Banken

Raiffeisen-Ausstieg aus Russland: "Eine Bank ist kein Würstelstand"

31.03.2022

Für Russland prüft die Raiffeisenbank International (RBI) derzeit alle Optionen, auch einen Ausstieg der Bank aus dem Land. Die Entscheidung werde einige Zeit dauern, hieß es am Donnerstag bei der Aktionärsversammlung.

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© APA/HANS KLAUS TECHT
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Die Raiffeisen Bank International (RBI) sieht kein Ansteckungsrisiko für die Konzerngruppe durch die Russland-Tochter. "Der RBI-Konzern ist so aufgestellt, dass selbst in einem Extremszenario in einer Tochterbank kein Ansteckungsrisiko für die Gruppe besteht", heißt es in einer Präsentation der Bank für die Hauptversammlung (HV) am Donnerstag. Dennoch werden für die russische Tochter derzeit alle Optionen geprüft und auch ein Ausstieg aus dem Land ist nicht ausgeschlossen.

Rückzug wäre komplexes Unterfangen

 "Viele Unternehmen haben angekündigt, dass sie sich aus Russland zurückziehen werden. Auch wir überdenken die Situation", sagte Bankchef Johann Strobl bei der HV in Wien. Die Analyse werde jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen, auch weil ein eventueller Rückzug ein sehr komplexes Unterfangen wäre. "Eine Bank ist kein Würstelstand, den man in einer Woche zusperren kann", so Strobl. Er betonte weiters, dass die RBI die Entscheidung über die Zukunft der Russland-Tochter im Interesse der Aktionäre fällen wird.

Drittel des Raiffeisen-Gewinns aus Russland

Das Geschäft in Russland hat bisher einen großen Teil des Gewinns des Konzerns gebracht. Im Vorjahr trug das Land rund ein Drittel zum Konzerngewinn von 1,4 Mrd. Euro bei. Die gesamte Region Osteuropa - Russland, Ukraine und Belarus - erwirtschaftete in etwa die Hälfte des Konzerngewinns. 

Keine Ansteckungsgefahr

Die Gefahr einer Ansteckung für die Konzernzentrale oder die übrigen Töchter in Ost- und Südosteuropa sieht Strobl nicht. Die übrigen Ost-Töchter hätten gegenüber der Russland-Tochter und auch gegenüber sanktionierten Unternehmen kein Exposure. Die grenzüberschreitenden Risikopositionen gegenüber Russland seien "unbedeutend". "Das Russland-Exposure liegt deutlich innerhalb der Grenzen, welche die Resilienz der Gruppe in allen möglichen Szenarien gewährleisten", heißt es weiter in der Präsentation.

Das Exposure der gesamten Gruppe gegenüber sanktionierten Gesellschaften liege bei rund 650 Mio. Euro, davon entfielen 484 Mio. Euro auf Firmenkunden und 166 Mio. Euro auf Finanzinstitute. Rund 137 Mio. Euro des gesamten Exposures seien in der Konzernzentrale in Wien gebucht. Die Bankengruppe verfüge über eine gute Liquiditätsausstattung, so Strobl.

2022 "forderndstes Jahr seit Bestehen der RBI"

 In Anbetracht der Lage gestalte sich auch ein Ausblick auf das laufenden Jahr "extrem schwierig", die Folgen der Sanktionen seien noch kaum einschätzbar, sagte Strobl. Aufgrund der Einschränkungen in den Lieferketten und der hohen Inflation sei jedoch mit einem Dämpfer für die Konjunkturaussichten zu rechnen. Auch Aufsichtsrat-Vorsitzender Erwin Hameseder sagte, das Jahr 2022 könne "das forderndste Jahr seit dem Bestehen der RBI" werden.

Keine Dividende 

Auf eine Dividende für 2021 müssen die Aktionäre im Zuge des Ukraine-Kriegs jedenfalls verzichten - zumindest vorerst. Ursprünglich war eine Ausschüttung von 1,15 Euro je Aktie geplant. 

Ukraine-Bank: Geldautomaten funktionieren

In der Ukraine-Tochter werde indessen der Betrieb, "wo möglich", aufrechterhalten. Die Bank laufe im Mindestbetrieb, der IT-Betrieb laufe und die Geldautomaten würden funktionieren. Für Menschen, die aus der Ukraine fliehen, gebe es in Österreich und der Slowakei zudem die Möglichkeit eines Umtauschs von ukrainischen Hrywnja in Euro. Auch für weitere CEE-Länder solle die Umtauschmöglichkeit folgen. Den ukrainischen Kunden wurde überdies ein freiwilliges Moratorium angeboten. 

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