Sinn-Abschied

Experte: "Europa funktioniert unter dem Euro nicht"

26.12.2015

Hans-Werner Sinn sieht eine neue Euro-Krise herandämmern.

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Deutschlands Wirtschaft soll in den kommenden Jahren fast doppelt so schnell wachsen wie zwischen 2003 und 2013. Das Münchner Ifo-Institut prognostiziert für 2016 ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,9 Prozent. Die Gründe seien außer den staatlichen Konsumausgaben für die Flüchtlinge der niedrige Ölpreis und die weiterhin niedrigen Zinsen.

Auf mittlere Sicht zeige sich jedoch ein gemischtes Bild: Zwar stimulierten die Ausgaben für die Flüchtlinge kurzfristig die Konjunktur. Für die Folgezeit ergeben sich jedoch auch Belastungen. So dürfte ein hoher Teil der Migranten auf längere Sicht auf Sozialleistungen angewiesen sein.

Sinn: Neue Euro-Krise?
Der scheidende Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn sieht gleich eine neue Euro-Krise herandämmern, denn die Probleme seien hier nur übertüncht worden, "Strukturreformen" seien in vielen Ländern verschleppt worden. "Europa funktioniert unter dem Euro nicht", meint Sinn. "Frankreich und Südeuropa stecken in einer chronischen Krise, die Massenarbeitslosigkeit führt zu politischer Radikalisierung, und das gefährdet den Zusammenhalt Europas", sagte Sinn bei seinem Abschiedsvortrag in München.

Erneut warnte der umstrittene Ökonom vor einer "Schuldenpolitik" in Deutschland. "Niemand wird Deutschland retten, niemand wird uns die Schulden erlassen", so Sinn, der auch einer der Kritiker der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank ist. Inzwischen gebe es deshalb nicht nur in Deutschland, sondern auch auf Euro-Ebene ein "erhebliches Inflationspotenzial". Eine Null-Zins-Politik lasse jede Disziplin bei einer Verschuldung sinken. Insgesamt gehe die EZB-Geldpolitik zulasten Deutschlands und seiner Sparer, meinte der Ifo-Chef.

 

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