Mode-Ikone

Die Welt trauert um "Mr. Jeans"

04.03.2014

Der verstorbene 'Mustang'-Gründer A. Sefranek hinterlässt kein leichtes Erbe.

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Er brachte die Jeans nach Europa: Der Tod von Mustang-Gründer Alfred Sefranek löst in der Modebranche Trauer aus. Ein leichtes Erbe hinterlässt "Mr. Jeans" allerdings nicht.

Modebranche revolutioniert

Alfred Sefranek revolutionierte die europäische Modebranche mit sechs Flaschen Schnaps. Den Selbstgebrannten tauschte der Gründer des Jeansherstellers Mustang einst gegen sechs "Original Amihosen", um sich die Schnittvorlagen für die erste Jeans Europas zu sichern. Heute, 66 Jahre später, ist Mustang eine Riesenmarke - und der Tod von Gründer Sefranek löst Trauer in der Branche aus. Sefranek wurde 93 Jahre alt.

"Er war mit Sicherheit in Deutschland "Mr. Jeans" überhaupt", sagt Thomas Rasch, Hauptgeschäftsführer beim Modeverband GermanFashion. "Was Levi's und Wrangler in Amerika sind, das ist Mustang in Deutschland." Mit Sefranek sei "ein Großer der Branche" gestorben.

Im Jahr 1949 hatte der Unternehmer nach Firmenangaben damit begonnen, die sogenannten "Röhrlhosen" - also enge Hosen ohne Bügelfalte - serienmäßig herstellen zu lassen. 1953 folgten die ersten Cordjeans und 1961 schließlich die ersten Stretch-Jeans.

Die einstige Arbeiterhose feierte damit einen regelrechten Siegeszug in Deutschland - nicht zuletzt dank ihres Schöpfers, der selbst stets in Jeans zu sehen war. Rasch: "Er war ein wandelndes Wahrzeichen seiner Firma."

Darin erinnert sich auch Mustang-Sekretärin Petra Hüftle-Serwinski, die ihn gut kannte und noch heute am Firmensitz im schwäbischen Künzelsau arbeitet. "Es gab wenige Veranstaltungen, zu denen er nicht in Jeans gekommen ist." Überhaupt habe Sefranek für seine Firma gebrannt. "Er hatte auch nach seinem Rückzug noch ein Büro im Unternehmen", erzählt sie. In den vergangenen Jahren sei er aus gesundheitlichen Gründen allerdings nicht mehr täglich, sondern ein- bis zweimal die Woche gekommen.

Rückzug in den 1990ern

Offiziell war er längst nicht mehr involviert: 1990 gab Sefranek die Geschäftsführung an seinen Sohn Heiner ab, 1995 zog er sich völlig zurück. Die freie Zeit nutzte der Unternehmer vor allem, um sich zahlreichen Hobbys zu widmen, wie Hüftle-Serwinski erzählt.

"Er hat sich für sehr vieles interessiert und war sehr aktiv", sagt sie. Als Mitgründer eines Tennisvereins habe er den Sport auch selbst lange ausgeübt. "Als das gesundheitlich nicht mehr so ging, hat er Golf gespielt." Durch das Unternehmen sei Sefranek aber trotzdem noch regelmäßig gegangen.

Mustang lässt seine Jeans heute vor allem in Asien produzieren. 2011 waren Finanzinvestoren bei dem Hersteller eingestiegen. Der heutige Geschäftsführer Dietmar Axt übernahm den Chefposten Anfang 2012 von Heiner Sefranek.

Konkurrenz von Billigmarken
So gut wie in der Anfangszeit lief es für das Unternehmen nämlich nicht immer: Den traditionellen Jeansherstellern machte nach dem Boom der 90er Jahre die Konkurrenz von Billigmarken zu schaffen. Hinzu kamen strategische Fehlentscheidungen: Statt den Großhandel mit Kaufhäusern als Chance zu erkennen, wurde bei Mustang das Filialgeschäft massiv ausgebaut.

"Das hat wahnsinnig viel Geld gekostet und das Unternehmen in diese Schieflage gebracht, die dann 2011 zu dem Verkauf geführt hat", sagte Axt kürzlich in einem dpa-Interview. Im Schnitt kostet eine Jeans in Deutschland 40 Euro. Dabei will Mustang seine Hosen für 70 Euro bis 100 Euro verkaufen. Axt setzt auf mehr Präsenz in Kaufhäusern und Shoppingzentren.

Eines dürfte Gründer Sefranek zuletzt aber gefreut haben: 2013 schrieb das Unternehmen erstmals seit fünf Jahren wieder schwarze Zahlen, bei rund 100 Millionen Euro Umsatz. Auch der Blick nach vorn fällt positiv aus: Allein in diesem Jahr will Mustang um ein Fünftel wachsen. Axt erklärt: "Wir bedauern den Tod von Albert Sefranek sehr und werden, was er aufgebaut hat, auch in seinem Sinne weiterführen."

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