5-6 cm pro Jahr

Kontinentalplatte bohrt sich in Asien

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Das jüngste Erdbeben in China entstand durch eine Plattenverschiebung.

Das schwere Erdbeben in Nordwestchina ist durch die Verschiebung der indischen Kontinentalplatte nach Norden verursacht worden. Das sagte der Potsdamer Seismologe Rainer Kind am Mittwoch. "Der indische Subkontinent bohrt sich seit 50 Millionen Jahren mit einer Geschwindigkeit von fünf bis sechs Zentimetern pro Jahr - das sind immerhin fünf bis sechs Meter pro Jahrhundert - in den asiatischen Kontinent hinein", erläuterte der Leiter der Sektion Seismologie des Deutschen GEO-Forschungszentrums.

"Wie in Zahnpastatube nach Osten gedrückt"
Durch diese Kontinentaldrift würden der Himalaya und das Hochland von Tibet "wie mit einem Bulldozer" aufgestaucht. "Die Alpen sind gar nichts dagegen", bemerkte der Professor. "Durch den Dauerdruck wird wie bei den jüngsten Erdstößen in der Präfektur Yushu relativ weiches Erdmaterial wie in einer Zahnpastatube nach Osten gedrückt." Dort stoße es auf härtere Schichten wie im Szechuan-Becken. In dieser Region, die vom aktuellen Unglücksort etwa 500 Kilometer entfernt ist, waren im Mai 2008 bei einem verheerenden Erdbeben mehr als 87.000 Menschen gestorben.

"Die oberen Erdschichten bauen so lange Spannungen auf, bis das Gestein bricht", sagte der Forscher. "Vorhersehbar ist das nicht, wir können nur den Spannungsabbau - also das Erdbeben - registrieren." Der Abbau der Erdspannungen in Tibet sei so diffus, "dass wir dort nichts vorhersagen können", sagte Kind. Das GEO-Forschungszentrum habe das Zentrum des jüngsten Bebens in etwa zehn Kilometer Tiefe registriert und eine Stärke von 6,9 gemessen, die chinesischen Behörden gaben den Wert mit 7,1 an. Die Menschen in der Region müssten mit Nachbeben rechnen, warnte Kind. "Bereits zwei Stunden nach dem Hauptstoß haben wir ein weiteres Beben der Stärke 6,0 aufgezeichnet."

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