E.ON-Chef Teyssen fordert Reform des EU-Emissionshandels

23.01.2013

"Ineffizient" - "Wir machen Kohle billiger als Gas"

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E.ON-Chef Johannes Teyssen hat den Handel mit Verschmutzungsrechten in der Europäischen Union als ineffizient kritisiert und rasche Reformen gefordert. "Wir machen Kohle billiger als Gas", sagte der Manager am Mittwoch auf einer "Handelsblatt"-Energiekonferenz in Berlin. "Der europäische Emissionshandel ist de facto abgeschafft worden." Während der Betrieb von Kohlekraftwerken von den gefallenen Preisen für die Verschmutzungsrechte profitiere, müssten klimafreundlichere Gaskraftwerke immer häufiger heruntergefahren werden.

"Das einstige Leitsystem der europäischen Energiepolitik ist am Ende", klagte der E.ON-Chef. Es gebe seit Jahren keine Anreize für einen sinnvollen Energiemix. Teyssen forderte, die Verschmutzungsrechte durch eine deutliche Verknappung zu verteuern. Sollte dies nicht ausreichen, sei ein CO2-Mindestpreis oder eine Kohlendioxid-Steuer sinnvoll.

Mit dem Emissionshandel will die EU den Ausstoß des klimaschädlichen Gases verringern. Unternehmen müssen die Verschmutzungsrechte erwerben, um CO2 ausstoßen zu dürfen. Der Preis ist jedoch deutlich gefallen, wodurch die Steuerungsfunktion abnimmt. Anfang der Woche hatte der Preis für den Ausstoß einer Tonne CO2 mit unter fünf Euro ein Rekordtief erreicht. Ursache ist unter anderem die schwache Nachfrage in den von der Euro-Krise stark betroffenen Staaten in Südeuropa. Auch die EU erwägt, die Zahl der Zertifikate verknappen und damit den Preis in die Höhe zu treiben.

Insbesondere Kohlekraftwerke stoßen viel Kohlendioxid aus. Bei E.ON spielen diese eine geringere Rolle als etwa beim Konkurrenten RWE, der in Österreich rund 38 Prozent am Kärntner Versorger Kelag hält.

E.ON erzeugt rund ein Drittel seines Stroms mit Kohlekraftwerken, RWE mehr als die Hälfte. E.ON macht die schwache Auslastung seiner Gaskraftwerke zu schaffen, die wegen des vorrangig eingespeisten Ökostroms immer häufiger zurückgefahren werden müssen. Da Gaskraftwerke weniger Kohlendioxid ausstoßen als Kohlekraftwerke würden diese bei teureren Verschmutzungsrechten konkurrenzfähiger werden.

RWE teilt die Kritik Teyssens nicht und lehnt etwa eine künstliche Verknappung der Zertifikate ab. "Eingriffe in den Markt führen zur Unsicherheit", hatte am Dienstag der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Rolf Martin Schmitz gesagt. Der Markt funktioniere.

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