Dominic Heinzl in ÖSTERREICH:

"Ich bin Freund von Happy -End-Stories"

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Dominic Heinzl nimmt im ÖSTERREICH-Interview zur Causa Sido Stellung.

Die Formel für den perfekten Skandal: Man nehme zwei der am meisten polarisierenden Stars und lasse sie aufeinander los – und dann hofft man, dass die Security es nicht schafft, sie zu trennen, bevor einer der beiden am Boden liegt.

Dieser – zugegebenerweise – etwas zynischen Formel folgend, eskaliert Freitag vor einer Woche einer der quotenträchtigsten Society-Skandale der letzten Jahre: Kurz nach Ende der ersten Live-Show der Großen Chance streckte Sido, der prolligste aller deutschen Rapper, Dominic Heinzl, den goschertsten aller heimischen Societyreporter, mit einer geraden Rechten nieder.

Skandal. Das alles nicht in einem dunklen Hinterzimmer eines Rotlicht-Lokals, sondern auf offener Bühne, vor Dutzenden Zeugen. Vorher hatte Sido noch Heinzls Mutter als „Hure“ und der Zorneslogik folgend Heinzl als „Hurensohn“ bezeichnet. Der wiederum, auch nicht ganz unschuldig, hatte Sido davor verbal provoziert. Am Ende standen dann lauter Verlierer:

Sido wurde noch am Tag danach vom ORF als Juror der Großen Chance gefeuert und die Staatsanwaltschaft leitete erste Ermittlungen ein.

Heinzl, dessen Chili-Vertrag Ende des Jahres ausläuft, musste einen unfassbaren Internet-Shitstorm über sich ergehen lassen. Tenor: Er hat die Faustwatschen verdient.

Und der ORF musste sich die Frage stellen lassen, wie der ganze Gewalt-Irrsinn überhaupt geschehen konnte. Verlierer überall, wie immer, wenn Testosteron das Hirn ausschaltet.

ÖSTERREICH: Herr Heinzl, wie sehr kränkt es Sie, dass Ihnen nun unterstellt wird, dass Sie Sido reingelegt – und nur eine Schwalbe aufs Parkett gelegt haben?
Dominic Heinzl: Ich habe mir abgewöhnt, die Berichte darüber zu lesen, weil sie teilweise jeder Grundlage und jeder Wahrheit entbehren. Ich möchte mich lieber auf meine Arbeit konzentrieren. Aufgrund dieser medialen Hetze bekommen die Menschen das Bild, der Heinzl hat den Sido provoziert und in die Falle gelockt. Ich bin teilweise entsetzt, was im Netz geschrieben wird. Manche schreiben, Sido hätte zu wenig fest hingelangt, der Schlag hätte tödlich sein sollen. Da wird mir richtig kalt. Was ist los in unserem Land? Wie viel Hass muss in den Menschen drinnen sein, der sich hier entlädt, auch wenn er nur verbal ist. Aber das ist schon verbale Gewalt.

ÖSTERREICH: Erschüttert es Sie nicht, dass es praktisch jeden freut, dass Dominic Heinzl endlich eine übergezogen bekommen hat?
Heinzl: Ich glaube, diese „Freude“ ist deshalb, weil mir schon öfters gesagt wurde, du hast dir eine Watschen verdient. Hätte ich einen Kieferbruch gehabt, würden die Menschen nicht lachen. Aber bei aller diebischen Freude sollten die Menschen berücksichtigen, dass Sido mit schlechtem Vorbild vorangegangen ist. Gewalt ist prinzipiell zu verurteilen. Denn was ist die Folge? Jeder, der provoziert wird, kracht dem anderen jetzt eine.

Heinzl: "Wie viel Hass muss in Menschen drinnen sein?"

ÖSTERREICH: Und der verzögerte Umfaller war nicht inszeniert? Darüber streiten mittlerweile sogar professionelle Ringrichter …
Heinzl: Darüber habe ich schon die lustigsten Theorien gehört. Es war ein Lufthauch, der mich umgeworfen hat. Langsam bin ich selbst versucht, witzig zu sein. Ich bin deshalb umgefallen, damit es nicht heißt, der Sido schlägt wie ein Mädchen (lacht). ­Tatsache ist: Ich habe den Schlag gespürt, danach fehlen mir Sekunden und erst als ich am Boden lag, war ich wieder bei Bewusstsein. Ich bin aber auch überzeugt, dass Sido nicht wollte, dass daraus diese Eigendynamik entsteht. Er hat auch versucht, das Ganze zu deeskalieren. Ich bin sicher kein Unschuldslamm aber in diesem Fall hat Sido auf mich reagiert, „wie ein Stier aufs rote Tuch“.

