"Embryonaler Zustand"

Deutsche Autobauer warnen vor E-Hype

21.09.2011


Technikdurchbruch wird erst in den Jahren von 2020 bis 2030 gelingen.

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© EPA/YM YIK
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Die deutsche Autoindustrie dämpft die Hoffnungen auf einen schnellen Durchbruch von Elektroautos . "Die Technologie ist noch in einem embryonalen Zustand", sagte Bosch -Vorstand Bernd Bohr am Mittwoch auf der Automesse IAA in Frankfurt, wo die Hersteller so viele E-Fahrzeuge (Smart ED , BMW i3 , VW Nils und Up, Audi A2 , Opel RAK e und Ampera , Renault Frendzy , etc.) präsentierten wie nie zuvor. Dies sollte jedoch keine übertriebenen Erwartungen wecken, warnte BMW-Vorstand Klaus Draeger. "Nicht alles, was technisch machbar ist, ist heute wirtschaftlich umsetzbar."

Reichweite und Kosten
Besonders die geringe Reichweite und die hohen Kosten der Elektroautos machen den Automanagern Sorgen. "Elektrofahrzeuge werden noch viele Jahren lang mehr kosten als entsprechende Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor", sagte Matthias Wissmann. Der Präsident des einflussreichen Lobbyverbands VDA bekräftigte deshalb seine Forderungen nach politischer Unterstützung bei der Einführung von Elektroautos in Deutschland. "Zu Beginn braucht der Markthochlauf aktive
Begleitung."

Finanzielle Vorteile für Käufer
Die deutsche Bundesregierung will den Verkauf von Elektroautos mit Steuervorteilen und weiteren Erleichterungen ankurbeln, beim Kauf der Wagen im Gegensatz zu anderen Ländern aber keinen Zuschuss zahlen. Erklärtes Ziel von Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel ist es, bis 2020 eine Million mit Strom betriebene
Autos auf deutsche Straßen zu bringen.

Verbrennungsmotoren dominieren in den nächsten Jahren
Experten und Manager gehen jedoch davon aus, dass der Verbrennungsmotor auf absehbare Zeit weiter dominieren wird. Der Umsatzanteil von Elektro- und Hybridautos werde zum Ende des Jahrzehnts maximal bei fünf Prozent liegen, sagte Wissmann. "Wir rechnen 2020 mit einem Neuwagenanteil der elektrifizierten Fahrzeuge, die Strom tanken können, von fünf bis 15 Prozent", erklärte BMW-Vorstand Draeger. Sein Kollege Bohr vom weltgrößten Autozulieferer Bosch
erwartet einen "Strukturumbruch" frühestens zwischen 2020 und 2030.

Zu teuer
Bohr warnt deshalb vor einem "E-Hype", zumal die Kosten für Stromfahrzeuge derzeit noch extrem hoch sind. "Ein E-Auto vergleichbar mit dem Polo für 30.000 bis 40.000 Euro ist in einem Nischenmarkt denkbar, aber nicht die Antwort für einen Massenmarkt." Bohr forderte die Hersteller deshalb auf, bei der Entwicklung von E-Autos stärker zusammenzuarbeiten: "Wenn wir die Stückzahlen verdoppeln, können wir die Kosten halbieren."

Langer Weg
Auch Volkswagen will künftig - wie bei herkömmlichen Fahrzeugen - einheitliche Teile in verschiedene Elektroautos einbauen. Bis dahin sei es allerdings noch ein weiter Weg, räumte Rudolf Krebs ein, der im Wolfsburger Konzern für E-Mobilität zuständig ist. "Unsere heutigen Fahrzeuge lassen noch keine einheitlichen Batterien zu." Krebs geht zudem davon aus, dass die Hersteller beim Verkauf von Elektroautos weitere Zusatzangebote bieten müssen - etwa das Ausleihen von herkömmlich angetriebenen Fahrzeugen, wenn die Kunden hin und wieder einen Wagen für eine längere Strecke brauchen.

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