Platzmangel

Traiskirchen: Albtraum im Asyl-Lager

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Knapp 2.000 Flüchtlinge kamen diese Woche an – im Lager herrscht Elend.

Es werden nicht weniger – im Gegenteil wird es immer schlimmer: Mehr als 3.500 Flüchtlinge sind derzeit in Traiskichen, bis zu 1.200 ohne Schlafplatz. Kein Wunder: In der vergangenen Woche gab es laut Innenministerium so viele Asylanträge wie noch nie. Konkret baten 1.997 Flüchtlinge um Asyl. Bis zum Jahresende rechnet das Innenministerium mit bis zu 70.000 Anträgen. Derzeit werden etwas mehr als 40.000 Asylwerber betreut.

3.000 Willkommenspakete hat die Caritas verteilt
Traiskirchen ist deshalb heillos überlastet. Ein Lokalaugenschein zeigt entsetzliche Zustände – ein Albtraum: Menschen lagern zu Hunderten unter Mauervorsprüngen, Bäumen oder gleich auf der Wiese. Wer Decken oder gar einen Zeltplatz ergattert, kann sich glücklich schätzen. ÖSTERREICH-Reporterin Debora Knob: „Es war schlimmer als erwartet.“

Am Samstag zeigte sich in Traiskirchen aber auch ein Hoffnungsschimmer: Die Caritas hat ihr Projekt „Omni.bus“ gestartet und 3.000 Willkommenspakete verteilt: Es geht um Bundstifte und Malbücher oder Bälle für Kinder, um Duschgel, Einwegrasierer oder Streifenkarten für die Öffis oder einfach nur ein paar freundliche Worte auf einer Postkarte. Diese und andere Dinge sind Mangelware im völlig überfüllten Lager.

300 demonstrierten für neue Asyl-Quartiere
Und die Flüchtlinge melden sich jetzt auch immer lauter zu Wort: 300 von ­ihnen demonstrierten am Samstag in Traiskirchen friedlich für menschenwürdige Unterkünfte.

Report aus Traiskirchen: »Es war schlimmer,als ich erwartet habe«

Als Innenpolitik-Journalistin habe ich schon oft über das Flüchtlingslager in Traiskirchen geschrieben: Über die stetig steigende Zahl der Insassen und das politische Tauziehen. Später auch über die ersten Obdachlosen im Lager, die im Freien am Boden schlafen müssen. Deswegen dachte ich, ich sei auf meinen ersten Besuch dort gut vorbereitet. Ich war es nicht.

Was ich im Lager sah, war bedrückend: Nicht ein paar Dutzend, sondern Hunderte Flüchtlinge haben kein Dach über dem Kopf. Auch Familien mit kleinen Kinder müssen auf nacktem Beton und unter Büschen schlafen. „I sleep here eight days“, erzählt mir eine bildhübsche Frau mit einem kleinen Kind (2) im Arm in gebrochenem Englisch. Salam und Ros heißen Mutter und Sohn. Sie sind vor der Unterdrückung in Eritrea geflüchtet, in einem klapprigen Boot über das Mittelmeer. Ein Mann neben ihr berichtet von seiner Epilepsie. Er weiß nicht, wo er Medikamente bekommen kann.

Hilflosigkeit
Am Weg zu den Zelten stockt mir dann fast der Atem: Unter einem Mauervorsprung, vielleicht einen Meter hoch, lagern Dutzende Menschen. „Wir leben hier wie die Tiere“, sagt Shabab, ein 20-jähriger Palästinenser, der aus Syrien geflüchtet ist.

Ein Gefühl der Hilflosigkeit und der Beschämung befällt mich. Ungebeten eskortiert mich ein Sicherheitsbeamter zum Ausgang. „No, war’s so schlimm wie gedacht?“, fragt er mich halb belustigt. „Es war schlimmer“, antworte ich.

VIDEO: Chaos im Asyl-Lager Traiskirchen

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