Panik weitet sich aus

Börsencrash in China sendet Schockwellen

08.07.2015

Die Furcht vor einer weltweiten Finanzkrise "made in China" wächst.

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Der Ausverkauf an den chinesischen Börsen hat die Griechenland-Krise am Mittwoch in den Hintergrund gedrängt. Der für Festland-China wichtige Shanghaier Aktienmarkt brach um sechs Prozent ein und verlor damit binnen drei Wochen rund ein Drittel seines Werts. Das ist das größte Minus seit mehr als 20 Jahren.

Die Panik weitete sich auf die Börsen in den Nachbarländern aus und stürzte auch die Rohstoffmärkte in Turbulenzen. Die Erschütterung des Börsenbebens waren bis nach Europa spürbar. Am Devisenmarkt flüchteten viele Anleger in den japanischen Yen, der als "sicherer Hafen" Asiens gilt.

"Ich habe noch nie einen derartigen Kurssturz erlebt", sagte Analyst Du Changchun vom Vermögensberater Northeast Securities. "Ich glaube, niemand hat das." Wang Feng, Mitgründer und Chef des Hedgefonds Alpha Squared Capital, sprach von Panikverkäufen. "Das Problem ist, dass alle Marktteilnehmer in dieselbe Richtung drängen und zu emotional reagieren." Die chinesischen Behörden warnten ebenfalls vor einer Panik und setzten den Handel mit zahlreichen Papieren aus, um den Crash zu begrenzen.

Im Sog der chinesischen Aktienmärkte rutschte der weltweit viel beachtete Nikkei-Index der Tokioter Börse um 3,1 Prozent ab. Unter die Räder kamen in Japan vor allem Unternehmen mit engen Geschäftsbeziehungen zu China, um Beispiel Baufirmen. In Deutschland traf es die Autobauer besonders hart, für die das Reich der Mitte der wichtigste Absatzmarkt ist. BMW, Daimler und Volkswagen gehörten mit Kursverlusten von bis zu 2,8 Prozent zu den größten Verlierern im Dax.

Die Preise für Eisenerz und Stahl fielen in China auf ein Rekordtief. Kupfer war mit 37.960 Yuan (5.575 Euro) so billig wie zuletzt vor sechs Jahren. In den Strudel geriet auch Öl, dem als Schmierstoff der Weltwirtschaft eine besondere Bedeutung zukommt. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 56,19 Dollar (51,4 Euro) je Barrel (159 Liter).

Bisher führen die Börsenturbulenzen der vergangenen Wochen noch nicht zu Problemen in Chinas Wirtschaft. "Wir erwarten aber ein geringeres Wachstum, niedrigere Unternehmensgewinne und ein höheres Risiko einer Finanzkrise", erklärten Analysten der Bank of America Merrill Lynch. Die Essener National-Bank verwiesen darauf, dass in China vor allem Kleinanleger - meist auf Kredit - an der Börse spekuliert hätten. Die Kurse hatten sich seit dem Spätherbst mehr als verdoppelt. Weil die Privatanleger wegen der enormen Wertverluste weniger Geld zur Verfügung haben, rechnen viele Experten nun mit einem Rückgang des Konsums.

Die chinesische Börsenaufsicht setzte wegen der Panik am Mittwoch den Handel mit 500 weiteren Aktienwerten aus, nachdem sie schon in den vergangenen Tagen zu ähnlich drastischen Maßnahmen gegriffen hatte. Damit können nun fast die Hälfte aller an den Börsen Shanghai und Shenzen notierten Dividendenpapiere weder ge- noch verkauft werden. Dies verschärfe das Problem aber sogar noch, betonte Northeast-Analyst Du. "Da so viele Kleinwerte vom Handel ausgesetzt sind, ist der einzige Weg, das Risiko zu minimieren, der Verkauf von Standardwerten."

Am Wochenende hatten zudem die 21 größten Börsenmakler des Landes angekündigt, zur Stützung der Kurse gemeinsam umgerechnet mindestens 17,3 Mrd. Euro in Wertpapiere zu investieren. Im Gegenzug erhalten sie billiges Geld von der chinesischen Zentralbank. Seither hat der Shanghaier Index allerdings weitere 13 Prozent verloren. In Japan waren ähnliche Bemühungen in den 1990er-Jahren erfolglos geblieben.
 

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