Chronologie

Deutsche Solarbranche in tiefer Krise

25.01.2013

Seit Monaten häufen sich die Pleiten.

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Die deutsche Solarindustrie steckt seit einiger Zeit in einer tiefen Krise. Seit Monaten häufen sich die Pleiten. Auch in dieser Woche kamen beunruhigende Nachrichten aus der Branche: Erst musste Bosch einen Milliardenverlust seiner Solarsparte für 2012 verkünden, nun sorgt das einstige Vorzeigeunternehmen Solarworld für Unruhe.

13. Dezember 2011: Das Berliner Solarunternehmen Solon ist pleite. Die Aktiengesellschaft verbuchte 2011 einen Verlust von mehr als 200 Mio. Euro. Das indisch-arabische Unternehmen Microsol übernimmt Solon im März aus der Insolvenz. 433 von 471 Arbeitsplätzen in Berlin bleiben zunächst erhalten, der Standort Greifswald wird geschlossen. Für 2013 sieht das Unternehmen wieder Chancen auf einen Gewinn.

21. Dezember 2011: Der Erlanger Solarkraftwerk-Hersteller Solar Millennium beantragt die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, das im Februar 2012 eröffnet wird. Die Aktiengesellschaft mit 60 Mitarbeitern ist auf Solarthermie-Technik spezialisiert.

3. April 2012: Der einst weltgrößte Solarzellenhersteller Q-Cells in Bitterfeld-Wolfen beantragt Insolvenz. Das Unternehmen mit einst 1300 Jobs am Stammsitz galt lange als Sonnenstrahl in Sachsen-Anhalt. Ende August wird das Unternehmen vom südkoreanischen Mischkonzern Hanwha übernommen und ist damit vorerst gerettet, der größte Teil der Jobs bleibt erhalten.

17. April 2012: Das US-Unternehmen First Solar kündigt an, sein Werk in Frankfurt (Oder) schließen zu wollen. Ende Dezember ist für die Beschäftigten der letzte reguläre Arbeitstag. Bis spätestens Ende Mai 2013 verlieren damit alle 1.200 Beschäftigten des Solarmodulherstellers ihren Job. Die Suche nach Investoren läuft aber weiter.

25. Juni 2012: Die Berliner Global Solar Energy Deutschland (GSED) mit 133 Mitarbeitern meldet Insolvenz an. Die Tochter der amerikanischen Global Solar Energy produzierte seit 2008 flexible Dünnschicht-Solarzellen.

10. Juli 2012: Die Pleitewelle in der Solarbranche erfasst auch die Zulieferer. Der auf das Geschäftsfeld Sonnenenergie spezialisierte Maschinenbauer Centrotherm Photovoltaics AG stellt einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Ulm. Seither saniert sich das Unternehmen selbst. Am 29. Januar steht ein wichtiger Termin an: Stimmen die Gläubiger für den Sanierungsplan, wird nach einer möglichen Bestätigung des Gerichts das Planinsolvenzverfahren aufgehoben.

21. August 2012: Die Solarfirma Sovello in Sachsen-Anhalt stellt nach erfolgloser Investorensuche die Produktion ein. Den noch rund 1.000 Mitarbeitern wird endgültig gekündigt. Sovello war eine Abspaltung des Ex-Weltmarktführers Q-Cells und hatte im Mai Insolvenz beantragt. Mitte Februar will der Insolvenzverwalter die Maschinen und das sonstige Inventar der Firma versteigern.

6. September 2012: Die EU-Kommission leitet ein Antidumping-Verfahren gegen die chinesische Solarbranche ein. Die Wettbewerbsbehörde will prüfen, ob die Asiaten mit zu niedrigen Preisen den Wettbewerb schädigen. Sie reagiert damit auf einen Antrag von europäischen Solarfirmen wie der Bonner Solarworld, die sich durch die Billigkonkurrenz aus China geschädigt fühlen. Eine Entscheidung über mögliche Strafzölle steht noch aus.

18. Oktober 2012: Der Solartechnikhersteller SMA Solar will sich von 450 seiner weltweit gut 5.500 Mitarbeiter sowie von 600 Zeitarbeitern trennen. Denn für 2013 wird mit einem kräftigen Rückgang des Umsatzes gerechnet. Der nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei sogenannten Wechselrichtern, einer zentralen Komponente von Solarstromanlagen, hatte sich in der ersten Hälfte 2012 anders als viele Unternehmen der Branche noch relativ gut geschlagen.

23. Jänner 2013: Der Technologieriese Bosch gibt bekannt, dass seine ab dem Jahr 2008 teuer aufgebaute Sonnenenergiesparte 2012 gut eine Milliarde Euro Verlust eingefahren hat. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) des in der schwächelnden Weltkonjunktur ohnehin unter Druck stehenden Konzerns sei entsprechend auf etwa eine Milliarde Euro eingebrochen (2011: 2,7 Mrd. Euro). Das Traditionsunternehmen kündigt eisernes Sparen an. Zentraler Standort der Solartochter ist Thüringen. Bosch Solar Energy hatte nach aktuellsten Angaben des Konzerns mit Stand vom Dezember 2012 weltweit rund 3200 Mitarbeiter.

24. Jänner 2013: Die Krise der Solarbranche bringt auch Solarworld immer stärker in Bedrängnis. Das einstige Vorzeigeunternehmen teilt mit, dass mit Gläubigern über einen Schuldenschnitt gesprochen werden solle. Es kommt auch zu weiteren Stellenstreichungen.

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