereichern wollten. Auch Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel sieht Pilz im Dunstkreis der Eurofigher-Causa: „Er hat nicht von allen Korruptionsfällen, die damals passiert sind, gewusst. Aber in einige Rüstungsgeschäfte, darunter die Eurofighter-Causa, ist er persönlich verwickelt.

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