Athen-Unruhen

Gewalt greift auf ganz Europa über

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Nach einer kurzen Entspannung der Lage kam es erneut zu Krawallen in Athen, die griechische Hauptstadt kommt nicht zur Ruhe.

Neue Proteste gegen die Polizei in Griechenland - aber auch Demonstrationen gegen Randalierer und Chaoten: Rund 3.000 Menschen gingen am Donnerstag im Zentrum Athens wieder auf die Straßen, um gegen den Tod eines 15-Jährigen durch eine Polizeikugel zu protestieren. Die Polizei stoppte den Verkehr rund um den zentralen Syntagma-Platz. Auch im westgriechischen Patras zogen erneut rund 2.000 Menschen durch die Innenstadt. Zu Mittag waren zahlreiche Schüler und Studenten auf die Straßen in Athen gegangen, um sich von den autonomen Gruppen zu distanzieren, die seit Samstag schwere Verwüstungen angerichtet haben. "Wir sind eure Kinder, keine Randalierer", skandierten sie.

Ausschreitungen rund um Uni
Zu Ausschreitungen kam es rund um die Technische Universität der griechischen Hauptstadt. Rund 200 Autonome, die sich dort verbarrikadiert haben, lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Ein Mensch wurde verletzt, 28 wurden in Polizeigewahrsam genommen. In Piräus und in der Vorstadt Korydallos zündeten Schüler mehrere Mülltonnen an.

Zahlreiche Studenten und Schüler gingen auf die Straßen, um friedlich auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. Sie blockierten zentrale Kreuzungen und zogen zu Polizeistationen. Dabei distanzierten sie sich ausdrücklich von den rund 4.000 Randalierern, die seit Samstag Hunderte Geschäfte, Banken und andere Gebäude in Athen und weiteren Städten des Landes verwüstet hatten. Vor mindestens 15 Polizeistationen kam es zu kleineren Ausschreitungen. Die Polizei hielt sich zurück, hieß es. Vielerorts entstand ein Verkehrschaos. Für Freitag kündigten Studentenvereinigungen eine Großdemonstration in Athen an.

Querschläger?
Mit Spannung wurde das Ergebnis der ballistischen Untersuchung der Kugel erwartet, die den 15-Jährigen am Samstag tötete. Medienberichten zufolge sollte es spätestens an diesem Freitag bekanntgegeben werden. Die Kugel soll eine leichte Schramme aufweisen, was auf einen Querschläger und nicht auf einen direkten Schuss hinweisen könnte, hieß es in Medienberichten. Am Vortag hatte der Rechtsanwalt des Polizisten, aus dessen Waffe der tödliche Schuss abgegeben worden war, erklärt, die Untersuchung der Kugel entlaste seinen Mandanten. Die Kugel sei ein Querschläger gewesen, sagte der Anwalt. Die Kugel wird in einem Speziallabor untersucht.

Unterdessen brach ein Streit zwischen dem Rechtsbeistand des Polizisten und den Anwälten der Familie des Opfers aus. Ersterer versuchte, das Opfer als bekannten Fußballhooligan darzustellen. Zudem soll der 15-Jährige aus der Privatschule verwiesen worden sein, was dementiert wurde. "Der Bub wird noch einmal getötet, indem der Rechtsanwalt solche fürchterlichen Gerüchte verbreitet", kommentierte die Athener Zeitung "Eleftherotypia". Die Rechtsanwälte der Familie des Opfers wiesen die Behauptungen mit Abscheu zurück. Der Tod des Jugendlichen am Samstag hatte die schwersten Krawalle seit Jahrzehnten in Griechenland ausgelöst.

Gewalt greift auf Europas Städte über
In Spanien ist es bei Sympathiekundgebungen für die Protestbewegung in Griechenland zu gewaltsamen Zwischenfällen gekommen. In Madrid wurden in der Nacht zum Donnerstag neun Randalierer festgenommen, die im Zentrum der spanischen Hauptstadt die Scheiben einer Polizeistation eingeschlagen hatten.

Mehrere Beamten wurden nach Angaben der Behörden bei dem Angriff auf die Dienststelle verletzt. Die Gewalttäter hatten an einer illegalen Protestkundgebung in Madrid gegen die Erschießung eines griechischen Schülers in Athen durch einen Polizeibeamten teilgenommen.

Gewalttätige Demo in Barcelona
In Barcelona kamen etwa 300 junge Leute zu einer nicht angemeldeten Demonstration zusammen. Die Polizei löste die Kundgebung auf, nachdem Teilnehmer Steine gegen Geschäftsstellen von Banken geschleudert hatten. Die Beamten nahmen zwei Gewalttäter fest, darunter eine junge Griechin.

Unruhen in Dänemark
Die dänische Polizei hat am Mittwochabend 25 junge Leute festgenommen, die sich zu einer Kundgebung in Kopenhagen versammelten. Die Demonstration sei nicht angemeldet gewesen, hieß es zur Begründung. Die knapp 200 Demonstranten erklärten in Sprechchören ihre Sympathie für die protestierenden Jugendlichen in Griechenland.

Auslöser für die seit Tagen wütenden Unruhen in Griechenland ist der Tod eines 15-Jährigen am Samstagabend durch den Schuss eines Polizisten. Griechenland erlebt seitdem die heftigsten Unruhen seit der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1974. Am Mittwoch hatte zudem ein landesweiter Generalstreik den Konflikt verschärft.

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Polizisten geben nach einem erneuten Angriff das Zeichen zu einer neuen Formierung.

Eine Verkäuferin betrachtet ihre kaputte Fensterscheibe. Die Zerstörungswut der Jugendlichen ist groß.

Blut rinnt einem verletzten Mann über die Hand, als er vergeblich versucht den Krawallen zu entkommen.

Tausende Trauergäste nehmen an der Beerdigung des 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos teil, dessen Tod die Krawalle ausgelöst hat.

Noch wehrt sich diese Demonstratin gegen ihre Verhaftung.

Eine Frau legt Blumen an einer Gedenkstätte ab. Der Tod des 15-jährigen Jugendlichen ist vielen Griechen unverständlich.

Menschenmassen streifen durch die Stadt und liefern sich erbitterte Straßenschlachten mit der örtlichen Polizei.

Mit Tränengas und ähnlichem versucht die Polizei die Protestanten in den Griff zu bekommen.

Es geht aber auch ruhiger: Dieser Mann drückt seinen Zorn über einen friedlichen Sitzstreik aus.

Sowohl die Bevölkerung, als auch die Polizei stehen nach diesem Ausnahmezustand an ihrer psychischen und phyischen Belastbarkeitsgrenze.