Verhandlungen geplatzt

Das wird die neue AUA

30.04.2012

Zwangsumstieg: Ab 1 Juli alle Flüge unter Tyrolean. Klagswelle der Gewerkschaft droht.

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© TZ ÖSTERREICH/Kernmayer, chrissinger
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Nach vier Monaten Hin und Her ist nun Schluss mit lustig bei der AUA. Der Vorstand macht Nägel mit Köpfen und hat am Montagabend den umstrittenen Übergang des Flugbetriebs auf die Tochter Tyrolean eingeleitet. Bis zuletzt hatte der Betriebsrat versucht, das zu verhindern. Aber eine bereits erzielte Grundsatzeinigung scheiterte mangels ausreichender Unterstützung seitens der Piloten.

AUA-Chef will bald einen Konzern-KV für alle haben
Der Betriebsübergang auf die um rund 25 Prozent günstiger operierende Tyrolean ist Teil des 220-260 Mio. Euro schweren Sparpakets, mit dem AUA-Chef Jaan Albrecht die marode Lufthansa-Tochter wieder in schwarze Zahlen fliegen will.

Was sich bei der AUA nun ändern wird:

  • Die rund 600 Piloten und 1.500 Flugbegleiter der AUA treten mit 1. Juli „neu“ in die Tyrolean ein.
  • Ihre Gehälter werden zwar nicht gekürzt, aber eingefroren. Die in den früheren AUA-Verträgen geltenden automatischen Gehaltssprünge entfallen.
  • Alle Flüge, auch die Langstrecken, werden künftig von der Tyrolean abgewickelt. Die wird damit von der Regionalfluglinie zum internationalen Carrier. Die Umschulung der Piloten läuft bereits.
  • Die Passagiere werden von all dem nichts merken. Die Marke Austrian bleibt auf allen Fliegern, nur auf den Tyrolean-Maschinen fällt der ohnehin wenig populäre Zusatz „arrows“ weg.

In einer Mail an die Mitarbeiter schreibt Albrecht, dass ein „weiter wie bisher“ keine Alternative sei. Und: Schon bald solle das Thema eines neuen Konzern-Kollektivvertrags angegangen werden. Dafür machten sich auch Belegschaftsvertreter stark.

Zunächst rollt aber eine Welle von Klagen von Betriebsrat und Gewerkschaft auf die AUA zu. So werde etwa überlegt, den in einem früheren Sparpaket vereinbarten 5-prozentigen Gehaltsverzicht der Mitarbeiter einzuklagen, hieß es aus der Gewerkschaft zu ÖSTERREICH.
 

Bis zu 300 Piloten könnten jetzt gehen

Schlechter wird’s unter Tyrolean vor allem für Piloten mit ganz alten Verträgen (vor 2004). Sie könnten der AUA nun mit fetter Abfertigung den Rücken kehren und etwa bei asiatischen Airlines anheuern, wo noch Spitzengehälter winken.

AUA-Bordbetriebsratschef Karl Minhard rechnet mit 200 bis 300 Abflugs-Willigen.
Seit Montagabend läuft eine 30-tägige Frist, in der die AUA-Bordmitarbeiter ein „Sonderaustrittsrecht“ haben. Das heißt, sie können bei voller Abfertigung kündigen. Für Piloten bedeutet das bis zu 39 Monatsgehälter, also bis zu rund 500.000 Euro. Das dürften etliche gern nehmen. Zumal künftig auch Schluss ist mit der „Zwei-Klassen-Gesellschaft“, in der Tyrolean-Piloten nur Regionalflieger steuern durften und große Maschinen den AUA-Crews vorbehalten waren.

Die vom Betriebsrat formulierten Sorgen, dass wegen massiver Piloten-Abgänge Engpässe im Sommer drohen, teilt das AUA-Management nicht. Es gebe ohnehin einen Piloten-Überhang, Teilzeitkräfte der Tyrolean könnten wieder Vollzeit fliegen – und man habe auch viele Neubewerbungen.




 
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