OeNB warnt

Banken brauchen 18 Mrd. Zusatzkapital

02.12.2010

"Bael III" und weitere regulatorische Bestimmungen führen zu dem Bedarf.

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Die österreichischen Banken werden wegen "Basel III" und anderen regulatorischen Bestimmungen bis 2019/22 rund 15 bis 18 Mrd. Euro an zusätzlichem Eigenkapital benötigen, schätzt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) nach einer neuen Durchrechnung. Allein 10 Mrd. Euro dieses Bedarfs resultieren aus dem "harten Eigenkapital" (Core Tier 1) inklusive dem Ersatz der derzeit 5,4 Mrd. Euro vom Staat geliehenes Partizipations-Geld.

Zusätzliche Erträge nötig
Um diese Kosten tragen zu können, die aus Gründen der Sicherheit des Bankensystems als wichtig erachtet werden, müssen die Institute jährlich bis zu etwa 1,5 Mrd. Euro zusätzliche Erträge generieren, nämlich dann, wenn Basel III schon innerhalb eines - unerwartet kurzen - dreijährigen Zeitraums umgesetzt werden muss. Die OeNB befürwortet grundsätzlich ein längeres "Phasing-In".

Zinsmarge
Höhere Erträge könnten die Banken entweder durch eine Anhebung der Zinsmarge erzielen - die in Österreich ohnedies vergleichsweise gering ist - oder durch mehr Effizienz. Ein Konsolidierungsbedarf bei den Banken, um effizienter zu werden, wird aber nicht gesehen - auch ohne Konsolidierung sollte da bei den Instituten einiges drinnen sein. Andererseits sagen die Banken, dass beispielsweise höhere Kreditzinsen am Markt nicht so einfach durchzusetzen seien. Irgendwann würden die Institute da aber etwas tun müssen, wird in der Notenbank argumentiert. Eine dritte Variante, etwa die Aktivseite durch weniger Kreditvergaben zu reduzieren, würde man dort nicht goutieren. Die Kredite sollten nur nicht in schlechte Projekte investiert werden, lautet das Argument, sonst wäre es ein Pseudo-Wachstum, das später wieder Kosten verursache. Neben einem risikoadäquaten Pricing von Krediten hält man in der OeNB auch niedrigere Dividendenausschüttungen in den nächsten Jahren für möglich.

Wachstum wird reduziert
Insgesamt dürften die neuen Eigenkapital-Maßnahmen - außer Basel III selbst ist da etwa auch die künftige Einlagensicherungsprämie und die Abschaffung der Staatsgarantie (PS-Kapital-Ersatz) eingerechnet - das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für einen Zeitraum von drei Jahren um jeweils 0,2 Prozentpunkte reduzieren - kumuliert um 0,6 Prozentpunkte. All dies geht vom derzeit diskutierten Status aus, bei etwaigen Änderungen könnte es auch anders aussehen.

Dass sowohl die Ziffern zum Eigenkapitalbedarf als auch zur BIP-Dämpfung geringfügig höher sind als in früheren Schätzungen, liegt vor allem daran, dass unter anderem auch die 5,4 Mrd. Euro PS-Kapital mit eingerechnet sind - ohne dieses wurde vor Monaten von einem niedrigen zweistelligen Milliarden-Betrag bzw. in einer Expertise von außerhalb der OeNB von 13 Mrd. Euro gesprochen. Die seinerzeit angenommenen 0,05 Prozent BIP-Bremse über drei Jahre etwa - kumuliert 0,15 Prozentpunkte - hatten sich nur auf Basel III bezogen. Die neue Bankenabgabe dagegen ist nicht mit eingerechnet, da es sich dabei nicht um eine regulatorische Maßnahme handelt.

Sparerschutz
Zum reformierten Sparerschutz (Einlagensicherungsprämie), der nun bei den über drei Jahre kumuliert 0,6 Prozent weniger BIP-Wachstum allein schon für 0,22 Prozentpunkte verantwortlich sein soll, wurde erst Anfang September darauf verwiesen, dass dieses Novum - rückgerechnet - allein 17 Prozent des durchschnittlichen unkonsolidierten Jahresgewinn des Sektors der letzten fünf Jahre "aufgefressen" hätte; samt den 500 Mio. Euro Bankenabgabe wäre damit ein Drittel des Gewinns der Institute weg gewesen.

Der neue Banken-Regulierungsrahmen (Basel III) wird die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors deutlich erhöhen, betonen Notenbanker. Dieses Mehr an Stabilität sei natürlich nicht kostenlos. Der langfristige Nutzen von mehr Stabilität übersteige die kurzfristigen Kosten deutlich. Durch verbesserte Krisenresistenz könne letztlich der Einsatz von Steuergeldern vermieden werden.

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