Bewertungen der Ratingagenturen

28.04.2010

Ratingagenturen bewerten als Wachhunde der Finanzwelt die Kreditwürdigkeit von Banken und Staaten, Unternehmen und Wertpapieren. Ihre Bewertungen haben enorme Auswirkungen. Seit die Ratingagentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit Griechenlands auf Ramschstatus (BB+) und die Portugals um zwei Stufen auf A- herabgestuft hat, haben die Börsen mit dem heftigsten Absturz seit Monaten reagiert.

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Griechische Staatsanleihen sind damit de facto nicht mehr verkäuflich, das Land bekommt kein Geld mehr von den internationalen Finanzmärkten. Portugal gilt als nächstes Sorgenkind Europas. Nachfolgend eine Übersicht über die wichtigsten Ratingagenturen und deren Bewertungen.

Die wichtigsten Ratingagenturen sind Standard & Poor's und Moody's. Die Bewertung erfolgt über mehrere Buchstaben- und Zahlenkombinationen in rund 20 Stufen. Sie reichen von den Bestbewertungen "Aaa" (Moody's) und "AAA" (S&P) bis zur Kennzeichnung der Zahlungsunfähigkeit über "C" (Moody's) und "D" (S&P).

Die Rating-Agentur Moody's kombiniert bei der Bewertung große und kleine Buchstaben sowie Zahlen: Aaa bedeutet "erstklassig" und ist die höchste Bewertung. Diese Note steht für höchste Qualität und ein Ausfallrisiko gleich Null. Dann folgen Aa1, Aa2, Aa3 für "starke Zahlungsfähigkeit" sowie in der nächsten Stufe A1, A2 und A3 für "gute Zahlungsfähigkeit". Danach wird der erste Buchstabe durch ein B ersetzt. Der "spekulative Bereich" beginnt bei Ba1, die niedrigste Kategorie ist C. Auf C geratete Unternehmen oder Staaten verfügen über eine extrem schwache finanzielle Sicherheit und befinden sich in massiven Zahlungsschwierigkeiten.

Etwas einfacher bewertet Standard & Poor's die Bonität von Firmen, Banken und Staaten: Das höchste Rating ist AAA (englisch: Triple A) - Österreich und Deutschland beispielsweise können diese Bewertung für sich verbuchen. Diese Länder können ihren finanziellen Verpflichtungen außerordentlich gut nachkommen. Dann folgen AA+, AA und AA- und in der nächsten Stufe A+, A und A-. Die Fähigkeit, finanziellen Verpflichtungen nachzukommen ist sehr gut bzw. gut. Ab BB+ beginnt der spekulative Bereich, der auch "Ramschstatus" (englisch: Junk) genannt wird. Auf dieser Stufe ist bei einer Verschlechterung der Lage mit Zahlungsausfällen zu rechnen. Danach folgen BB, BB-, B+, B und B-, Zahlungsausfälle werden bei immer wahrscheinlicher. Ab CCC+ besteht schon ein substanzielles Risiko, dahinter rangieren CCC und CCC-. Mit CC bewertete Länder sind gegenwärtig äußerst anfallig. Bei der schlechtesten Stufe D ist der Zahlungsausfall eingetreten.

Neben Standard & Poor's und Moody's zählt noch Fitch zu den bekanntesten Ratingagenturen. Die Ratingcodes sind denen von Standard & Poor's ähnlich.

Das Image der Ratingagenturen wurde im Zuge der Finanzmarktkrise stark angekratzt. Die einflussreichen Agenturen waren wegen ihrer Bewertungen umstrittener Finanzkonstrukte in Zusammenhang mit der US-Immobilienkrise weltweit in die Kritik geraten. Die Politik warf den Bewertungsgesellschaften vor, zu spät reagiert zu haben. Kritiker sahen zudem einen Interessenskonflikt, weil die Agenturen Berater für Finanzprodukte gewesen seien und diese zugleich bewerteten.

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