Nach erlogener Vergewaltigung

Italiener setzten Roma-Lager in Brand

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16-Jährige aus Turin erfand Vorwurf aus Angst vor ihren Eltern.

Nach einem erlogenen Vergewaltigungsvorwurf einer jungen Italienerin hat eine aufgebrachte Menschenmenge in Turin ein Lager der Roma-Minderheit angegriffen und in Brand gesetzt. Ein zunächst friedlicher Protestmarsch in der norditalienischen Stadt schlug am Samstagabend in Gewalt um, wie italienische Medien berichteten. Rund hundert mit Knüppeln, Steinen und Brandsätzen bewaffnete Menschen attackierten das Roma-Lager und zündeten dort Autos und Hütten an. Zwei Baracken seien vollständig zerstört worden, hieß es. Verletzt wurde niemand, auch weil die "nomadi" (Nomaden), wie Roma und Sinti in Italien auch genannt werden, das Lager schon vorher verlassen hatten. Aufgeschreckt durch Protestplakate, wie die Behörden berichteten.

Eine 16-Jährige hatte sich in eine Notlüge geflüchtet, um ihre sexuelle Beziehung mit einem volljährigen Italiener vor ihrer Familie zu verbergen. Als ihr Bruder sie entblößt in einem Park ertappte, behauptete sie, auf dem Nachhauseweg von "zwei Zigeunern" vergewaltigt worden zu sein. Bei der Polizei gab sie aber später zu, freiwillig Geschlechtsverkehr gehabt zu haben, doch da stand das Roma-Lager bereits in Flammen. Nach Bekanntwerden der Lüge beendete die Polizei die Gewalt gegen das Roma-Lager und nahm zwei Männer im Alter von 20 und 59 Jahren fest. Turins Bürgermeister Piero Fassino sagte, Lynchjustiz gegen unschuldige Menschen, nur weil sie Ausländer seien, sei nicht hinnehmbar.

Die in Italien lebenden Roma und Sinti standen schon mehrfach im Mittelpunkt politischer Diskussionen. Erst im vergangenen Jahr hatte der UNO-Menschenrechtsrat in Genf Italien kritisiert - unter anderem wegen Gewaltakten gegen Einwanderer und Minderheiten wie Roma und Sinti.
 

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