Femme Fatale

Schöne Russin spionierte USA aus

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Sie und neun andere Geheimagenten wurden geschnappt. In New York stehen sie vor Gericht.

Es erinnert an den Kalten Krieg: Am Sonntag wurden in den USA zehn Spione festgenommen. Sie stammen unter anderem aus Russland. Das FBI hatte die Verdächtigen über zehn Jahre lang überwacht, sie in ihren Wohnungen und in Hotelzimmern abgehört, ihre Anrufe mitgeschnitten und ihre E-Mails gelesen.

Bildhübsche Spionin
Nun stehen sie in New York vor Gericht. Ihnen drohen bis zu 25 Jahren Haft. Der Fall der Russin Anna Chapman zeigt was für ein perfektes Doppelleben die Spione geführt haben.

Sie ist 28 Jahre alt und wird vom FBI als "bestens ausgebildete Spionin" tituliert. Die bildhübsche Frau färbt ihre Haare gerne rot, hat einen Master in Wirtschaftswissenschaften, führt ein Immobilienportal und besitzt ein schickes Appartement in New York. Wenn sie von angesagten Cocktail-Partys nach Hause kam, schickte sie immer noch eine E-Mail mit geheimen Informationen an die russische Regierung.

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© oe24

So verführerisch zeigte sich Chapman auf Facebook

"Interessantes Ziel"
Aus FBI-Aufzeichnungen geht hervor, dass sie von einem US-Undercover-Agenten den Auftrag erhielt, einen gefälschten Pass an eine Spionin zu übergeben. Die Szene mutet an wie aus einem James Bond-Film: Sie sollte mit einem Magazin unter dem Arm an einer bestimmten Stelle warten. Die Spionin sollte Chapman sagen: "Haben wir uns nicht letzten Sommer in Kalifornien getroffen?" Chapman sollte antworten: "Nein, ich glaube es war in den Hamptons."

Auch die weiteren Verdächtigen, darunter vier Paare im mittleren Alter, lebten nach außen ein normales Leben. Ihnen gelang es aber Polizeikreise zu infiltrieren und auszuspionieren. So wurden laut den Aufzeichnungen im Mai 2006 in Boston wichtige Informationen über das CIA und den Präsidentenwahlkampf nach Moskau geschickt.

Ebenfalls in Boston hatte ein Agent ein Gespräch mit einem US-Nuklearexperte über Sprengköpfe. Auch diese Informationen wurden weitergeleitet. Eine Spionin in Montclair (New Jersey) heftete sich an die Fersen eines prominenten Bankers aus New York. "Er ist ein sehr interessantes Ziel", hieß es dazu aus Moskau.

Russland verärgert
Der russische Außenminister Sergej Lawrow reagierte verärgert. Er erwarte nun Erklärungen, sagte Lawrow während eines Israel-Besuchs am Dienstag in Jerusalem. "Die Angelegenheit wurde uns nicht erklärt, ich hoffe, sie erklären sie uns", zitierte die Agentur Interfax Lawrow.

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Vorwürfe sei zudem "besonders anmutig" gewählt, sagte der Minister ironisch. Erst vor wenigen Tagen hatten Russlands Präsident Dmitri Medwedew und US-Präsident Barack Obama während eines Treffens in Washington demonstrativ die Wiederannäherung der einstigen Rivalen im Kalten Krieg herausgestellt.

Elfter Verdächtiger festgenommen
Am Dienstag ist ein elfter Verdächtiger in Zypern gefasst worden. Die zyprische Polizei habe einen 54-jährigen Kanadier am Flughafen von Larnaka festgenommen, als er ein Flugzeug nach Budapest nehmen wollte, verlautete aus Polizeikreisen. Gegen ihn lag ein Haftbefehl von Interpol vor.

Nach Zahlung einer Kaution von etwa 16.000 Euro, andere Quellen sprachen von 20.000 Euro, sei der von den USA Gesuchte wieder auf freien Fuß, musste aber seinen Pass abgeben. Er warte nun auf seine Auslieferung.

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