Innovativer Stromer

So fährt sich der neue BMW i3

27.10.2013

Nun greift auch der erste deutsche Hersteller mit einem reinen E-Auto an.

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© BMW AG
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Für seine ziemlich riskante Strategie aufgrund der extrem hohen Entwicklungskosten seiner beiden neuen i-Modelle i3 und i8 (rund vier Milliarden Euro), hat BMW in den letzten Wochen viele Vorschusslorbeeren geerntet. Kaum ein anderes Elektroauto hat schon vor dem Start so viel Aufmerksamkeit bekommen wie der brandneue i3, der am 16. November auch hierzulande in den Handel kommt. Doch nun musste der innovative Stromer im Fahrbericht beweisen, ob sich der hohe Aufwand gelohnt hat, oder ob ihm das gleiche Schicksal wie vielen anderen Elektroautos droht.

Es gilt umzudenken bei diesem Auto. Da ist etwa die für BMW-Begriffe untypische Optik. Statt schnittig in die Horizontale baut dieser Wagen in die Vertikale. Mit knapp vier Metern ist der i3 kürzer als der 1er und mit 1,57 Meter Höhe spielt er in den Sphären des X1. Neue Seiten auch beim Zutritt: Die hinteren Türen öffnen gegenläufig. Das Einsteigen in die zweite Reihe gelingt dank fehlender B-Säule bequem. Hier gibt es aber auch schon einen Kritikpunkt. Um die hinteren Portale öffnen zu können, muss die Vordertür geöffnet werden und der Fahrer bzw. Beifahrer muss sich auch noch abschnallen. Das ist doch etwas umständlich gelöst. Sitzt man dann aber einmal, erfreuen feine Platzverhältnisse und ein luftig gestaltetes Interieur. Das Cockpit sprüht gerade so vor Modernität und Umweltfreundlichkeit. Die Materialien sind recyclebar, das Naturholz sieht hervorragend aus und die beiden großen Monitore sind perfekt in die Armaturenlandschaft integriert. Ein weiteres Novum ist der Gangwählhebel. Dieser sitzt rechts hinter dem Lenkrad und beherbergt zudem den Start-Knopf. Die Bedienung erfolgt über das bewährte iDrive.

Spaßiges Fahrverhalten
Interessanterweise gibt es dort, wo man es am stärksten vermutet, keine Anpassungsschwierigkeiten - und zwar beim E-Antrieb. Der i3 agiert, wie man es bei BMW gewöhnt ist: hoch dynamisch. Das 170-PS-E-Aggregat zieht den dank Carbon-Karosserie 1.200 Kilo leichten i3 wie an der Schnur vom Stand in 7,3 Sekunden auf 100. Das volle Drehmoment (250 Nm) steht ab der ersten Umdrehung zur Verfügung. Bei Ampelstarts ist der kleine Bayer kaum zu schlagen. Gewöhnungsbedürftig ist die starke Rekuperation. Im Schubbetrieb wird der E-Motor zum Generator und wandelt die gewonnene Energie in Strom um. Dieser fließt wieder in den Akku und erhöht die Reichweite. Wenn man beim i3 vom Gas geht, fühlt es sich an, als würde der Wagen ziemlich stark bremsen. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Hat man das Ganze aber einmal intus, wird das Bremspedal fast nicht mehr gebraucht. Die im Fahrzeugboden untergebrachte 600-Kilo-Batterie sorgt für einen niedrigen Schwerpunkt. In Kombination mit dem extrem kleinen Wendekreis und dem Marken-typischen Heckantrieb erweist sich der i3 als höchst agiles Stadtvehikel, was zu einer ambitionierten Fahrweise verleitet. Allerdings ohne am schlechten Gewissen zu rühren - weder der Umwelt gegenüber noch dem eigenen Finanzgebaren: bei einer Fahrleistung von 35.000 Kilometern liegen die Stromkosten bei jährlich knapp 1.000 Euro. Da kann kein Verbrenner mithalten.

Reichweite
Der Akku des i3 hält laut BMW maximal 160 Kilometer. Im Alltag sind 130 Kilometer sehr realistisch. absolut ausreichend, bedenkt man, dass der Durchschnittsfahrer täglich nicht mehr als 50 Kilometer zurücklegt. Weitere Ausflüge sind aber wie bei anderen E-Autos auch hier nicht möglich. Außer man greift zur Version mit Reichweitenverlängerer (siehe unten). Eine Vollladung dauert je nach Stromquelle zwischen 30 Minuten und 8 Stunden. Der Anschluss für das im Vorderwagen untergebrachte Kabel befindet sich hinter der „Tankklappe“. Der Fahrer kann am Smartphone jederzeit den aktuellen Ladezustand abfragen. Egal ob der i3 am Stromkabel hängt oder nicht.

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Preis
In der Basisversion kostet der i3 angesichts der teuren Bauweise und der guten Ausstattung (Navi ist Serie) durchaus moderate 35.700 Euro.  Wer mehr Reichweite benötigt, kann sich einen Range-Extender um knapp 5.000 Euro dazu bestellen. Der kleine 2-Zylinder-Benziner kommt aus der hauseigenen Motorradsparte, ist nicht mit dem Antriebsstrang verbunden und lädt während der Fahrt den Akku auf. Dann erhöht sich die Reichweite auf rund 300 Kilometer. Ob der i3 den erhofften Durchbruch schafft, entscheiden nun die Kunden. BMW gilt jedoch ein großes Lob, das hohe Risiko auf sich genommen zu haben. Gegenüber der deutschen Konkurrenz hat sich der Hersteller jedenfalls einen großen Vorsprung herausgefahren. Zu den aktuellen Konkurrenten zählen u.a. der Renault Zoe und der Nissan Leaf. Beide können bei den Fahrleistungen mit dem i3 aber nicht mithalten. Im Frühjahr 2014 steigt dann VW mit dem E-Golf ins Segment der kompakten E-Autos ein. Dieser wurde aber nicht als Elektroauto konzipiert und wird den i3 beim Preis kaum unterbieten. (zac/set)

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Technische Daten
Motor: Hybrid-Synchron-E-Motor mit 170 PS und 250 Nm
Optionaler Range Extender: 2-Zylinder-Benziner mit 34 PS
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 7,2 Sekunden, Spitze 150 km/h
Reichweite: bis 160 km (mit Range Extender 300 km)
Preis: ab 35.700 Euro; 40.400 Euro mit Range Extender

Fotos von der Serienversion des i8 :

Fotos vom neuen 2er Coupé

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