ÖSTERREICH: Das heißt, Sie bleiben dabei: Sie haben Sido nicht bespuckt und auch nicht schon im Atrium des ORF angekündigt, dass Sie Sido provozieren werden …
Heinzl: Mir zu unterstellen, ich hätte gespuckt, ist ebenso ungeheuerlich wie unwahr. Da wurde vieles falsch wiedergegeben. Es stimmt, dass es mich geärgert hat, dass er mich in der Sendung als „Dominic Hampel“ bezeichnet hat. Ich konnte ihn gar nicht provozieren. Denn Sido wird, auf seinen eigenen Wunsch, von einem meiner Mitarbeiter interviewt und nicht von mir. Unsere Berichte über Sido wurden immer von einem ORF-Mitarbeiter abgenommen. Da kann ich wirklich ruhigen Gewissens sagen, dass es in den letzten 18 Monaten keine Provokation gab. Aber ich gebe zu: Als er zu meinem Kollegen in die Kamera sagte: „Na der heißt doch ,Dominic Hampel‘, da kommt er ja, der ,Hampel‘“, habe ich gesagt: „Sido, du bist ein Depp.“ Dann ging Sido fotografieren, kam später auf mich zu und hat mir gleich angekündigt, dass er mir jetzt eine reißen wird, dass sich mein Kopf dreimal drehen wird. Es gibt auch einige Gedächtnisprotokolle von Augenzeugen – und das alles ergibt ein anderes Bild, als in den Medien dargestellt wird.

ÖSTERREICH: Gehen wir zu Ihrer Zukunft. Wie geht es nach der Vertragskündigung mit dem ORF weiter?
Heinzl: Der Vertrag wurde nicht gekündigt, er läuft aus und wird nicht verlängert. Mir war von Anfang an klar, er läuft über drei Jahre und nicht über fünf. Zumal ja schon länger bekannt war, dass es im ORF auch Umbauten im Vorabendprogramm geben würde. Ich habe diese Sendung drei Jahre mit meinem Team mit Leidenschaft gestaltet, und natürlich ist auch ein bisschen Wehmut dabei, freue mich aber auf neue Herausforderungen. Jedes Ende bedeutet auch einen Anfang – wie der aussieht, werden die laufenden Gespräche zeigen. Ich bin für vieles offen.

ÖSTERREICH: Wie schaut Ihre Bilanz aus? Was hätte Dominic Heinzl besser machen können, um eine Vertragsverlängerung zu bekommen. Mit den Quoten gab es von Anfang an Probleme …
Heinzl: Die Quoten waren für den Zeitraum angemessen. Bei ATV hatte ich den Schnitt von 160.000 Zuschauern. Ich bin mit keinen anderen Erwartungen zum ORF gekommen. Nur die Erwartungen seitens des ORF waren höher. Wiewohl ich meinte, dass auf ORF eins zwischen 19.30 Uhr und 20 Uhr wegen der ZiB auf ORF 2 keine bessere Quote zu erreichen sei. Aber ich habe einen Vertrag unterschrieben, habe mein Bestes gegeben. Dass das Format nicht in der Form angenommen wurde, wie es gewünscht war – da kann ich mir nichts vorwerfen. Wir haben alle Wünsche umgesetzt, die mein Vertragspartner hatte. Die Sendung wurde jünger und kürzer. Deswegen hat der Vertrag drei Jahre gehalten. Es war nicht wie beim Gottschalk, wo nach zwei Monaten die Sendung abgedreht wurde. Vielleicht lag es am Sendeplatz. Aber es stand nichts anderes zur Debatte.

ÖSTERREICH: Was steht jetzt an?
Heinzl: Wir werden sehen. Mit Betonung auf sehen!

ÖSTERREICH: Letzte Frage: Wie soll die Causa Sido vs. Heinzl weitergehen?
Heinzl: Ich bin ein großer Freund von Happy-End-Geschichten.

Ida Metzger
 

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