Iran-Wahl

Ein Toter bei Krawallen in Teheran

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Bei der verbotenen Demo fielen Schüsse - mindestens ein Mensch starb.

Bei einer verbotenen Kundgebung in Teheran sind am Montagabend Augenzeugen zufolge Schüsse gefallen. Mindestens ein Demonstrant sei getötet worden, zahlreiche Menschen seien verletzt worden, berichteten Augenzeugen. Trotz des Demonstrationsverbots protestierten Zehntausende Iraner im Herzen Teherans gegen den Ausgang der Präsidentenwahl.

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Oppositionsführer Moussawi: Stürzt er das Mullah-Regime? Foto, (c) APA

Wahl wird überprüft
Mit Bildern von Mir-Hossein Moussawi und Sprechchören zogen sie zum Revolutionsplatz, wo der unterlegene Kandidat per Megafon seine Bereitschaft zu Neuwahlen bekräftigte. Vereinzelt kam es zu Prügeleien mit Anhängern von Amtsinhaber und Wahlsieger Mahmoud Ahmadinejad. Der geistliche Führer des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, ordnete eine Prüfung des umstrittenen Ergebnisses der Wahl vom Freitag an.

Der Protestzug in Teheran blockierte über Kilometer hinweg die Straßen der iranischen Hauptstadt. Die Demonstranten trugen grün, die Farbe Moussawis. "Moussawi, nimm unsere Stimmen", skandierten sie und kündigten tägliche Demonstrationen an, sollte Ahmadinejad Präsident bleiben. "Wir kämpfen, wir sterben, wir werden diese Wahlmanipulation nicht akzeptieren", schallte es aus der Menge. Zuvor hatte das Innenministerium die Kundgebung verboten. Mit vielen Sprechchören erinnerten die Demonstranten an die Slogans der Revolution von 1979.

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Ein Verletzter in Teheran, Foto: (c) AP

Moussavi sprach sich für eine Wiederholung des Wahlgangs aus. "Wir sind bereit, wieder an einer Präsidentschaftswahl teilzunehmen", sagte der Herausforderer des ultrakonservativen Amtsinhabers Mahmud Ahmadinejad auf der verbotenen Großdemonstration gegen den Ausgang der Wahl. Nach AFP-Schätzungen protestierten mehrere hunderttausend Mussawi-Anhänger in der iranischen Hauptstadt, obwohl die Kundgebung zuvor untersagt worden war. Mehrere Polizisten sprach von 1,5 bis zwei Millionen Teilnehmern.

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Gewalt auf den Straßen, Foto: (c) Reuters

Wie ein AFP-Korrespondent aus Teheran berichtete, fielen die Schüsse am Ende der Demonstration mit hunderttausenden Teilnehmern, auch Tränengas wurde eingesetzt. Eine Rauchwolke über der Innenstadt stamme von brennenden Reifen und Mülleimern, auch mehrere Motorräder seien in Brand gesteckt worden. Zahlreiche Menschen verließen demnach den Ort der Kundgebung in Panik. Bereits am Wochenende waren die iranischen Sicherheitskräfte gewaltsam gegen Demonstranten vorgegangen. Der ehemalige Ministerpräsident Moussavi hatte seine Anhänger zum friedlichen Protest aufgefordert.

Hunderttausende auf den Straßen
Trotz des Verbots waren hunderttausende Anhänger des unterlegenen Reformkandidaten Moussavi zur Universität und zum nahen "Platz der Revolution" im Zentrum Teherans geströmt. "Wir haben euch gewarnt, wenn ihr uns betrügt, machen wir euch das Leben zur Hölle", riefen sie. Am Platz und in den umliegenden Straßen bezog ein massives Polizeiaufgebot Stellung, die Sicherheitskräfte hielten sich allerdings zunächst zurück. "Polizei, Polizei, Danke", riefen die Demonstranten.

