"Politik hat versagt"

AUA: Lauda rechnet ab

04.03.2012

Airliner Niki Lauda erklärt, wer Schuld am Debakel hat und wie man die AUA retten kann.

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© TZ Österreich / Kernmayer
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Das Ultimatum der Lufthansa lässt der AUA nicht mehr viel Spielraum: Bis 13. März muss das 220 Millionen Euro schwere Sparpaket der AUA stehen. Ein großer Teil der angepeilten Summe – nämlich 160 Millionen Euro – wurde bereits gefunden. Die fehlenden 60 Millionen sollen die 2.300 Bordpersonal-Mitarbeiter beisteuern.
Minus 25 Prozent. Im Visier hat AUA-Chef Jaan Albrecht vor allem die Luxus-Kollektivverträge des Bordpersonals. Die Piloten-Gagen von durchschnittlich 13.000 Euro brutto im Monat sollen deutlich gesenkt werden. Ziel ist: Um bis zu 25 Prozent im Monat. „Das Einkommen der AUA-Piloten ist in der heutigen Zeit abartig hoch“, bestätigt auch Airliner Niki Lauda.

Der angekündigte Einkommensverlust lässt die AUA-Piloten auf die Barrikaden steigen. Sie drohten mit Streik. AUA-Chef Albrecht ließ sich von den Drohgebärden nicht beeindrucken. Er kündigte vor zwei Wochen den AUA-Kollektivvertrag auf. Jetzt steht das Bordpersonal mit dem Rücken zur Wand. Am Montag gehen die Gespräche weiter. „In der AUA wird weiter verhandelt und nicht gestreikt“, so Bord-Betriebsrat Karl Minhard. „Witzig ist die Situation nicht.“

Am 13. März steht Existenz der AUA auf dem Spiel
Gibt es keine Einigung bis 13. März, kommt es knüppelhart: Laut Süddeutsche Zeitung will die Lufthansa dann die AUA in die Insolvenz schicken und dann neu gründen. Auf Basis (und mit dem Kollektivvertrag) der günstigeren Regionaltochter Tyrolian.

Auch wenn AUA-Sprecher Peter Thier diesen Plan dementiert, hat die Lufthansa mit dieser Methode schon einmal Erfolg gehabt: Die Schweizer Tochter Swiss ist nach der Insolvenz der Swissair aus deren ehemaligem Ableger Crossair entstanden.
Heute fliegt die Swiss sehr profitabel.

Lauda: „AUA-Piloten verdienen abartig viel“

ÖSTERREICH: Herr Lauda, Sie predigen seit Jahren, dass bei der AUA ein harter Einschnitt gemacht werden muss. Jetzt scheint er unausweichlich. Bestätigt Sie das nun?
Niki Lauda: Natürlich fühle ich mich bestätigt. Die Lufthansa hat 500 Millionen Euro bekommen, damit sie die AUA und den Standort Schwechat ausbaut. Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Die Politik hat hier vollkommen falsch entschieden. Das Resultat ist: 500 Millionen Euro sind weg und die AUA kämpft weiter.

ÖSTERREICH: Es wird spekuliert, dass die AUA in die Insolvenz geschickt wird. Wie sehen Sie dieses Szenario?
Lauda: Tatsache ist, dass die AUA nicht profitabel fliegt. Jetzt muss man sich 40 bis 50 Millionen von den Piloten holen. Wenn alle Einsparungen umgesetzt wurden, muss analysiert werden, wo kann ich mit der neuen Kostenstruktur noch Geld verdienen. Die Lufthansa muss entscheiden, welcher Standort, München, Frankfurt, Zürich oder Wien, mehr Passagiere lukriert. Tatsache ist, dass sich die drei Airlines in einem kleinen Gebiet die gleichen Destinationen teilen. Im Gegensatz zur AUA fliegt die Swiss profitabel. Das heißt, die AUA ist das letzte Rad am Wagen.

ÖSTERREICH: Die AUA-Piloten verdienen durchschnittlich 13.000 Euro brutto. Sind sie überbezahlt?
Lauda: Es ist in der heutigen Zeit abartig hoch. Und das Ärgste ist, die Piloten bekommen 39 Gehälter Abfertigung. So etwas gibt es nirgends. Diese Verträge zu unterschreiben, ist ein grober Managementfehler der letzten Jahre. Egal wer dort von Ex-ÖIAG-Chef Peter Michaelis als Manager installiert wurde, hat ununterbrochen Fehlentscheidungen getroffen. Sie sind am Markt vorbeigeflogen. Von Alfred Ötsch bis Vagn Sörensen – sie wussten nicht, was sie tun.

ÖSTERREICH: Wie viel dürfen die AUA-Piloten maximal verdienen?
Lauda: Die Gehälter müssen auf 8.000 bis 10.000 Euro gekürzt werden. Ob das reicht, um die AUA mit den restlichen Problemen wie Flotte, Overhead-Kosten zu sanieren, kann ich nicht sagen.

ÖSTERREICH: Angesichts der neuen Verluste hat die 500-Millionen-Euro-Spritze nichts gebracht?
Lauda: Das war der absolute Gipfel. Die Lufthansa hat verlangt, die AUA auf null zu stellen. Die Lufthansa hat alles bekommen, was sie wollte. Trotzdem haben sie es nicht geschafft, die AUA profitabel zu machen. Schon vor zwei Jahren hätte das Management die Reformen angehen müssen. Diesen Vorwurf muss man der Lufthansa machen. Eines ist klar: Je länger man in den negativen Zahlen fliegt, umso radikaler müssen die Einschnitte sein.

Interview: Ida Metzger

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