Immer größere Chancen für Magna beim Opel-Kauf

05.08.2009

Das Bieterwettrennen um Opel läuft auf den österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna zu. Die Chancen für Magna sind nach einem hochrangigen Treffen zwischen der deutschen Bundesregierung, dem ehemaligen Mutterkonzern General Motors (GM) und den beiden Bietern deutlich gestiegen. Nach Ansicht der beteiligten Landesregierungen mit Opel-Standorten könnte der US-Autobauer schon am Freitag (7. August) eine Empfehlung für Magna abgeben. Dies wurde aus informierten Kreisen der APA bestätigt.

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Die deutsche Regierung und die Betriebsräte bevorzugen Magna und hatten zuletzt starken Druck auf GM ausgeübt, sich für den Autozulieferer zu entscheiden. Doch auch der belgische Finanzinvestor RHJ International (RHJI) ist noch im Rennen und rechnet sich Chancen aus.

Noch immer kein Durchbruch

In den monatelangen Verhandlungspoker ist nun Bewegung gekommen - von einem Durchbruch war bei den Landesregierungen aber noch nicht die Rede. "Ich bin zuversichtlich, dass General Motors einen Weg findet, mit Magna zu einer Einigung zu kommen", sagte der Staatssekretär im Wiesbadener Finanzministerium, Thomas Schäfer, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Schäfer ist Mitglied der sechsköpfigen Opel-Task-Force der Bundesregierung und war bei den entscheidenden Gesprächen am Vorabend in Berlin dabei.

Laut Landesregierung sind sich GM und Magna in zwei Dritteln der Punkte mit Magna einig und der US-Autobauer habe zugesagt, die noch offenen Fragen in den nächsten 48 Stunden klären zu können. Umstritten sind noch die Patentrechte. Dabei geht es um die Frage, ob das neue Opel-Unternehmen an die Mutter GM Lizenzgebühren zahlen muss. Auch Details der Kooperation mit dem Magna-Partner Gaz, einem maroden russischen Autobauer, müssten noch geklärt werden. GM fürchtet, dass Know-how nach Russland abfließen könnte.

Die ehemalige Opel-Mutter GM will nach eigenen Angaben der Opel Treuhandgesellschaft in Kürze eine Empfehlung für den Verkauf machen. Bei der Treuhand, die letztlich über den Verkauf entscheidet, liegen 65 Prozent der Anteile. Bislang hatte sich ein Teil des GM- Managements für den Finanzinvestor RHJI ausgesprochen, der Opel enger bei GM belassen würde. Die Verträge mit RHJI seien praktisch unterschriftsreif, hatte GM erklärt. Der GM-Verwaltungsrat hatte diese Position zuletzt aber nicht mehr bekräftigt.

Die Betriebsräte und auch die Opel-Bundesländer sperren sich gegen einen Verkauf an den Finanzinvestor. Aus Kreisen des Finanzinvestors RHJI verlautete, die Entscheidung sei nun nur noch "politischer Art". Falls das RHJI-Angebot angenommen würde, könne es sofort angewendet und umgesetzt werden.

Magna würde weniger Arbeitsplätze abbauen

Magna ist der Wunschkandidat von Bund und Ländern, weil der Autozulieferer ein eigenständiges industrielles Konzept hat und weniger Arbeitsplätze bei Opel abbauen würde. Bund und Länder hatten ihre staatlichen Bürgschaften an Bedingungen geknüpft und drohen damit, diese zurückzuziehen, wenn Magna nicht zum Zuge kommt. Die Ansage der deutschen Politik, dass es bei einer Entscheidung von GM für den Interessenten RHJ International keine deutsche Finanzhilfe gebe, habe dazu geführt, "dass offensichtlich Bewegung bei GM zu verzeichnen ist", sagte der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD). Laut Insiderkreisen in Österreich hängt eine Einigung über einen Verkauf von Opel an Magna nur noch an Kleinigkeiten.

Die deutsche Bundesregierung dringt auf eine baldige Entscheidung. "Es ist jetzt an General Motors, nochmal mit den beiden Interessenten zu sprechen", sagte der Sprecher des Wirtschaftsministeriums, Steffen Moritz am Mittwoch. Konkrete Termine gebe es bislang aber nicht. Die Bundesregierung habe bei den Verkaufsverhandlungen weiter eine "gewisse Präferenz" für den Zulieferer Magna. Dies machte Vize- Regierungssprecher Klaus Vater deutlich. "Es gibt ermutigende Zeichen", sagte Vater. "Es geht voran."

Der nach seiner Insolvenz neu gestartete US-Autobauer GM will unterdessen auf dem Weg zurück in die Gewinnzone Gas geben. Der Konzern werde "früher als die meisten Leute denken" wieder profitabel sein, sagte der neue Verwaltungsratschef Ed Whitacre. "Ich denke, wir werden einige überraschen." Nach früheren Angaben peilt der Konzern erst ab 2011 wieder einen Gewinn vor Steuern und Zinslasten an.

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