Klimagipfel

Obama kommt erst später nach Kopenhagen

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Der US-Präsident will in der "Endphase" des Gipfels anreisen. So sei "mehr Erfolg" möglich.

US-Präsident Obama ist optimistisch, dass es beim Klimagipfel in Kopenhagen zu einem Durchbruch kommen könnte. Daher werde er nicht wie geplant zur Eröffnungsphase am 9. Dezember nach Kopenhagen reisen, sondern erst am 18. Dezember. In dieser Endphase der Konferenz sei seine Anwesenheit hilfreicher, erklärte das Weiße Haus am Freitag (Ortszeit). Obama habe wegen der Klimakonferenz diese Woche mit mehreren europäischen politischen Führern gesprochen, unter anderem mit Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischem Präsidenten Nicolas Sarkozy.

Es gebe Fortschritte in Richtung auf ein Abkommen, "das alle Themen, die derzeit verhandelt werden, umfasst", teilte das Weiße Haus mit. Obama gründe seine Zuversicht unter anderem auf China und Indien, die kürzlich erstmals konkrete Ziele zur Reduzierung ihrer Treibhausgase genannt hatten, hieß es. Außerdem gebe es Anzeichen für einen Konsens, vom Jahr 2012 an rund zehn Milliarden Dollar jährlich aufzubringen, um Entwicklungsländern bei der Reduzierung der Klimakiller zu helfen. Allerdings warnte Obama, es gebe nach wie vor ungeklärte Fragen, die noch verhandelt werden müssten.

Nepals Regierung im Himalaya
Wenige Tage Beginn des Klimagipfels machte die Regierung in Nepal mit einer dramatischen Geste auf den Ernst der Lage aufmerksam: Umgeben von schneebedeckten Gipfeln tagte das gesamte Kabinett in gut 5200 Metern Höhe am Mount Everest. Regierungschef Madhav Kumar Nepal und 23 Minister wollten damit auf die verheerenden Folgen der Erderwärmung im Himalaya aufmerksam machen. Unterdessen sagten 100 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt ihre Teilnahme zur Eröffnung der Klimakonferenz in Kopenhagen am Montag zu.

Wissenschaftler warnten davor, dass die Welt auf eine katastrophale Erwärmung um 3,5 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts zusteuere. "Länder, die für den Großteil der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind, müssen mehr tun, um Klimawandel und globale Erwärmung aufzuhalten", forderte der nepalesische Ministerpräsident am Mount Everest, dem mit 8850 Metern höchsten Berg der Erde.

Nach Angaben des Klimarates der Vereinten Nationen ist vor allem das Abschmelzen der Himalaya-Gletscher besorgniserregend. Politiker und Medienvertreter waren kurz nach Sonnenaufgang mit Hubschraubern in den Ort Kalaphatar unterhalb des Gipfels gebracht worden. Während des halbstündigen Treffens unter freiem Himmel trugen die Teilnehmer Sauerstoffmasken. Bereits Mitte Oktober hatte der Präsident der Malediven sein Kabinett zu einer Sitzung unter Wasser einberufen - ebenfalls als Zeichen gegen den Klimawandel.

Wie aus dänischen Regierungskreisen verlautete, werden "so gut wie alle" EU-Länder an den letzten beiden Verhandlungstagen durch ihre höchsten politischen Repräsentanten vertreten. Aus Afrika kommen 20 Staats- und Regierungschefs, aus Süd- und Nordamerika 15. Damit ist die Zahl von 100 Zusagen überschritten.

Die meisten Staats- und Regierungschefs kommen in der zweiten Woche ab dem 14. Dezember.

Globale Erderwärmung
Mit den aktuellen Klimaschutzzielen der einzelnen Länder steuert die Welt auf eine katastrophale Erwärmung um 3,5 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts zu. Dieses Ergebnis liefert eine Analyse des in Deutschland entwickelten "Climate Action Trackers". Die Pläne der Industrie- und Schwellenländer reichten nicht aus, um die Erwärmung wie gefordert auf 2 Grad zu begrenzen, teilten die Entwickler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und von der Kölner Klimaberatungsfirma Ecofys am Freitag mit.

Die derzeitigen Klimaschutzziele werden den Anstieg der Treibhausgasemissionen nicht vor 2040 stoppen, urteilen die Experten. In keinem Fall werde so eine Halbierung der Emissionen bis 2050 erreicht, auf die sich die G8-Staaten geeinigt hatten. "Stattdessen werden sich die globalen Emissionen bis 2040 - gemessen am Level von 1990 - wahrscheinlich nahezu verdoppeln", hieß es.

China, die USA, Russland und Indien sind für die Hälfte des weltweiten Ausstoßes von CO2 aus der Energiegewinnung und dem Verkehr verantwortlich. Die Volksrepublik China habe 2007 die USA als größten Emittenten des klimaschädlichen Treibhausgases abgelöst, beide Länder zusammen hätten mehr als 40 Prozent der globalen Emissionen produziert, berichtete das Statistische Bundesamt am Freitag. Von 1990 bis 2007 seien die CO2-Emissionen von rund 21 auf 29 Milliarden Tonnen gestiegen, fast die Hälfte des Zuwachses entfalle auf China.  Deutschland liegt nach diesen Angaben hinter Japan auf Platz 6 mit einem CO2-Ausstoß von 798 Millionen Tonnen (2007).

Der Leiter des UN-Umweltprogramms UNEP, Achim Steiner, hat noch einmal vor einem Scheitern der Weltklimakonferenz in Kopenhagen gewarnt. Dann drohten auch dramatische wirtschaftliche Konsequenzen, sagte Steiner der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag). "Es hängen Hunderte von Milliarden Euro, verteilt über die Weltwirtschaft, in einer Warteschleife, weil mit Sorge beobachtet wird, ob die Welt den Sprung in ein CO2-armes Abkommen schafft", sagte Steiner. Kopenhagen könnte in der gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise zu einer der bedeutendsten Konjunkturmaßnahmen werden, sagte der ranghöchste Deutsche bei den Vereinten Nationen.

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