Griechenland

Weiße Nelken für den getöteten Alexis

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Er starb im Kugelhagel der Polizei: Am Dienstag wurde Alexis Grigoropoulos beigesetzt. Das ganze Land nahm Abschied.

"Lebwohl mein Freund, wir werden Dich nie vergessen." Erschüttert nahm ein Schulkamerad Abschied von Alexandros Grigoropoulos, dem 15-jährigen Schüler, der am Samstag in Athen durch eine Polizeikugel getötet worden war. Rund um den kleinen Friedhof von Palaio Faliro, einer Vorstadt von Athen, versammelten sich mehrere tausend Menschen. "Als ob sie den Burschen schützen wollten", beschrieb eine Fernsehreporterin die Szene. Schülervertretungen aus allen Gymnasien Athens und aus Piräus waren dabei.

Anteilnahme
Schulen aus Kreta und Nordgriechenland schickten Kränze und Blumen. "Weiße Nelken überall", sagte ein Mädchen. "In unserem Glauben symbolisieren diese Blumen die Unschuld. Und der Bub war unschuldig. Er hatte keine Zeit zu sündigen."

Die Mutter, der Vater und die Schwester des Buben hatten gebeten, keine Fernsehkameras zuzulassen. Sie wollten keine große Trauerfeier. Doch dies war nicht möglich. Nicht nur die Schüler, sondern auch Tausende aus Palaio Faliro kamen, um ihr Beileid auszudrücken. Für die meisten war auf dem kleinen Friedhof kein Platz. "So voll war es hier noch nie", sagte ein Priester.

Beifall
Als der Sarg nach der Trauerfeier aus der Kirche kam, begleiteten ihn die Anwesenden mit Beifall. "Es ist der letzte Beifall für einen Burschen, den die Polizeigewalt von uns genommen hat", sagte ein Schüler im Radio. Einige seiner Freunde weigerten sich zu gehen. Auch als die Dunkelheit hereinbrach, standen noch immer einige junge Leute am Grab des 15-Jährigen.

Harsche Rufe aus den Reihen der autonomen Szene durchbrachen die Trauer. "Polizistenschweine, Mörder", skandierten einige. "Das vergossene Blut fordert Rache." Die Polizei beobachtete von einem Hubschrauber aus und in diskreter Entfernung die Trauerfeier. Nach der Beerdigung kam es rund 200 Meter vom Friedhof entfernt abermals zu Auseinandersetzungen, etwa 50 Vermummte und Polizisten gingen aufeinander los.

Doch an vielen Plätzen des Landes versammelten sich an diesem Dienstag die Menschen friedlich und zündeten zum Gedenken Kerzen an. "Wir wollen auf diese Weise friedlich Abschied von Alexandros nehmen und für den Frieden in unserem Land beten", sagte eine ältere Frau.

Foto: (c) APA

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