Allgemeine Sommerflaute für Fusionsberater

25.09.2009

Trotz aller Anzeichen für ein Ende der Wirtschaftskrise wagen sich Unternehmen weltweit noch nicht so recht an Fusionen und Zukäufe heran. Iem zu Ende gehenden dritten Quartal wurden so wenige Übernahmen angekündigt wie seit 6 Jahren nicht mehr.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Nach Daten von Thomson Reuters lag das Fusionsvolumen von Juli bis September mit 369,3 Mrd. Dollar (250,1 Mrd. Euro) noch um 54 Prozent unter dem vom Lehman-Schock gekennzeichneten dritten Quartal 2008.

Die größte Transaktion ist dabei noch alles andere als gewiss: Das rund 19,3 Mrd. Dollar schwere Angebot des US-Nahrungsmittelriesen Kraft stößt bei Cadbury auf taube Ohren. Ein Grund für die Flaute ist, dass die für den Boom der vergangenen Jahre verantwortlichen Finanzinvestoren als Käufer immer noch größtenteils ausfallen. In den ersten neun Monaten 2009 war ihr Anteil an den Übernahmen mit 3,2 Prozent des Volumens so gering wie seit 2000 nicht mehr.

Vier Milliardentransaktionen durch die Private-Equity-Branche im dritten Quartal deuten allerdings auf eine Belebung hin. Auch in Deutschland herrschte Sommerflaute im Geschäft mit Mergers & Acquisitions (M&A): 45,5 Mrd. Dollar im dritten Quartal waren das niedrigste Niveau seit 4 Jahren. Dabei waren allein 19 Mrd. Euro auf die Übernahme von Porsche durch Volkswagen und den damit einhergehenden Einstieg von Katar bei beiden Autobauern zurückzuführen.

Investmentbanker sind aber optimistisch, dass sich Firmen in den kommenden Monaten wieder an Übernahmen heran wagen. "In den nächsten Quartalen werden wir einen langsamen Anstieg der Fusionsaktivität erleben", sagt Johannes Gröller, der mit Christian Zorn das Investmentbanking von Morgan Stanley in Deutschland verantwortet. Viele Firmen wie der Biotechzulieferer Qiagen sammeln frisches Kapital für Zukäufe ein.

Milliardentransaktionen erwarten Experten aber vorerst nicht. "Auch Private-Equity-Investoren haben wieder erhöhtes Kaufinteresse, aber die Kreditbeschränkungen führen auch hier zu kleineren Transaktionen", so Gröller. Auch PwC-Vorstand Ernst- Wilhelm Frings setzt auf Finanzinvestoren: 2010 werde sich eine gewisse Belebung ergeben, "nicht zuletzt weil viele Firmen, ich denke hier mehr an die mittelständischen und familiengeführten Unternehmen, mit enormen Nachfolgeproblemen zu kämpfen haben, die zum Teil durch Private-Equity-Investoren aufgefangen werden können."

Deutsche Bank weltweit auf Platz fünf

Morgan Stanley ist in diesem Jahr in der Fusionsberatung bisher weltweit Nummer eins unter den Investmentbanken: Das Institut begleitete 202 Transaktionen im Volumen von 491 Mrd. Dollar. Am lukrativsten war das Geschäft für den Rivalen Goldman Sachs - der aber auch Einbußen von mehr als 50 % hinnehmen musste. Mit Platz 5 nach dem Transaktionswert muss die Deutsche Bank weltweit nur den vier großen US-Banken den Vortritt lassen, in Deutschland eroberte aber Citi Platz eins.

Insgesamt verdienten die Investmentbanken 2009 mit den einträglichen Übernahmen bisher 11,9 Mrd. Dollar, 57 % weniger als 2008. Das können sie allerdings teils durch die Begleitung von Kapitalmaßnahmen ausgleichen. Seit März lässt sich damit mehr verdienen als mit M&A, mit Abstand führend ist hier JP Morgan.

Und 191,5 Mrd. Dollar frisches Kapital warten nach den Ankündigungen der Unternehmen noch auf Investoren. "In den nächsten Monaten werden sich potenziell auch weitere Dax-Firmen frisches Eigenkapital besorgen", sagt Gröller, dessen Haus kürzlich die 2,3 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung von HeidelbergCement mit begleitet hat.

Zur Vollversion des Artikels