Sanierungsverfahren

Backhausen: Al Jaber zahlt nicht

10.10.2012

Böse Erinnerungen an die Firmen Kneissl und AUA werden wach.

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© TZ ÖSTERREICH / Singer
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Der traditionsreiche Textilbetrieb Backhausen hat ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet, nachdem der Investor Mohamed Bin Issa Al Jaber laut dem Unternehmen nicht fristgerecht die zugesagten Zahlungen geleistet hat. Das ist nicht das erste Mal, dass der Scheich im letzten Moment zugesagte Finanzierungen nicht geleistet hat - Stichwort AUA, Kneissl. Gerichtsverfahren sind anhängig, der Investor weist jede Schuld von sich.

Backhausen betonte, dass der Betrieb in der Defact-Insolvenz unverändert weitergeführt wird, die Arbeitsplätze seien gesichert, Kundenaufträge würden firstgerecht erfüllt. Der Kreditschutzverband AKV-Europe kündigte an, sich das Sanierungskonzept genau anschauen zu wollen.

Der Sanierungsplanvorschlag beinhaltet eine Quote von 30 Prozent zahlbar binnen zwei Jahren ab Annahme des Sanierungsplans. Der KSV1870 rechnet damit, dass das Landesgericht Krems rasch die Verfahrenseröffnung verfügen wird. Betroffen sind laut KSV neben den 109 Arbeitnehmern noch 174 Gläubiger.

"Wir müssen die Reißleine ziehen. Der Druck der Banken wurde zu groß. Wir bzw. die Hypo-NÖ-Bank haben zwar schriftliche Zusagen von Mohamed Bin Issa Al Jaber, aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen ist die für 9. Oktober fix zugesagte Überweisung nicht rechtzeitig erfolgt. Nun haben leider unsere Banken keine Geduld mehr“, erklärt Reinhard Backhausen, Geschäftsführender Gesellschafter von Backhausen.

Für Al Jaber sind die Banken schuld. "Es hat keinen Zahlungsdruck gegeben, bis die Banken einen Konkursantrag eingebracht haben und das Unternehmen unter unnötigen Druck gesetzt haben", so die Sprecherin von Al Jabers Firma MBI International, Andrea King.

Wäre das nicht der Fall gewesen, wäre es irrelevant gewesen, ob die neuen Mittel am 9. Oktober oder an einem anderen Tag gezahlt worden wären. Trotz dieser "unüblichen" Vorgangsweise der Bank stehe man zu der Vereinbarung mit der Familie Backhausen und setze die Arbeit an der Restrukturierung des Unternehmens fort, so King weiter.

Erfreuliche Auftragslage
Zu der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens hielt Backhausen fest: "Die Auftragslage ist sehr erfreulich, wir haben heuer zahlreiche Projekte umgesetzt; viele weitere Projekte sind bereits in der Pipeline. " Das Unternehmen beschäftigt in Österreich 104 Mitarbeiter, für 2012 wird ein Umsatz von rund 12 Mio. Euro angepeilt. Der operative Cash Flow sei positiv und damit der Fortbestand des Unternehmens gesichert.

Der Partnerschaft mit Al Jaber hat Backhausen bis zuletzt aus mehreren Gründen reale Chancen eingeräumt, obwohl Wirtschaftsbeobachter aufgrund vergangener, gescheiterter Investitionen Zweifel hatten: „Al Jaber ist bei uns mit seinen Hotels seit einigen Jahren ein guter Kunde und hat immer alle Rechnungen bezahlt. Auch die Banken unterstützten seine Beteiligung. Wir sind also keineswegs blauäugig in diese Verhandlungen gegangen“, so der Firmenchef heute.

Sollte der Scheich in den nächsten Tagen nicht überweisen, sei man aber gezwungen nach anderen Investoren zu suchen. "Mit einigen Investoren gab es bereits im Vorfeld Gespräche und konkrete Interessensbekundungen. Wir erwarten uns durch diese Strategie eine rasche und vollständige Rekapitalisierung von Backhausen noch während des Sanierungsverfahrens", betonte Backhausen.

Medienrummel
Noch Ende September hatte der austro-saudische Scheich unter großen Medienrummel seinen Einstieg bei der Traditionsfirma gefeiert. Wie hoch seine Anteile sein werden und wie viel Geld er dafür in die Hand nehmen wollte, blieb aber unbeantwortet. "Es ist so viel, dass wir danach schuldenfrei sind", sagte Backhausen damals. Laut KSV 1870 liegen die Verbindlichkeiten aktuell bei 6,6 Mio. Euro.

Al Jaber meinte Ende September vor Journalisten, es sei ihm ein persönliches Anliegen, die 160-jährige Tradition des Unternehmens am Leben zu erhalten und zu helfen, dass dieses historische Unternehmen weiter bestehe. Er sei froh, nun Teil der Familie zu sein. Auf die Frage, ob er daran denkt, seinen Anteil weiterzuverkaufen, schüttelte der Araber mit österreichischem Pass den Kopf. Sein Interesse gelte der Firma und dass es ihr gut geht.

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