ÖSTERREICH-Interview

Strache: "Will Bürgermeister werden"

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Zurück aus dem Ibiza-Urlaub präsentiert sich FPÖ-Chef HC Strache im ÖSTERREICH- Interview so angriffslustig wie in vergangenen Zeiten.

Anfang der Woche ist er aus den Ferien auf Ibiza zurückgekehrt und Heinz-Christian Strache wirkt sichtlich erholt, als er ÖSTERREICH in seinem Büro in der Reichsratsstraße empfängt. Fitter und gesünder als in der Zeit um die Präsidentschaftswahl, die ihm die erste Schlappe seiner politischen Karriere eingebracht hatte.

Duell gegen Zuwanderin
Dass sich alle getäuscht haben, die angenommen hatten, Strache würde seine Politik nach dem Debakel milder anlegen, machte er gleich nach seiner Rückkehr klar. „Zu viel Fremdes tut niemandem gut“, formulierten die freiheitlichen Sprachkünstler auf den „Wiener Blut“-Plakaten. Und der Parteichef legt im ÖSTERREICH-Gespräch gleich kräftig nach: Die SPÖ als präpotente Kopftuchpartei, Zuwanderung als größte Gefahr und Jörg Haider immer noch ein Guter – und er selbst auf dem besten Weg an die Rathausspitze.

Den Wahlkampf um Wien hat Strache mit voller Wucht begonnen und morgen, Montag, steht ein erster Höhepunkt auf dem Programm, auf den er sich das ganze Wochenende vorbereitet: Im ORF-Sommergespräch wird er sich mit der Computer-Unternehmerin Alexandra Izdebska duellieren – einer fleischgewordenen Antithese zu Straches Ausländer-Klischee: Die Polin kam als 16-Jährige nach Österreich und hat einen Betrieb mit 300 Arbeitsplätzen aufgebaut.

ÖSTERREICH: Herr Strache, wie war Ihr Urlaub?
Heinz-Christian Strache: Danke, ich habe jedes Jahr mit meinen beiden Kindern und mit meiner Mutter den Urlaub auf Ibiza verbracht. Der ist mir heilig. Wenn der Herr Bürgermeister Häupl sich wochenlang in der Toskana befindet, fällt das niemandem auf. Aber wenn der Herr Strache auf Urlaub ist, dann schreien alle: „Der fehlt uns.“

ÖSTERREICH: Sie haben Kraft getankt?
Strache: Ich habe Kraft getankt, einmal kein Handy, kein ÖSTERREICH – sondern 14 Tage mit meinen Kindern, die ja das ganze Jahr oft zu kurz kommen.

ÖSTERREICH: Jetzt sagen alle, es wird der brutalste Wahlkampf, den wir je erlebt haben.
Strache: Das plant doch die SPÖ. Wir wollen Fehlentwicklungen aufzeigen.

ÖSTERREICH: Und was hat dann Wiener Blut im Wahlkampf verloren? Soll der Wahlkampf blutig werden?
Strache: Ganz im Gegenteil. Wiener Blut ist ein Begriff, den sogar die Sängerknaben in die Welt hinaustragen. Es ist genau diese Lebensart, die ja auch von Johann Strauß Sohn und auch von Falco besungen wurde.

ÖSTERREICH: Herr Strache, Sie wollen doch sagen, dass es nur Wiener Blut geben soll und kein fremdes. Also kein kroatisches und kein serbisches Blut und so weiter.
Strache: Das ist falsch. Ich interpretiere das wie Strauß, der ja auch „Mut zu Wiener Blut“ geschrieben hat. Es geht darum, diese Wiener Lebensart zu erhalten, die sich ja auch auf den Vielvölkerstaat bezieht.

ÖSTERREICH: Was? Sie sind doch gegen Zuwanderer.
Strache: Wir wollen diese undifferenzierte Massenzuwanderung stoppen. Österreichische Arbeitslose brauchen eine Perspektive. SPÖ und ÖVP forcieren eine Öffnung des osteuropäischen Arbeitsmarktes ab Mai kommenden Jahres: Das wollen wir stoppen.

ÖSTERREICH: Aber diese Öffnung steht doch in den Beitrittsverträgen.
Strache: Dort steht aber, dass es um eine Angleichung der osteuropäischen Einkommensverhältnisse an unsere geht. Kanzler Faymann soll nach Brüssel fahren, endlich unsere Interessen vertreten – und die Öffnung des Arbeitsmarktes ab Mai 2011 stoppen.

ÖSTERREICH: Gleichzeitig kommt auch Ihr Volksbegehren „Österreicher zuerst“?
Strache: Wir wollen das Volksbegehren mit der Öffnung der Arbeitsmärkte synchronisieren. Und so eine massenhafte Zuwanderung verhindern.

