Polit-Eklat

Juan Carlos - Als dem König der Kragen platze

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Einmal mehr provozierte Venezuelas Präsident Chávez. Es kam zum Eklat. Spaniens König fuhr ihm über den Mund.

So hatten die Spanier ihren König gar nicht gekannt. Mit harschen Worten fuhr Juan Carlos dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez über den Mund. "Por qué no te callas?", herrschte der Monarch den Linkspopulisten auf dem Iberoamerika-Gipfel in Santiago de Chile an. Wörtlich übersetzt heißt dies: "Warum schweigst Du nicht?" In Wirklichkeit aber bedeuteten die Worte des Königs: "Halt endlich mal die Klappe!"

Welle der Sympathie
In der Heimat schlug Juan Carlos nach dem Gefühlsausbruch eine Welle der Sympathie entgegen. "Der König erteilte aller Welt eine Lektion", befand die Madrider Zeitung "ABC". "Er bewies mit Nachdruck, dass er der höchste Garant spanischer Interessen ist." Chavez hatte den spanischen Ex-Ministerpräsidenten Jose Maria Aznar als "Faschisten" beschimpft und spanische Unternehmen beschuldigt, 2002 einen Putschversuch in Venezuela unterstützt zu haben.

Dass der Monarch auf so direkte Weise in die Politik eingreift, ist ungewöhnlich. Nach der Verfassung hat er als Staatsoberhaupt vor allem eine symbolische Funktion. Der König gibt normalerweise keine Interviews, seine Reden werden von der Regierung gegengelesen.

Ab ins Internet
Sein "Halt die Klappe" machte in Spanien sofort die Runde. Junge Spanier luden sich die königlichen Worte als Klingelton auf ihre Handys herunter. Im Internet zirkulierten Videomontagen, auf denen zu sehen ist, wie der König auf Chavez wie auf einen Punchingball einschlägt, dem Venezolaner mit einem Schwert Einhalt gebietet oder ihn per Fußtritt in einen Brunnenschacht stürzt.

Die großen Parteien der Sozialisten (PSOE) und der Konservativen (Volkspartei/PP) billigten den königlichen Wutausbruch. Sogar der baskische Parlamentarier Inaki Anasagasti, der die königliche Familie kürzlich noch als eine "Bande von Nichtstuern" tituliert hatte, zeigte Verständnis: "Angesichts einer Person wie Chavez, der Venezuela in eine Diktatur führt, ist ein solcher Ausbruch menschlich und nachvollziehbar."

Linksparteien üben Kritik
Kritik gab es in Spanien nur vonseiten der Linksparteien, die ohnehin gegen die Monarchie sind. "Der König darf einem gewählten Präsidenten nicht den Mund verbieten", betonte die Vereinte Linke (IU). Der Parteichef der katalanischen Linksrepublikaner (ERC), Josep Lluís Carod-Rovira, meinte, der König habe sich "wie ein Hooligan" verhalten. "Das hatte mit diplomatischen Umgangsformen nichts zu tun."

Die Presse dagegen sieht die Position des Monarchen gestärkt. "Seit katalanische Separatisten Fotos des Königs verbrannten, hat Juan Carlos in der Bevölkerung ständig an Sympathie gewonnen", schrieb die Zeitung "La Vanguardia". Vor einer Woche hatte der König schon einmal Stärke gezeigt und - trotz heftiger Proteste aus Marokko - die spanischen Nordafrika-Exklaven Ceuta und Melilla besucht.

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Juan Carlos, König von Spanien, wütet gegen Venezuelas Präsident Hugo Chàvez.

Hugo Chàvez, wild gestikulierend.

Der spanische Regierungschef Zapatero und Carlos mit finsteren Mienen.

Chàvez und Carlos in Chile.

Hugo Chàvez mit hochgehaltener Hand, beim Gipfel in Santiago.

Juan Carlos verlässt wutentbrannt das Plenum nach einem Streit mit Chàvez.

Zapatero und Carlos wild agumentierend in Richtung von Hugo Chàvez.

Zapatero mit geballten Fäusten.

Nach verbalen Ausfällen "Warum halten sie nicht die Klappe, Chàvez?" verlässt der spanische König den Gipfel