Augenzeugen berichteten, der frühere Reformpräsident Mohammed Khatami und der moderate Geistliche Mehdi Karroubi, ebenfalls Kandidat bei den jüngsten Wahlen, seien ebenfalls ins Stadtzentrum gefahren. Khatami sagte, das was bei diesen Wahlen geschehen sei, habe das Vertrauen in den Staat beschädigt. Augenzeugen beschrieben die Lage in Teheran als "äußerst gespannt". Immer wieder erschallten Slogans wie "Tod dem Diktator" oder "Wir sind hier, und wir bleiben hier".

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Im Kreuzfeuer der Kritik: Irans Präsident Ahmadinejad, Foto: (c) APA

"Betrug"
Ahmadinejad hatte nach offiziellen Angaben bei der Präsidentschaftswahl am Freitag fast 63 Prozent der Stimmen erhalten, Moussavi lediglich knapp 34 Prozent. Nach allen Vorhersagen war ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet worden. "Ihr könnt uns um ein oder zwei Prozent betrügen, aber nicht um 53 Prozent", riefen Demonstranten an die Adresse des Innenministeriums gerichtet. Der umstrittene Präsident hatte die Demonstranten am Samstag als einen Haufen von Hooligans bezeichnet, die eine Niederlage ihrer Mannschaft nicht verkrafteten und ihrer Frustration freien Lauf ließen. "Ahmadinejad, hier kommen die Hooligans", konterten die Demonstranten am Montag.

Ayatollah Ali Khamenei, oberster Führer des Iran und geistliches Oberhaupt, wies unterdessen den Wächterrat an, Vorwürfe von Unregelmäßigkeiten sorgsam zu überprüfen, wie der Nachrichtensender Khabar berichtete. Khamenei wollte auch als Hauptredner beim bevorstehenden Freitagsgebet in der Teheraner Universität auftreten, was sonst nur in außergewöhnlichen Situationen geschieht. Ahmadinejad verschob kurzfristig eine für Montag geplante Reise nach Russland.

Internationale Kritik nimmt zu
International nahm die Kritik an der Regierung der Islamischen Republik zu. Die USA äußerten Zweifel am Wahlergebnis. Die EU-Außenminister forderten eine Überprüfung des Ergebnisses. Die deutsche Bundesregierung forderte ein sofortiges Ende des gewaltsamen Vorgehens der Sicherheitskräften gegen Demonstranten und bestellte aus Protest den iranischen Botschafter in Berlin ein. Das Auswärtige Amt forderte den Iran auf, umgehend die Restriktionen gegenüber deutschen und anderen Medien aufzuheben. Der britische Premierminister Gordon Brown forderte die iranische Führung auf, die "ernsten Fragen" zum Ablauf des Urnengangs zu beantworten. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon verlangte, den Volkswillen zum Zuge kommen zu lassen.

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Während Zehntausende den Wahlsieg von Mahmud Ahmadinejad feierten...

...gingen zahlreiche Menschen auf die Straße, um gegen das Wahlergebnis zu protestieren.

Besonders viele junge Leute zeigten ihren Unmut - Die Polzei stürmte in der Nacht die Universität von Teheran.

Gegen die Demonstranten wurde unter anderem Tränengas eingesetzt.

Während andere Einheiten die Gegner von Mahmud Ahmadinejad mit Motorrädern und Schlagstöcken verfolgten.

Zu sehen ist ein Regierungsgegner, welcher unsanft zu Boden gebracht wurde.

Nicht nur Militär und Polizei gehen gegen die protestierenden Menschen vor. Auch manche Anhänger von Mahmud Ahmadinejad zeigten rohe Gewalt.

Einige der Demonstranten traten in bewaffneten Motorrad-Kolonnen auf.

Die Polzei wurde mit Steinen beworfen, es wurde Müll auf offener Straße verbrannt.

Bei den Unruhen nach der Wahl kamen drei Menschen ums Leben. Es waren Ahmadinejad-Gegner.

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