ÖSTERREICH: Wer soll denn zuwandern dürfen?
Strache. Ich will es wie die Amerikaner machen: Eine Green Card als Arbeitserlaubnis, die nur so lange gilt, so lange der Zuwanderer einen Job hat.

ÖSTERREICH: Statt Rot-weiß-rot-Card eine Blue Card?
Strache: Eine faire Karte für alle. Wichtig ist: Wenn eine Arbeitskraft kommt, dann ohne Familie.

ÖSTERREICH: Arigona Zogaj ist im Kosovo. Ist Sie willkommen, wenn Sie legal mit einem Schülervisum einreist?
Strache: Ich glaube, dass sie jetzt die Schule im Kosovo zu Ende machen sollte. Und dann – wie jeder andere Bürger – versuchen sollte, eine Arbeitsgenehmigung in Österreich zu erhalten.

ÖSTERREICH: Ein Schülervisum würde Sie empören?
Strache: Ich würde nicht verstehen, warum eine Innenministerin bei Asylbetrügern zwei, drei Monate nach Abschub plötzlich ein legales Schülervisum möglich macht.

ÖSTERREICH: Man hat den Eindruck, Sie haben zu viel Spinat gegessen auf Ibiza. Sie nennen die Wiener SPÖ eine Islamisten-Partei. Das ist doch nicht Ihr Ernst.
Strache: Die SPÖ hatte auf den Gemeindelisten 36 Kandidaten, die der muslimischen Glaubensgemeinschaft angehören und die in Vereinen tätig sind oder mit ihnen Kontakt haben, die in Deutschland auf der Terrorliste stehen.

ÖSTERREICH: Terroristen bei der SPÖ?
Strache: Nein, das ist Unsinn. Aber die SPÖ steht doch für den Kopftuchzwang und fördert so die Unterdrückung der Frau.

ÖSTERREICH: Und Sie wollen ein Kopftuchverbot.
Strache: Im öffentlichen Bereich – wie in der Türkei.

ÖSTERREICH: Sie treten als Bürgermeisterkandidat an?
Strache: Ja.

ÖSTERREICH: Das ist irreal. Keine Partei wird Sie wählen, schon gar nicht die SPÖ.
Strache: Die Wiener Bevölkerung wird diese präpotente SPÖ vom hohen Ross herunterholen.

ÖSTERREICH: Aber das bräuchte doch ein Erdbeben.
Strache: Die Möglichkeit ist doch da.

ÖSTERREICH: Aber dann müssen Sie doch 30 Prozent oder mehr erreichen?
Strache: Jetzt ist mein Ziel einmal, die 20-Prozent-Marke zu überspringen.

ÖSTERREICH: Das dürfte nicht reichen. Trotzdem: Was würden Sie ändern als Bürgermeister? 3 Punkte.
Strache: Ich will 1.500 Polizisten zusätzlich – sowie eine Sicherheitswache für Parks und für öffentliche Verkehrsmittel. In den Schulen eine 30-Prozent-Quote für Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache.

ÖSTERREICH: Und drittens?
Strache: Eine Initiative für Klein- und Mittelbetriebe.

ÖSTERREICH: Eigentlich sind Sie derzeit in der Defensive.
Strache: Nein, warum?

ÖSTERREICH: Die FPÖ steht ja als Korruptionspartei da. Grasser, Haider, beide waren doch bei der FPÖ.
Strache: Der Herr Grasser hat sich bei der sauberen FPÖ nicht wohl gefühlt und ist daher zur ÖVP gewechselt. Alle anderen damals Verantwortlichen sind zum BZÖ gegangen.

ÖSTERREICH: Dass Jörg Haider FPÖ-Obmann war, als er zu Saddam oder zu Gaddafi fuhr, streiten Sie nicht ab?
Strache: Was ist denn daran schlecht, wenn ein Politiker im Nahen Osten zu vermitteln versucht. Die Millionen, die Sie meinen – alles Gerüchte ohne Beleg.

ÖSTERREICH: Ist Ihr Haider-Bild zerkratzt?
Strache: Nein, denn was man erlebt, ist eine Schlammschlacht in Richtung eines Toten.

ÖSTERREICH: Dann verteidigen Sie ihn also?
Strache: Nein, auch nicht.

ÖSTERREICH: Aber was soll jetzt geschehen?
Strache: Ich bin natürlich für Aufklärung.

ÖSTERREICH: Sind Sie für einen U-Ausschuss?
Strache: Wenn Gerichte fertig ermittelt haben – ja.

ÖSTERREICH: Aber das dauert vielleicht zu lange.
Strache: Weil es keine Fakten gibt? Offenbar haben ein paar Leute den alten Sport entdeckt, auch nach seinem Tod alles zu versuchen, dem Jörg Haider Dreck ins Grab nachzuwerfen. Das lehne ich ab.

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